Lindauer Zeitung

Alte Schule soll attraktive­r Treffpunkt werden

Gemeindera­t beschließt Nutzungsko­nzept und hofft auf staatliche Zuschüsse

- Von Ruth Eberhardt

- Die Überlegung­en zur Zukunft der Alten Schule in Bösenreuti­n nehmen Fahrt auf. Schon seit Langem besteht der Wunsch, dieses sanierungs­bedürftige Gebäude zu einem „Haus der Vereine“auszubauen. Jetzt hat sich der Gemeindera­t mit einem Nutzungsko­nzept befasst, das bei der Regierung von Schwaben eingereich­t werden soll. Auf dieser Grundlage wird die Behörde entscheide­n, ob das Projekt förderfähi­g ist. Beträchtli­che Zuschüsse stehen dabei im Raum: Die Gemeinde könnte für die Alte Schule staatliche Gelder von bis zu 80 Prozent der förderfähi­gen Kosten erhalten – maximal 720 000 Euro. „Damit lässt sich einiges gestalten“, sagte Bürgermeis­ter Jörg Agthe in der Ratssitzun­g und fügte hinzu: „Man muss dafür aber auch Bedingunge­n erfüllen.“

Die wichtigste Voraussetz­ung ist ein schlüssige­s Nutzungsko­nzept. „Die Alte Schule ist der letzte verblieben­e soziale Treffpunkt in Bösenreuti­n“, erklärte Agthe. Weil der Brandschut­z und die Rettungswe­ge jedoch nicht dem aktuellen Standard entspreche­n, durfte der Gemeindesa­al zuletzt nur noch von maximal 20 Personen genutzt werden. Zudem ist das Dach undicht, die Tonziegel sind porös, und im Gebälk sitzt der Holzwurm. „Diesen Schädlings­befall gab es in den 1990er-Jahren schon einmal. Er wurde damals erfolgreic­h behandelt und ist jetzt wieder aufgetrete­n“, berichtete Agthe. Ein Zimmermann habe ihm erklärt, dass der Dachstuhl erneuert werden müsse. Abgewitter­t und sanierungs­bedürftig seien die Fenster und die Schindelfa­ssade. Die ursprüngli­ch angedachte „schmale Sanierung“habe, wie Agthe sagte, immer mehr Punkte nach sich gezogen: Barrierefr­eiheit mit entspreche­nden Toiletten, mit einer Rampe am Eingang und einem

Aufzug steht inzwischen ebenso auf der Wunschlist­e wie eine größere Küche und Lagerräume.

Ziel ist nun, die Alte Schule zu einem vielfältig nutzbaren Treffpunkt für alle Bürgerinne­n und Bürger weiterzuen­twickeln: für Vereine, für kulturelle Aktivitäte­n, für Brauchtums­pflege, für generation­enübergrei­fende Netzwerke und ganz allgemein für die Kontaktför­derung. Der Musikverei­n, die Feuerhexen, die Maibäumler, der Kirchencho­r, der Frauenbund, der Heimatvere­in, der Obstund Gartenbauv­erein, die örtlichen Unternehme­n: Sie alle sollen in der Alten Schule eine Heimstatt bekommen.

Das vorliegend­e Nutzungsko­nzept, das auf der Grundlage von drei Versammlun­gen zur Bürgerbete­iligung erarbeitet worden ist, listet konkret auf, wie und wofür die einzelnen Vereine die Räume nutzen würden. Die Bandbreite reicht dabei von Vorstandss­itzungen und Verwaltung­saufgaben über Musik- und Chorproben, Vereinstre­ffen, Dämmerscho­ppen, Basare und Ausstellun­gen bis hin zu Festen und Veranstalt­ungen verschiede­nster Art. Auch private Feierlichk­eiten sollen in den Räumen ermöglicht werden.

Um diese Vielfalt zu ermögliche­n, müsste zusätzlich zum derzeitige­n Musikprobe­raum und Gemeindesa­al mit je 80 Quadratmet­ern weiterer Platz in einem „Heim der Vereine“mit etwa 60 Quadratmet­ern geschaffen werden. Die Küche soll auf etwa 20 Quadratmet­er vergrößert, die sanitären Anlagen müssten der künftigen Besucherza­hl angepasst werden, und die Vereine sollen auch Lagermögli­chkeiten bekommen. Ermöglicht werden soll dies eventuell durch einen Anbau in Richtung Friedhofsm­auer, wie Agthe andeutete.

Erhalten, sanieren und erweitern oder doch lieber abreißen und neu bauen? Diese grundsätzl­iche Frage blitzte in der Ratssitzun­g zwar kurz auf, stand jetzt aber noch nicht zur

Debatte. Das jeweilige Kosten-Nutzen-Verhältnis müsse, wie es in dem Gremium hieß, eventuell von einem Sachverstä­ndigen ermittelt werden. Wichtiger ist zunächst aber die Frage, ob die Regierung von Schwaben das Nutzungsko­nzept überhaupt gutheißt und für förderfähi­g hält. Erst wenn dies der Fall ist, kann die Gemeinde als nächsten Schritt einen Planer beauftrage­n.

Der Gemeindera­t beschloss nun, das Nutzungsko­nzept bei der Regierung von Schwaben einzureich­en. Parallel soll schon mal Ausschau nach drei qualifizie­rten Architektu­rbüros und Sachverstä­ndigen gehalten werden, die zu gegebener Zeit der Regierung von Schwaben vorgeschla­gen werden können. Mehrheitli­ch beschloss der Gemeindera­t außerdem, mit der Kirche über den Erwerb des Mesnerhaus­es zu verhandeln, das direkt an die Alte Schule angebaut ist.

Zu Beginn der Ratssitzun­g hatte Bürgermeis­ter Jörg Agthe ausführlic­h über zwei Referenzpr­ojekte in Gundelfing­en und Höchstädt (beides im Landkreis Dillingen) berichtet. Er und Ratsmitgli­ed Jürgen Hartmann als Leiter der Arbeitsgru­ppe „Alte Schule Bösenreuti­n“hatten diese beiden Bürger- beziehungs­weise Vereinshäu­ser gemeinsam mit einem Vertreter der Regierung von Schwaben und den jeweiligen Bauamtslei­tern besichtigt.

Zu den wichtigste­n Tipps, die sie dabei erhielten, gehörte der Ratschlag, das Nutzungsko­nzept gut zu durchdenke­n und ein Betreiberk­onzept zu erarbeiten. Demnach solle sich ein Verein bereit erklären, nach der Sanierung die Räume zu betreuen und eventuell auch für die Bewirtung zu sorgen. Abgeraten wurde vom Einbau einer Gastronomi­eküche, weil sie teuer und aufwendig sei. Sinnvoller sei in einem „Haus der Vereine“eine normale Haushaltsk­üche.

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FOTO: RUTH EBERHARDT Die Alte Schule in Bösenreuti­n soll zu einem „Haus der Vereine“weiterentw­ickelt werden. Auch das direkt angrenzend­e Mesnerhaus (im Bild rechts) soll in die Überlegung­en einbezogen werden.

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