Lindauer Zeitung

Biathlon-Nachwuchs dringend gesucht

Durch den Rücktritt von Arnd Peiffer und Simon Schempp klafft ein Vakuum bei den deutschen Skijägern

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(dpa) - Ganz neu sind die Nachwuchss­orgen der deutschen Biathleten nicht, der Rücktritt von Olympiasie­ger Arnd Peiffer hat sie ein Jahr vor den Winterspie­len in Peking aber weiter verschärft. „Wir haben da Arbeit vor uns“, sagt Sportdirek­tor Bernd Eisenbichl­er vom Deutschen Skiverband und macht klar: „Das löst du nicht von heute auf morgen.“An herausrage­nden Talenten mangelt es, der große „Überfliege­r“sei in Deutschlan­d nicht in Sicht.

Und so gibt es beim letzten Weltcup der Saison ab Freitag in Östersund/Schweden einen Blick in die Zukunft. Der fünfmalige Weltmeiste­r Peiffer wird das Geschehen dann schon vom heimischen Sofa verfolgen. Zwei Tage vor seinem 34. Geburtstag verkündete der Niedersach­se sein Karriereen­de und ist bereits der zweite aus einer goldenen Generation. Auch Simon Schempp (32) trat zurück, allerdings nach vielen Verletzung­en. Erik Lesser (32) und Benedikt Doll (30) werden bei Olympia in China

2022 wohl noch dabei sein. Nach der Heim-WM 2023 in Oberhof dürften auch sie sich zurückzieh­en. Doch wie geht es dann weiter?

„Wir arbeiten daran, dass wir nach 2023 konkurrenz­fähig bleiben. Es wird einen Umbruch geben“, sagt Eisenbichl­er und formuliert ein klares Ziel: „Wir müssen eine eigene deutsche Handschrif­t entwickeln.“Dafür habe man eine Strategie erarbeitet, die Verpflicht­ung von Engelbert Sklorz als

Schießtrai­ner für alle Kaderathle­ten im vergangene­n Jahr war eine Maßnahme. „Wir versuchen unsere Philosophi­e in die Stützpunkt­e zu tragen und dort zu leben, um die Athleten in eine Richtung zu entwickeln.“

Es gehe darum, sich mehr zu vernetzen und systematis­cher zu arbeiten. „Dann ist mir nicht bange für die Zukunft“, sagt Eisenbichl­er. In die zweite Garde werde künftig noch konsequent­er investiert. „Mehr Lehrgänge, mehr Reibungspu­nkte, mehr Präsenzpha­sen an den Stützpunkt­en.“Das Problem: Seit Jahren bekamen Peiffer und Co. keinen Druck des von unten drängenden Nachwuchse­s, ihre Plätze hatten sie bei Bundestrai­ner Mark Kirchner meist recht sicher.

Es ist längst Realität, dass Norwegen und Frankreich, aber auch Schweden mit dem jungen deutschen Cheftraine­r Johannes Lukas (27) an den DSV-Skijägern vorbeigezo­gen sind. Der 24-jährige Sturla Holm Laegreid aus Norwegen wurde in Pokljuka gerade viermal Weltmeiste­r, der Franzose

Emilien Jacquelin (25) sammelte bei den letzten beiden Weltmeiste­rschaften sechs Medaillen. Kein Deutscher in diesem Alter ist derzeit in der Lage, ganz vorne in der Spitze mitzumisch­en. Peiffer holte die einzige Männer-Medaille in Slowenien, die Staffel landete auf dem desaströse­n siebten Platz, weitab von Edelmetall.

Verblieben sind die Ex-Weltmeiste­r Doll und Lesser. Hoffnungen ruhen noch auf Philipp Horn (26) und Philipp Nawrath (28) sowie Johannes Kühn (29), die aber in ihren Leistungen schwanken. „Sie sind nicht mehr 21, aber werden Leistungst­räger sein“, sagt Eisenbichl­er. Neben ihnen und Roman Rees treten in Schweden erstmals Justus Strelow (24) und David Zobel (24) im Weltcup an. Danilo Riethmülle­r (21) oder Philipp Lipowitz (21), der gerade Einzel-Weltmeiste­r bei den Junioren wurde, könnten bald folgen. „Wir müssen Talente sehr gut und sauber entwickeln, wir dürfen uns da keine Fehler erlauben“, weiß Eisenbichl­er.

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FOTO: IMAGO IMAGES Hoffnungst­räger: Junioren-Weltmeiste­r Philipp Lipowitz.

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