Der Klassiker der Geldanlage
Warum so viele Deutsche ihre Altersvorsorge auf Lebensversicherungen bauen
- Keine andere Form der Geldanlage ist so weitverbreitet wie sie: Mit 90 Millionen Hauptverträgen – mehr als die Republik Bürger hat – gilt die Lebensversicherung als der Klassiker der deutschen Altersvorsorge. Berücksichtigt man noch die Rentner und Kinder, dann kommt man über den Daumen auf fast drei Verträge pro Haushalt. Doch die Lebensversicherung ist nicht nur weit verbreitet, sie kann auch vielfältig ausgestaltet werden.
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer Risikolebensversicherung und einer Kapitallebensversicherung. Beide Formen garantieren im Ernstfall die Absicherung der Hinterbliebenen des Versicherten, sie unterscheiden sich allerdings auch in einigen zentralen Punkten. Eine weitere Variante ist die fondsgebundene Lebensversicherung, die eine Fondsanlage mit einer Risikolebensversicherung verbindet. Gemeinsam ist allen Formen, dass es sich um langfristig abgeschlossene Verträge handelt.
Da ist zunächst die Risikolebensversicherung, die ausschließlich die finanzielle Absicherung der Angehörigen im Todesfall des Versicherungsnehmers garantiert. Als Begünstigte können aber auch Geschäftspartner, Unternehmen oder Vereine bestimmt werden. Die Höhe der Versicherungssumme und die Vertragslaufzeit müssen bei Vertragsabschluss stets auf die individuellen Bedürfnisse abgestellt werden. Soll der Vertrag zur Absicherung der Familie dienen, sollte eine Laufzeit gewählt werden, bis die Kinder voraussichtlich aus dem Haus sind oder keine finanzielle Unterstützung mehr benötigen. Wird der Vertrag zur Absicherung eines Kredites oder einer Baufinanzierung benötigt, sind auf jeden Fall die Laufzeit und die Höhe des Darlehens zu berücksichtigen. Wer hingegen beispielsweise ein Annuitätendarlehen absichern möchte, kann eine Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme abschließen, die häufig auch als Restschuldversicherung bezeichnet wird. Die Risikolebensversicherung gilt den Verbraucherzentralen als kostengünstigste und empfehlenswerteste Vertragsvariante. Doch Achtung: Endet der Vertrag, ohne dass die versicherte Person während der Laufzeit gestorben ist, wird überhaupt keine Versicherungsleistung ausgezahlt. Die Risikolebensversicherung dient somit ausschließlich der Todesfallabsicherung und ist nicht mit einem Sparvorgang zum Vermögensaufbau verbunden.
Anders ist das bei der Kapitallebensversicherung, die über den Hinterbliebenenschutz hinaus noch eine private Altersvorsorge für den Versicherungsnehmer
beinhaltet. Genauer gesagt: Mit der Kapitallebensversicherung oder kapitalbildenden Lebensversicherung kombiniert man einen Sparplan mit einem Todesfallschutz. Ein Teil der Beiträge wird angespart und vom Versicherer größtenteils in Anleihen angelegt. Der andere Teil dient der Absicherung einer Versicherungssumme für den Todesfall. Die Kapitallebensversicherung, die meist bis zum 65. oder 67. Lebensjahr läuft, ist daher deutlich teurer als eine Risikolebensversicherung, die nur das Sterberisiko absichert. Klar ist damit auch, dass man langfristig an einen bestimmten Versicherer gebunden ist. Am Ende der Laufzeit zahlt der Versicherer die angesparte Versicherungssumme an die bezugsberechtigen Personen aus. Im Todesfall wird hingegen eine vereinbarte Todesfallsumme ausgezahlt.
Während bei einer klassischen Kapitallebensversicherung ein Großteil des Geldes in festverzinsliche Anleihen wandert, wird bei einer fondsgebundenen Lebensversicherung ein Teil des Sparbeitrags auch in risikoreichere Wertpapiere investiert – etwa in Aktienfonds. Aus diesem Grund gibt es bei der fondsgebundenen Lebensversicherung keinen Garantiezins. Ansonsten aber bietet diese Variante ebenfalls den Schutz der Hinterbliebenen und die Altersvorsorge für den Versicherungsnehmer in einem. Aufgrund ihrer teilweisen Koppelung an den Aktienmarkt hat man mit einer fondsgebundenen Lebensversicherung auch in Zeiten des Niedrigzinses Chancen auf höhere Renditen. Allerdings kann dieser Vorteil schnell wieder von hohen Gebühren aufgefressen werden. Denn wie ein Vergleich der Stiftung Warentest im November 2020 gezeigt hat, sind viele fondgebundenen Policen schlichtweg zu teuer.
Warum auch klassische Lebensversicherungen wegen hoher Kosten und niedriger Renditen in der Kritik stehen, lesen Sie hier in der kommenden Woche.