Sanieren, forschen, weiterbauen
Im Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren steht die Zeit auch im Lockdown nicht still
- Die Gemeinde Kronburg, zu der Illerbeuren gehört, soll wieder Sitz- und Stimmrecht im Zweckverband des Schwäbischen Bauernhofmuseums Illerbeuren bekommen. Darüber war sich die Verbandsversammlung unter dem Vorsitz von Bezirkstagspräsident Martin Sailer in ihrer jüngsten Sitzung einig. Ausgetreten aus dem Zweckverband war Kronburg 1982: Man war damals der Meinung, es genüge, wenn der Heimatdienst Illertal vertreten ist. Er ist zusammen mit dem Bezirk Schwaben und dem Landkreis Unterallgäu Träger des Freilichtmuseums. Sailer betonte, eine finanzielle Beteiligung stehe bei den Gesprächen nicht im Vordergrund, es gehe vielmehr darum, die Gemeinde wieder „mitzunehmen“bei allen Entscheidungen. Wie viel sich im letzten Jahr im Museum getan hat und welche Projekte anstehen, erfuhren die Verbandsräte von Museumsleiter Dr. Bernhard Niethammer.
Auch Bürgermeister Hermann Gromer begrüßte es, dass er künftig nicht mehr nur als Gast bei den Zweckverbandsversammlungen dabei sein soll. Schließlich gehe es dabei um das „Aushängeschild“der
Gemeinde. Auch die Gemeinderäte stünden dem grundsätzlich positiv gegenüber, berichtete er. Die genauen Modalitäten werden nun bis zur nächsten Verbandsversammlung ausgearbeitet.
Aufgrund des Lockdowns war das Bauernhofmuseum im vergangenen Jahr nur an 158 Tagen geöffnet. Dennoch erkundeten 23 000 Einzelbesucher das Gelände. Zum Vergleich: 2019 waren an 234 Öffnungstagen 35 000 Besucher zu Gast. „Ein gutes Ergebnis“, kommentierte Museumsleiter Niethammer den Zuspruch und gewann der Coronazeit sogar noch etwas Positives ab: „Alle Mitarbeiter haben hinter den Kulissen fleißig gearbeitet, wir konnten uns auch mit Dingen befassen, die sonst fast nicht möglich sind.“
Vier Häuser standen dabei hauptsächlich im Fokus: Die Arbeiten in und an der Sägemühle Hettisried, die seit Herbst 2019 auf dem Gelände wieder aufgebaut wird, sind fast fertig, sie soll im Mai eröffnet werden. Eine Publikation dazu ist in Arbeit. Auch die Instandsetzung des Bauernhauses Weicht, das zehn Jahre lang unter einer Plane geschlummert hat, geht zügig voran. Die kleinbäuerliche Sölde aus dem frühen 19. Jahrhundert soll ab 2022 für Besucher zugänglich sein.
In Illerbeuren werden aber nicht nur neue Häuser aufgebaut, auch im Museumsbestand wird immer weiter geforscht, verändert oder saniert. Im Uttenhof von 1745 entsteht gerade eine neue Dauerausstellung „Ein Gebäude erzählt seine Geschichte“, die Bürstenbinderei darin soll moderner präsentiert werden, vorgesehen sind auch Hörstationen und englische Texte.
Zum wiederholten Mal instand gesetzt werden muss das Bauernhaus Meßhofen aus dem frühen 18. Jahrhundert. „Das war schon bei der Übernahme in einem extrem schlechten Zustand und eigentlich ein Abbruchkandidat“, sagte Bauhistoriker Niethammer. „Jetzt haben sich die Schäden potenziert.“Ins Haus dringt Wasser ein, deshalb faulen die Holzbalken. Außen blättert der Kalkputz ab und darunter kommt die Lehmkonstruktion zum Vorschein, mit der es ebenfalls „extreme Probleme“gibt. Der Hof muss nun erst einmal gesperrt und grundsaniert werden. Die Kosten dafür werden auf 250 000 Euro geschätzt. Wenn das Haus voraussichtlich 2023 wieder zugänglich ist, finden Besucher darin auch eine neue Ausstellung
und Angebote zum Anfassen unter dem Motto „Annäherung an barockes Leben“.
Eine erhebliche Kostenreduzierung konnte Niethammer für einen Neubau ankündigen: Die geplante Besucher-WC-Anlage beim Erweiterungsgelände wird nur noch mit 110 000 statt 500 000 Euro veranschlagt. Ursprünglich wollte der Architekt das Gebäude nämlich aufwendig in einem natürlichen Hügel auf dem Gelände „verstecken“; nun wird es 100 Meter weiter weg sichtbar als Holzhaus mit Satteldach gebaut, was auch den Erschließungsaufwand deutlich reduziert.
Insgesamt einen ausgeglichenen Wirtschaftsplan präsentierte Verwaltungsleiter Holger Eckermann. „Wir haben lange überlegt, ob wir wegen der Pandemie Rücklagen entnehmen, haben aber darauf verzichtet“, sagte er. Stattdessen wurde für 2021 die Investitionsumlage halbiert von 1,1 Millionen auf 550 000 Euro. Insgesamt hat das Museum in diesem Jahr 2,7 Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung.
Momentan ist noch Winterpause im Bauernhofmuseum, es öffnet voraussichtlich am 30. März.