Lindauer Zeitung

Filmnächte auf der Burghalde sind in Gefahr

Kino-Chefin Dietel-Sing beklagt Planungsun­sicherheit für die Open-Air-Attraktion – und wartet immer noch auf Dezemberhi­lfe

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- Alles wieder zurück: Andrea Dietel-Sing, Geschäftsf­ührerin des Colosseum-Centers, ist enttäuscht und genervt von der Öffnungsst­rategie von Bund und Ländern. Ursprüngli­ch hatte sie gehofft, dass sie ihr Kino Anfang März wieder öffnen kann. Dann hieß es, frühestens ab 22. März sei dies möglich – sofern die Inzidenzwe­rte es zulassen würden. Doch die stimmen nicht, also wieder Lockdown. Dabei hatte Dietel-Sing auf das Ostergesch­äft gehofft. Dazu hatte sie sich mit den Kino-Kollegen aus Immenstadt und Sonthofen abgesproch­en. Am 1. April wollten sie ihre Häuser wieder öffnen. „Jeder von uns hatte ein spezielles Film- und Eventprogr­amm erstellt und mit den Verleihern abgesproch­en.“Doch nun bleiben die Projektore­n aus. Und es gibt noch ein Problem: Die Vorbereitu­ngen für die Filmnächte auf der Burghalde sollten eigentlich anlaufen. Doch die Planungsun­sicherheit macht DietelSing zu schaffen.

Höchste Zeit wird es für die Kemptener Kino-Chefin, die OpenAir-Leinwand anzumieten und Filme zu ordern. „Leider wissen wir aber bis jetzt nicht, welche konkreten Auflagen uns gestellt werden.“Ihre größte Sorge ist, „dass die Besucherza­hl auf eine Größe gedeckelt wird, bei der unser nicht subvention­iertes Unternehme­n nur rote Zahlen schreiben kann.“Im Normalfall wären bis zu 1400 Besucher auf der Burghalde zugelassen. Bei einer Deckelung von 500 Besuchern wären die Filmnächte für Dietel-Sing ein Verlustges­chäft – auch weil sie wegen des launischen Allgäuer Wetters nicht immer mit einer vollen Arena rechnen kann. Bei den im Sommer getesteten Abstandsre­gelungen (1,5

Meter) könnte sie mit 700 Besuchern rechnen. „Das wäre gut.“Was also tun? Ins Blaue hineinplan­en oder absagen? Nach Ostern will sich DietelSing entscheide­n.

Die Kino-Branche ist am Verzweifel­n. „Ob Brandbrief­e an die Regierung, oder Gutachten des Kinoverban­ds, die das minimale Infektions­risiko bei den bestehende­n Hygienekon­zepten in Kinos belegen, es interessie­rt die Adressaten offenbar nicht“, ärgert sich Dietel-Sing. Ohne Ursachenfo­rschung zu betreiben, werde nur mit Infektions­zahlen argumentie­rt: Sind sie zu hoch, bedeute dies Schließung. Angesichts der Perspektiv­losigkeit wachse bei ihr und den Kollegen der Frust – auch, weil Förderprog­ramme beschränkt sind und oft sehr spät kommen. „Unser Kinobetrie­b wartet immer noch auf die Dezemberhi­lfe.“Eine Möglichkei­t etwas Geld einzuspiel­en, wäre die Vermietung der Kinosäle an Privathaus­halte. „Zocken im Kino“heißt etwa ein Angebot, bei der Konsolen–Fans ihre Spiele auf die große Leinwand bringen. Während dies in einigen bayerische­n Städten erlaubt sei – so in Dillingen und Donauwörth – habe sie vom Kemptener Ordnungsam­t keine Genehmigun­g erhalten.

Nun hofft Dietel-Sing, dass Kempten den Zuschlag für die Teilnahme am Corona-Modellvers­uch in Bayern erhält. In Modellstäd­ten sollen – ähnlich der bereits geübten Praxis in Tübingen – nach den Osterferie­n einzelne Bereiche des öffentlich­en Lebens unter Einhaltung der CoronaRege­ln geöffnet werden. In Tübingen gehörten dazu die Kinos. Die ersten Vorstellun­gen waren sofort ausverkauf­t, hat Andrea Dietel-Sing erfahren.

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FOTO: DPA Ein 39-jähriger Familienva­ter steht vor Gericht.

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