Harter Lockdown unausweichlich
Die Pandemie und die mit ihr verbundenen Beschränkungen der Freiheit bringen die Menschen im ganzen Land an ihre Grenzen. Das, was Lockdown genannt wird, überfordert uns alle. Für zusätzlich schlechte Stimmung sorgen nun Bilder etwa aus Israel, wo nach einer erfolgreichen Impfkampagne wieder geshoppt und gefeiert wird. Es ist also klar: Die Pandemie muss jetzt auch bei uns vorbei sein. Muss. Muss. Muss. Nur leider: Die nächste Frage, die hierzulande zu beantworten ist, lautet eben nicht: Wann öffnen wir? Sie lautet: Wann verschärfen wir die Maßnahmen?
Es geht hier gar nicht darum, ob ein verschärfter Lockdown das richtige Mittel ist oder nicht. Klar ist, er sollte in einer freiheitlichen Gesellschaft das letzte Mittel sein. Unser Problem ist, dass wir in Deutschland auch nach einem Jahr mit Corona im Moment nur dieses eine Werkzeug zur Hand haben. Natürlich gibt es – Stichwort: Tübingen – Modellversuche, der Pandemie anders Herr zu werden. Aber wer hinschaut, sieht, dass es in der Praxis im Moment nicht gelingt, eine solche Strategie flächendeckend auszurollen. „Testen und impfen“klappt noch nicht gut genug, um zu verhindern, dass uns die Infektionszahlen – befeuert durch die Virusmutanten – jeden Tag heftiger um die Ohren fliegen.
Wir sehen, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Wir hören Intensivmediziner Alarm schlagen. Wir wissen inzwischen auch, wie die Verantwortlichen in Bund und Land reagieren, um exponentielle Wellen zu brechen. Die Frage ist also nicht, ob ein verschärfter Lockdown kommt, sondern wann und für wie lange. Je später er kommt, desto länger wird er dauern, desto mehr Existenzen wird er gefährden, desto mehr Nerven wird er zerrütten.
Es ist ein Fehler der Politik gewesen, vergangenen November unter dem Druck der pandemiemüden Gesellschaft auf einen „Lockdown light“zu setzen. Wie es das gute Recht der Menschen ist, von diesem verdammten Virus genervt zu sein, so ist es die verdammte Pflicht der Entscheidungsträger, aus Fehlern im Umgang mit dem Virus zu lernen.