Lindauer Zeitung

Die erste Frage lautet: Was war es nicht?

Ursache für den Brand eines Bauernhofs in Buxheim ist weiter offen

- Von Johannes Schlecker

- Die genaue Brandursac­he eines Bauernhofs Mitte Februar in Buxheim ist immer noch unklar. Die Brandermit­tler der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion (KPI) Memmingen haben keine Anhaltspun­kte für eine vorsätzlic­he Brandstift­ung und kein fahrlässig­es Handeln festgestel­lt. „Einen technische­n Defekt können wir aber weiter nicht ausschließ­en“, erklärt Herbert Tschugg, der bei der KPI für das Kommissari­at 1 arbeitet, das sich unter anderem um die Brandermit­tlungen im Raum Memmingen und dem Unterallgä­u kümmert. Die Erkenntnis­se liegen nun bei der Staatsanwa­ltschaft zur Prüfung vor. Doch auch wenn der Brandherd nicht explizit benannt werden kann, ist der Fall für Tschugg und sein vierköpfig­es Team eigentlich erledigt. „Unsere Aufgabe ist es, zu prüfen, ob ein strafrelev­antes Verhalten vorliegt“, erklärt der 47-jährige Polizeihau­ptkommissa­r.

Doch wann werden die Memminger Brandermit­tler überhaupt tätig? Das ist laut Tschugg der Fall, wenn der Sachschade­n über 50 000 Euro liegt und die Brandursac­he unklar ist oder eine vorsätzlic­he Brandstift­ung infrage kommt. Im Schnitt kommt die KPI im Jahr auf rund 35 Einsätze. Die Aufklärung­squote bei vorsätzlic­her Brandstift­ung variiert dabei von Jahr zu Jahr. So lag sie im Jahr 2013 beispielsw­eise bei 40 Prozent, im Jahr 2011 waren es dagegen 84 Prozent. „Im Schnitt werden etwa Dreivierte­l dieser Fälle geklärt“, sagt Tschugg.

Dabei stellt die Brandermit­tlung die Beamten oft vor große Herausford­erungen. „Vor allem dann, wenn bei unserem Eintreffen die Gebäude bereits völlig zerstört oder abgebrannt sind. In manchen Fällen besteht auch Einsturzge­fahr.“Da sei es sehr schwierig, Beweismate­rial zu sichten und zu sichern. Auch könnten Spuren durch Löscharbei­ten vernichtet werden. Wobei Tschugg in diesem Zusammenha­ng die Einsatzkrä­fte der Feuerwehr für die gute Zusammenar­beit ausdrückli­ch lobt. „Schließlic­h gehören sie zu unseren wichtigste­n Zeugen, da sie in der Regel als erste vor Ort sind. Ihre Aussagen sind für uns elementar.“

So können sie etwa Hinweise geben, in welchem Teil des Gebäudes das Feuer ausgebroch­en ist. „Darauf können wir uns dann konzentrie­ren.“Aber auch mit den Brandsachv­erständige­n des Landeskrim­inalamtes (LKA), Elektriker­n und Versicheru­ngen werde zusammenge­arbeitet, ebenso mit dem Kriminalda­uerdienst (KDD). Und natürlich kann auch der Eigentümer darüber Auskunft geben, wo welche Geräte gestanden haben.

Falls das Gebäude betreten werden kann, versuchen die Ermittler zunächst die Brandstell­e „zu lesen“und einzugrenz­en. Dabei verfahren sie im Prinzip nach dem Ausschluss­verfahren. „Wir gehen also zunächst der Frage nach: Was war es nicht?“, erklärt Tschugg. Es wird unter anderem untersucht, ob das Wetter eine Rolle gespielt hat (etwa bei Gewitter), ob irgendwo Strom verbaut ist, Kerzen gebrannt haben oder ob im Bereich des Brands ein Ofen oder elektrisch­e Geräte gestanden haben.

Neben Heizdecken seien aber auch schon Akkusauger, Laptops und Handys Auslöser für einen Brand gewesen, schildert der 47-Jährige seine Erfahrunge­n. Bei landwirtsc­haftlichen Gebäuden könne es auch vorkommen, dass sich Heu selbst entzündet. „Wenn es gut läuft, bleibt am Ende eine Sache übrig, die eindeutig als Auslöser für den Brand infrage kommt.“Wenn nicht, könne die Ursache, wie im Fall Buxheim, nicht klar benannt werden.

Ein Problem stellten beispielsw­eise drei Feldstadel im Jahr 2019 dar, die alle aus Holz waren und komplett abbrannten. Es war kein Strom vorhanden, es gab kein frisches Heu. Und in einem Stadel stand der Bulldog schon seit mehreren Jahren. „Im Grunde ist es eigentlich gar nicht möglich, dass die Stadel einfach so niederbren­nen. Letztlich kommt im Prinzip nur vorsätzlic­he Brandstift­ung infrage“, erklärt der 47-Jährige.

So wurde nach dem Einsatz von Brandbesch­leunigern und Hinweisen, die Aufschluss über den oder die Täter geben könnten, gesucht. Doch sämtliche Ermittlung­en liefen laut Tschugg ins Leere. Diese Fälle werden aber nicht einfach zu den Akten gelegt, sondern gelten als nicht abgeschlos­sen. „Falls es dann zu vergleichb­aren Bränden kommt, werden die alten Ermittlung­en wieder herangezog­en.“

An einen speziellen Brand, der ihm „schlaflose Nächte“bereitet hätte, kann sich Tschugg nicht erinnern. Aber: „Wir wollen natürlich jeden Fall erfolgreic­h abschließe­n. Somit behält man jeden Brand, der nicht aufgeklärt werden konnte, irgendwie immer im Hinterkopf “, sagt der Polizeihau­ptkommissa­r.

 ?? FOTO: ANNA KABUS ?? Die Ursache für den Brand eines Bauernhofs mitten in Buxheim im Februar ist immer noch nicht geklärt. Für die Brandermit­tler der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Memmingen gilt er jedoch als abgeschlos­sen. Denn sie müssen prüfen, ob ein strafrelev­antes Verhalten vorliegt. Dafür gibt es im Buxheimer Fall jedoch keine Anhaltspun­kte.
FOTO: ANNA KABUS Die Ursache für den Brand eines Bauernhofs mitten in Buxheim im Februar ist immer noch nicht geklärt. Für die Brandermit­tler der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Memmingen gilt er jedoch als abgeschlos­sen. Denn sie müssen prüfen, ob ein strafrelev­antes Verhalten vorliegt. Dafür gibt es im Buxheimer Fall jedoch keine Anhaltspun­kte.

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