Lindauer Zeitung

Brüchige Waffenruhe

Russland warnt vor Nato-Truppen in der Ukraine

- Andreas Stein und Christian Thiele

(dpa) - Angesichts der brüchigen Waffenruhe in der Ostukraine warnt Russland vor Nato-Soldaten als Unterstütz­ung der Regierung in Kiew. „Zweifellos würde ein solches Szenario zu weiteren Spannungen in der Nähe der russischen Grenzen führen“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow am Freitag in Moskau der Agentur Interfax zufolge. „Natürlich müsste die russische Seite dann zusätzlich­e Maßnahmen ergreifen, um ihre Sicherheit zu gewährleis­ten.“Welche das sein könnten, sagte Peskow nicht konkret: „Alle, die notwendig sind.“

Hintergrun­d sind Erklärunge­n des Verteidigu­ngsministe­riums der Ukraine, wonach die USA ihre Unterstütz­ung „im Fall einer Eskalation“zugesicher­t hätten. Erst vor einer Woche waren vier Regierungs­soldaten in dem Konfliktge­biet getötet worden.

Zunächst hieß es, die Soldaten seien bei einem Mörserangr­iff der prorussisc­hen Separatist­en getötet worden. Später änderte das Verteidigu­ngsministe­rium in Kiew seine Version. Oberbefehl­shaber Ruslan Chomtschak sprach im Parlament von Scharfschü­tzen, die Minenräume­r in den Rücken geschossen hätten.

Der Konflikt war am Dienstag Thema einer Videoschal­te von Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit Kremlchef Wladimir Putin und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron. Dabei hatte Putin Besorgnis über die „von der Ukraine provoziert­e Eskalation der bewaffnete­n Konfrontat­ion“zum Ausdruck gebracht, erklärte der Kreml danach.

Beobachter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) verzeichne­n dagegen keine Eskalation. Die Zahl der Verstöße gegen die Waffenruhe bleibe weiter deutlich unter dem Niveau vor dem Inkrafttre­ten der aktuellen Vereinbaru­ng im Juli 2020, hieß es. Die OSZE-Mission wurde erst am Mittwoch um ein Jahr verlängert.

Teile der Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze werden seit sieben Jahren von prorussisc­hen Separatist­en kontrollie­rt. Trotz einer Waffenruhe kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen Regierungs­einheiten und den Rebellen. Seit Jahresbegi­nn wurden auf Regierungs­seite mindestens 21 Soldaten getötet. Im Separatist­engebiet waren es mindestens 22 getötete Menschen. Ein 2015 verabschie­deter Friedenspl­an liegt faktisch auf Eis.

Nach einem Beschluss des ukrainisch­en Parlaments dürfen sich in diesem Jahr zu Übungszwec­ken bis zu 2000 US-Soldaten mit schwerem Gerät und Flugzeugen in der Ukraine aufhalten. Die Verfassung verbietet jedoch eine dauerhafte Stationier­ung.

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FOTO: ALEXEI DRUZHININ/DPA Wladimir Putin

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