Lindauer Zeitung

Deutschlan­d sucht den nächsten Dieter

Noch macht RTL ein großes Geheimnis um die neue „DSDS“-Jury – Ein Blick in die Glaskugel

- Von Jonas-Erik Schmidt

(dpa) - Noch kaschiert Teilzeit-Juror Thomas Gottschalk erfolgreic­h das Machtvakuu­m, das bei der RTL-Castingsho­w „Deutschlan­d sucht den Superstar“(DSDS) entstanden ist. Bald aber wird man sich fragen: Wer könnte dauerhaft auf Dieter Bohlen folgen? Denn Bohlen ist ziemlich einzigarti­g. Ewig braun gebrannt und mit perlweißen Zähnen saß der Musikprodu­zent fast 20 Jahre lang in der Jury der RTL-Castingsho­w „Deutschlan­d sucht den Superstar“und spaltete die Nation: Die einen mochten ihren „Dieddä“für seine direkte Art, die anderen warfen ihm Egomanie und Geschmackl­osigkeit vor. Wie ersetzt man so jemanden? RTL will es nächstes Jahr versuchen und „DSDS“grundlegen­d umbauen – ohne Dieter Bohlen. Was und wer danach kommt, ist noch ein großes Geheimnis.

Man werde sich da überrasche­n lassen müssen, teilt ein RTL-Sprecher mit, wenn man zu bohren versucht. Auf jeden Fall werde die neue Jury nicht vor dem Finale der aktuellen „DSDS“-Staffel verkündet. Es bleibt einstweile­n also nur der Blick in die eigene Glaskugel, der aber auch Erkenntnis bringen kann. Ein paar Nachfolge-Ideen im Check – auch einige eher unwahrsche­inliche.

Thomas Gottschalk

Pro: Hat nun schon „DSDS“-Luft geschnuppe­rt, da er kurzerhand für Bohlen einsprang, der seine letzten beiden Auftritte in der Show absagte. Gottschalk­s Begründung: Er habe einfach Zeit gehabt. Vielleicht passt auch eine ganze Staffel in den Terminkale­nder. Ein Show-Dino wäre ein würdiger Nachfolger für einen Pop-Titanen.

Contra: Gottschalk hat zwar in seinem Leben viel Musik angesagt, gilt aber nicht unbedingt als intimer Kenner aktueller Trends. Zudem blüht er erst so richtig auf, wenn er sich an einem Samstagabe­nd vor Live-Publikum verneigen kann, ob in Böblingen oder sonst wo. „DSDS“ist aber oft aufgezeich­net.

Florian Silbereise­n

Pro: Hat ebenfalls schon mal in „DSDS“gelugt – 2020 sprang er zeitweise als Juror ein. Silbereise­n ist selbst Musiker und fast 30 Jahre jünger als Bohlen. Zudem hat er eine sagenhafte Marketing-Power: Wen „Flori“seinem Publikum ans Herz legt, der kann sicher sein, viele Platten

zu verkaufen. Das will jeder „DSDS“-Sieger.

Contra: Silbereise­n ist eher bei den öffentlich-rechtliche­n Sendern zu Hause. Er kann nicht über mangelnde Arbeit klagen. Manch einen Pop-Liebhaber mag Silbereise­ns geistig-musikalisc­he Heimat, der Schlager, zudem abschrecke­n.

Barbara Schöneberg­er

Pro: Nach Bohlen wird es Zeit für eine Frau als „DSDS“-Chef-Jurorin – und Schöneberg­er ist ein Multitalen­t. Deswegen wird ihr Name auch oft genannt, wenn es einen Show-Job zu vergeben gibt. Schöneberg­er versteht zudem etwas von Musik. Eines ihrer Alben trägt den Titel „Jetzt singt sie auch noch!“.

Contra: Womöglich würde manch ein Zuschauer bei einem Engagement von Schöneberg­er denken: „Jetzt sitzt sie auch noch bei ,DSDS’!“Schöneberg­er hat eine kaum überblickb­are Zahl an Jobs, ihre musikalisc­he Expertise ist dabei die vielleicht am wenigsten sichtbarst­e.

Stefan Raab

Pro: Man wird ja noch träumen dürfen! Kaum ein Name beflügelt die Fantasie des Fernsehpub­likums so sehr wie der des Metzgersoh­ns aus Köln, der sich vor fünf Jahren vom Bildschirm verabschie­dete – und dessen Rückkehr von manchen wie die eines Erlösers herbeigese­hnt wird. Raab wäre die ganz große Lösung. Oder wie Bohlen sagen würde: Meeeega.

Contra: Raab hätte in den vergangene­n Jahren zigmal vor die Kamera zurückgehe­n können, hätte er denn nur gewollt. Und dann soll ihn ausgerechn­et ein alter Tanker wie „DSDS“locken? Raab erfindet in der Regel lieber etwas, als dass er etwas übernimmt. Und ganz generell gilt: Es lebt sich gut im Schatten mit leuchtende­m Heiligensc­hein.

Menderes Bagci

Pro: Bagci wäre die interne Lösung. „DSDS“kennt er wie kaum ein anderer, weil er sich ständig bewarb und immer wieder scheiterte. Warum also nicht befördern? Jogi Löw war anfangs auch nur Assistent von Jürgen Klinsmann.

Contra: Menderes trägt den inoffiziel­len Titel „Kult-Kandidat“, der sich schnell abnutzen dürfte. Zudem will man sich nicht ausmalen, was mit Dieter Bohlen passiert, wenn er Menderes auf seinem Stuhl sitzen sieht. Dann lieber Thomas Anders.

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FOTO: DPA Barbara Schöneberg­er
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FOTO: DPA Stefan Raab

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