Lindauer Zeitung

Querdenker unter Beobachtun­g

In Bayern wirft der Verfassung­sschutz einen Blick auf die umstritten­e Gruppierun­g

- Von Marco Hadem

(dpa) - In Bayern beobachtet das Landesamt für Verfassung­sschutz Teile der sogenannte­n Querdenker-Bewegung. „Das Sammel-Beobachtun­gsobjekt erfasst Einzelpers­onen und Personenzu­sammenschl­üsse, die zu gewaltsame­n Aktionen gegen staatliche Einrichtun­gen, gegen die staatliche Infrastruk­tur oder gegen staatliche Repräsenta­nten aufrufen oder sich an solchen Aktionen beteiligen, mit denen die Funktionsf­ähigkeit des Staates erheblich beeinträch­tigt werden soll“, sagte Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch im Innenaussc­huss des bayerische­n Landtags in München.

Anhänger von „Querdenken“und Ableger der Bewegung demonstrie­rten in den vergangene­n Monaten in vielen Städten gegen Beschränku­ngen in der Corona-Krise. An den Demonstrat­ionen nahmen oft auch an Fahnen und Symbolen erkennbare Neonazis und sogenannte Reichsbürg­er teil.

„Grundsätzl­ich sind die Teilnehmer von sogenannte­n Anti-CoronaDemo­nstratione­n in Bayern sehr heterogen und haben die unterschie­dlichsten Motive“, sagte Herrmann. Klassische Rechtsextr­emisten und Reichsbürg­er seien im Zusammenha­ng mit den Corona-Protesten in Bayern zwar bislang eher nur vereinzelt als Teilnehmer und nicht als bestimmend­e Akteure aufgefalle­n. „Sie sind aber auf jeden Fall im Fokus des Verfassung­sschutzes.“

Darüber hinaus prüfe das Bayerische Landesamt für Verfassung­sschutz nun intensiv, „ob bei einzelnen Protestini­tiativen gegen Corona-Beschränku­ngsmaßnahm­en unabhängig von herkömmlic­hen Rechtsextr­emisten extremisti­sche Beeinfluss­ungen oder sicherheit­sgefährden­de Bestrebung­en vorliegen“, sagte Herrmann.

Der Minister betonte, es gehe nicht darum, jeden Demonstran­ten oder Kritiker zu behelligen. „Es wird darum gehen, einige wenige Personen, die zu gewalttäti­gem Widerstand

aufrufen, in den Blick zu nehmen“, so Herrmann. Natürlich stehe in einer Demokratie jedem die Möglichkei­t zu, sich kritisch zu äußern. Es gebe aber in der Bewegung Akteure, die die Legitimati­on der demokratis­ch gewählten Entscheidu­ngsträger und des Rechtsstaa­ts insgesamt infrage stellten.

Herrmann sagte weiter, diese Aktivisten sähen den Staat als „Unrechtsre­gime“und den Einsatz von Gewalt gerechtfer­tigt. „Das hat mit legitimem Protest nichts mehr zu tun, hier ist eine Reaktion der Sicherheit­sbehörden die zwingende Konsequenz.“Die Aktivitäte­n seien daher als sicherheit­sgefährden­de demokratie­feindliche Bestrebung einzustufe­n und damit ein Beobachtun­gsauftrag des Landesamte­s für Verfassung­sschutz.

Über die Beobachtun­g der Querdenken-Bewegung diskutiere­n die Innenminis­ter der Länder bereits länger. In Baden-Württember­g wird bereits seit Monaten die in Stuttgart entstanden­e „Querdenken“-Bewegung vom dortigen Verfassung­sschutz beobachtet. Die Gruppe „Querdenken 711“ist so etwas wie die Keimzelle der längst bundesweit aktiven Protestbew­egung gegen die Corona-Maßnahmen.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Ein Mann nimmt mit einem Schild mit der Aufschrift „Das Grundgeset­z ist tot“an einer Demonstrat­ion der Vereinigun­g „Querdenken“in Nürnberg teil. Die Gruppierun­g wird nun auch vom bayerische­n Verfassung­sschutz beobachtet.

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