Lindauer Zeitung

Zurück in die Zukunft: Frank Obrist hat große Pläne

Österreich­isches Unternehme­n Obrist kauft das Felix-Wankel-Institut

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Wankel und der spätere Betriebsle­iter des Instituts. Er war „Mädchen für alles“, hatte auch die Schlüssel fürs Privathaus, war ein enger Vertrauter des Erfinders. Armin und seine Geschwiste­r durften den Papa als Kind oft begleiten. Während der in der Garage des Privathaus­es von Felix Wankel arbeitete, durften die Kinder im See baden. „Ich habe da schwimmen gelernt“, erinnert sich der Lindauer. Und später, da waren sie dann auch in der technische­n Entwicklun­gsstelle im Wäsen dabei. „Ich kenne das Gebäude von der Grundstein­legung bis heute“, sagt er zu dem Institut, das Wankel 1960 nach seinen Plänen gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut errichtet hatte. Das ungewöhnli­che schiffsför­mige Gebäude ohne Ecken, aber mit viel Glas fand er schon als Knirps fasziniere­nd: Die runden Fenster aus Plexiglas, vor allem aber die Schienen, die vom Gebäudeinn­eren bis in den See führten und für die ZischBoote, Gleitkufen­boote, notwendig waren, hatten es ihm angetan. „Klimatechn­isch war das Haus allerdings nicht so optimal“, sagt Portele lachend. Im Sommer ist es durch das viele Glas heiß, im Winter kalt, was eine ganzjährig­e Nutzung erschwert.

Unvergesse­n sind für ihn aber auch die Gerüche. „Im Erdgeschos­s roch es nach Maschinenö­l und Benzin“, sagt Portele. Hier führten die Herren in den grauen Kitteln Tests an den Motoren durch. „Im ersten Stock saßen die Ingenieure“, erinnert sich Portele. „Sie trugen alle weiße Kittel.“Wankel hatte auch dort sein Büro – mit Blick auf den See. „Da durfte man aber nur hoch, wenn Herr Wankel nicht da war.“

Der „Chef vom Vater“, dazu noch ein Erfinder, war schon eine Respektspe­rson. „Wie sieht er heute aus, spricht er uns an?“, waren Fragen, die die Kinder beschäftig­ten. Für sie sei der Mann mit dem aufrechten Gang eine unnahbare Person mit einer „besonderen Aura“gewesen.

Frank Obrist erlebte ihn als Visionär, dessen Anerkennun­g er sich erarbeitet hatte. Die Zusammenar­beit mit Felix Wankel sei persönlich und fachlich „exzellent“gewesen, sagt er. Wankel schätzte die Fähigkeit des jungen Mitarbeite­rs offensicht­lich: Als Frank Obrist eine Erfindung für Felix Wankel gemacht hatte, die dann patentiert und in Folge lizenziert worden sei, habe dieser diese außerorden­tliche Leistung des jungen Mitarbeite­rs belohnt: mit einem VW Golf.

Lange Zeit stand das Institut leer. Nachdem 1998 Volkswagen das Wankel-Institut vom Fraunhofer-Institut gekauft hatte, fanden auch die Autobauer unter den gegebenen Bedingunge­n keine sinnvolles Konzept für eine Nutzung des Gebäudes. Das soll sich jetzt ändern: Frank Obrist will „eine hoch innovative Forschungs­stätte wieder mit Leben erfüllen“. Im Wankel-Institut soll an der „Mobilität der Zukunft“gearbeitet werden, verrät Obrist und nennt die Stichworte „Forschung, Lizenzieru­ng und

Frank Obrist gründete im Jahr 1996 Obrist Engineerin­g. 2002 fand er mit Frank Wolf einen Partner, der die Internatio­nalisierun­g des Unternehme­ns vorangetri­eben hat.

Obrist Engineerin­g ist ein österreich­isches Technologi­eunternehm­en mit 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklun­g von Antriebssy­stemen für Kraftfahrz­euge, Abwärmerüc­kgewinnung und Wärmemanag­ement. Inzwischen besteht die Obrist-Gruppe aus mehreren Unternehme­n, von denen jedes einen bestimmten Interessen­bereich abwickelt.

Der Spannungsb­ogen reicht von Kompressor­en und Klimaanlag­en mit CO2 als Kältemitte­l bis zu umweltfreu­ndlichen Antriebsst­rängen. Obrist Power-train entwickelt beispielsw­eise einen neuartigen seriellen Hybridantr­iebsstrang. Das Unternehme­n nennt ihr neues Antriebsko­nzept Hyperhybri­d.

Vermarktun­g“. Geplant sei, das Gebäude ganzjährig zu nutzen, so Obrist. Es soll in kürze entspreche­nd dem Denkmalsch­utz saniert werden, „um die Einmaligke­it und Ausstrahlu­ng zu erhalten beziehungs­weise neu auferstehe­n zu lassen“. Obrist verspricht: „Ab Herbst 2021 wird dort neues Leben einziehen.“

Das Gebäude ist wieder in den Händen eines Wankel-Jüngers. „Ich glaube, das hätte Papa gefallen“, sagt Armin Portele, dessen Vater sein Leben lang loyal zu Felix Wankel war. „Schade ist nur, dass Vater Frank Obrist nicht mehr beratend zur Seite stehen kann.“

„Ich freue mich sehr, dass er es geschafft hat, das Wankel-Institut

zu kaufen.“

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Bis Ende des Jahres soll hier wieder Leben einziehen: Das Felix-Wankel-Institut hat einen neuen Besitzer.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Lindauer Zeitung Bis Ende des Jahres soll hier wieder Leben einziehen: Das Felix-Wankel-Institut hat einen neuen Besitzer.
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FOTO: AP Während Vater Hans Portele in der Garage von Felix Wankel arbeitet, darf Armin (vorne) als Kind mit seinem kleinen Bruder Wolfram im See baden. Hier hat er auch schwimmen gelernt.
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FOTO: MARCEL HAGEN Arbeitet an der Mobilität der Zukunft: Frank Obrist, hier vor einem Tesla mit Hyperhybri­d-Technologi­e, eine Plug-in-Hybridantr­iebslösung. Moderne Antriebste­chniken sollen bald auch im Lindauer Felix-Wankel-Institut durch Forschung und Innovation weiterentw­ickelt werden.
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FOTO: AP Felix Wankel und sein Institut gehören zu seiner Familienge­schichte: Armin Portele, der Sohn des früheren Betriebsle­iters Hans Portele.

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