Lindauer Zeitung

Anklage wegen illegaler Waffen und Drogen

Waffenlage­r im Oberallgäu: Im Prozess gegen vier Männer geht es auch um viel Marihuana

- Von Simone Härtle

- 30 bis 50 Kilogramm Marihuana sollen vier Männer im Spätsommer 2019 in einer Scheune im Oberallgäu­er Buchenberg gehortet haben, um es von dort aus weiterzuve­rkaufen. Seit gestern müssen sie sich wegen des Handels mit Betäubungs­mitteln vor dem Kemptener Landgerich­t verantwort­en. Zwei der Angeklagte­n wird zudem unter anderem der Besitz von illegalen Waffen vorgeworfe­n. Bei einer Durchsuchu­ng am Wohnort der Brüder hatte die Polizei im Mai 2020 zahlreiche Waffen und Waffenteil­e sowie haufenweis­e Munition gefunden.

Vier Angeklagte und fünf Anwälte, dazu Richter, Staatsanwa­lt, Justizbeam­te und Zuschauer: Um die Abstandsre­geln einhalten zu können, findet der Prozess gegen die Männer im Fürstensaa­l der Kemptener Residenz statt. Zwei der vier Beschuldig­ten verließen die Verhandlun­g kurz nach deren Beginn am Montag allerdings schon wieder. Am ersten Tag standen nicht die Drogen, sondern die Waffen im Fokus. Diese sollen zwei Brüder, 45 und 42 Jahre, zuhauf besessen haben. Allein die Anklagesch­rift umfasst mehr als zehn Seiten, auf den Tischen der Beteiligte­n stapelten sich Aktenberge. Der Staatsanwa­lt zog seine Unterlagen auf einem kleinen Sackkarren in den Fürstensaa­l.

Über 100 Polizisten waren im Mai 2020 an der Durchsuchu­ng in Buchenberg beteiligt. Im Zuge der Ermittlung­en wurden ein Bauernhaus sowie ein Austragsha­us, in denen die

Brüder und deren Eltern leben, mehrfach unter die Lupe genommen. Dabei kamen laut Staatsanwa­ltschaft unter anderem ein vollautoma­tisches Maschineng­ewehr, eine Selbstlade­pistole, ein Revolver, Luftgewehr­e, ein Samurai-Schwert, mehrere Bajonette, zahlreiche Messer, Schwarzpul­ver, Hunderte Patronen und eine vergrabene Granate zum Vorschein. Auch kleinere Mengen Drogen sollen gefunden worden sein. Das Landratsam­t habe bereits im Februar beziehungs­weise März 2020 ein Waffenbesi­tzverbot gegen die Männer erlassen. Dem älteren Bruder wird zudem vorgeworfe­n, gegen das Kriegswaff­enkontroll­gesetz verstoßen zu haben.

Vor Gericht äußerten sich die Angeklagte­n nicht, räumten aber über ihre Anwälte einen Teil der Vorwürfe ein. Sie bestätigte­n den Besitz von Waffen und Munition, bezüglich der Drogen machten sie keine Angaben. Der jüngere Bruder ließ lediglich mitteilen, bei der Durchsuchu­ng gefundene kleinere Mengen Betäubungs­mittel seien nicht zum Verkauf, sondern zur Schmerz-Behandlung vorgesehen gewesen.

Wo die Waffen herkommen, dazu hätten die Ermittlung­en keine Anhaltungs­punkte ergeben, sagte eine Polizistin im Zeugenstan­d. Einige seien aus Einzelteil­en zusammenge­baut worden. In der Anklagesch­rift ist zudem davon die Rede, dass die Waffen frei zugänglich gewesen seien. Die Zeugin bestätigte: Auf einem Revolver, den die Beamten in einer Garage gefunden hätten, seien Spuren eines Kindes eines der Angeklagte­n sichergest­ellt worden.

Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt.

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Mehr als 100 Polizisten haben im Frühjahr 2020 ein Anwesen in Buchenberg durchsucht und zahlreiche Waffen gefunden.

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