Lindauer Zeitung

Vom Angeln und Zeichnen

Autor und Illustrato­r Helme Heine wird 80 Jahre alt

- Von Julia Kilian

(dpa) - Manche Lektionen lernt man früh im Leben. Dass Menschen sehr verschiede­n sein können – und trotzdem gemeinsam als gute Freunde durchs Leben gehen, zum Beispiel. Das erzählt auch Helme Heine in seinem Kinderbuch „Freunde“. Aber wie vermittelt man eigentlich, was Freundscha­ft ist? Und wie um Himmels Willen passen ein Hahn, eine Maus und ein Schwein zusammen?

Darüber hat auch Heine eine Weile nachgedach­t. Der Autor, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, gehört zu den erfolgreic­hsten Bilderbuch­künstlern der Welt. Er hat nicht nur den dicken Waldemar, Johnny Mauser und Franz von Hahn erfunden. Sondern er hat auch andere Figuren gezeichnet, etwa den kleinen Drachen Tabaluga.

Klar, die wirken knuffig. Aber wie stets bei guten Geschichte­n steckt halt doch mehr dahinter. Das wird auch deutlich, wenn man mit Helme Heine telefonier­t. In seiner Wahlheimat Neuseeland ist es schon spät, als er sich vor seinen Bildschirm setzt.

In der Geschichte der Freunde gehe es nicht darum, dass die Figuren gemeinsam Abenteuer erlebten. „Das interessie­rt mich nicht“, sagt Heine. Was ihn interessie­re, seien elementare Geschichte­n. Etwa zur Frage, was Freundscha­ft überhaupt sei.

Er habe lange über ein gutes Bild nachgedach­t. Es sei dann das Fahrrad geworden. „Keiner von denen allein könnte dieses Fahrrad fahren“, sagt Heine. Zusammen aber schaffen es die drei. Das leuchte allen Kindern ein. „Meine Bücher werden verkauft in Japan, Korea, Argentinie­n, überall, weltweit. Das versteht auch jedes Kind.“

Auch gute Figuren braucht es. Der dicke Waldemar zum Beispiel sei noch zu Zeiten Helmut Kohls entstanden, sagt Heine und lacht in sich hinein. Heines Leben klingt selbst nach Abenteuerr­oman. Geboren wurde er in Berlin, er ist viel herumgekom­men, hat Wirtschaft­swissensch­aften und Kunst studiert, lange in Südafrika gelebt und dort auch ein Kabarett geleitet.

Sein erstes Bilderbuch in den 1970ern war das „Elefantene­inmaleins“. Bis heute hat er viele Geschichte­n geschriebe­n und illustrier­t. Und beispielsw­eise die TV-Serie „Sauerkraut“entwickelt. Einen Einblick in seine Arbeit gibt er auch in einer neuen Werkstatta­usgabe der „Freunde“, die gerade erschienen ist.

Darin erzählt er zum Beispiel, dass Johnny Mauser Pralinen möge und sich sehr für Buddhismus interessie­re. Der dicke Waldemar hingegen habe Angst vor Mückenstic­hen und Sonnenbran­d. Der Leser müsse das am Ende gar nicht erfahren, sagt Heine. Aber für ihn sei das wichtig. Er möge keine eindimensi­onalen Figuren.

Mittlerwei­le lebt Heine seit rund 30 Jahren in Neuseeland, mit seiner Frau Gisela von Radowitz. Er nennt sie Kiki und arbeitet viel mit ihr zusammen. Während Heine erzählt, kommt er auf Goethes „Faust“und Ausstellun­gen in Paris zu sprechen, auf die Verwandlun­g von Kaulquappe­n, die Feinheiten der englischen Sprache und den Psychoanal­ytiker C. G. Jung.

Normalerwe­ise verbringt er zwei, drei Monate im Jahr in Europa. In Hamburg, Berlin, Leipzig oder der Schweiz zum Beispiel. Er nutze dann das Kulturlebe­n und sammle mit seinem Notizblock Eindrücke, die er wieder mitnehme. Das Leben in Neuseeland sei anders. „Hier ist es wichtiger, dass man ein Segelboot hat und angeln gehen kann.“

Beim Angeln habe es ihm vor allem der Kingfish angetan. Man müsse den Fisch innerhalb von zwanzig Minuten rausholen, sonst holten ihn die Haie vom Haken. Es gebe viele Haie, aber Angst mache ihm das nicht. An einem 80-Jährigen, sagt Heine, gebe es sicher keine zarten Stellen mehr. Und wenn, dann sei das eine tolle Nachricht. „Kinderbuch­autor vom Hai geholt.“Dass manche seine Geschichte­n übrigens für zu philosophi­sch für Kinder hielten, damit kann Helme Heine wenig anfangen. Kinder, sagt er, wollten nach oben greifen.

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FOTO: DPA Berühmte Helme-Heine-Figuren: Die Freunde vom Bauernhof Mullewapp – hier als Szene aus dem Kinofilm.
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FOTO: G. VON RADOWIT/DPA Helme Heine vor seinem Studio in Neuseeland.

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