Deutschland sucht den nächsten Dieter
Noch macht RTL ein großes Geheimnis um die neue „DSDS“-Jury – Ein Blick in die Glaskugel
(dpa) - Noch kaschiert Teilzeit-Juror Thomas Gottschalk erfolgreich das Machtvakuum, das bei der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“(DSDS) entstanden ist. Bald aber wird man sich fragen: Wer könnte dauerhaft auf Dieter Bohlen folgen? Denn Bohlen ist ziemlich einzigartig. Ewig braun gebrannt und mit perlweißen Zähnen saß der Musikproduzent fast 20 Jahre lang in der Jury der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“und spaltete die Nation: Die einen mochten ihren „Dieddä“für seine direkte Art, die anderen warfen ihm Egomanie und Geschmacklosigkeit vor. Wie ersetzt man so jemanden? RTL will es nächstes Jahr versuchen und „DSDS“grundlegend umbauen – ohne Dieter Bohlen. Was und wer danach kommt, ist noch ein großes Geheimnis.
Man werde sich da überraschen lassen müssen, teilt ein RTL-Sprecher mit, wenn man zu bohren versucht. Auf jeden Fall werde die neue Jury nicht vor dem Finale der aktuellen „DSDS“-Staffel verkündet. Es bleibt einstweilen also nur der Blick in die eigene Glaskugel, der aber auch Erkenntnis bringen kann. Ein paar Nachfolge-Ideen im Check – auch einige eher unwahrscheinliche.
Thomas Gottschalk
Pro: Hat nun schon „DSDS“-Luft geschnuppert, da er kurzerhand für Bohlen einsprang, der seine letzten beiden Auftritte in der Show absagte. Gottschalks Begründung: Er habe einfach Zeit gehabt. Vielleicht passt auch eine ganze Staffel in den Terminkalender. Ein Show-Dino wäre ein würdiger Nachfolger für einen Pop-Titanen.
Contra: Gottschalk hat zwar in seinem Leben viel Musik angesagt, gilt aber nicht unbedingt als intimer Kenner aktueller Trends. Zudem blüht er erst so richtig auf, wenn er sich an einem Samstagabend vor Live-Publikum verneigen kann, ob in Böblingen oder sonst wo. „DSDS“ist aber oft aufgezeichnet.
Florian Silbereisen
Pro: Hat ebenfalls schon mal in „DSDS“gelugt – 2020 sprang er zeitweise als Juror ein. Silbereisen ist selbst Musiker und fast 30 Jahre jünger als Bohlen. Zudem hat er eine sagenhafte Marketing-Power: Wen „Flori“seinem Publikum ans Herz legt, der kann sicher sein, viele Platten
zu verkaufen. Das will jeder „DSDS“-Sieger.
Contra: Silbereisen ist eher bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu Hause. Er kann nicht über mangelnde Arbeit klagen. Manch einen Pop-Liebhaber mag Silbereisens geistig-musikalische Heimat, der Schlager, zudem abschrecken.
Barbara Schöneberger
Pro: Nach Bohlen wird es Zeit für eine Frau als „DSDS“-Chef-Jurorin – und Schöneberger ist ein Multitalent. Deswegen wird ihr Name auch oft genannt, wenn es einen Show-Job zu vergeben gibt. Schöneberger versteht zudem etwas von Musik. Eines ihrer Alben trägt den Titel „Jetzt singt sie auch noch!“.
Contra: Womöglich würde manch ein Zuschauer bei einem Engagement von Schöneberger denken: „Jetzt sitzt sie auch noch bei ,DSDS’!“Schöneberger hat eine kaum überblickbare Zahl an Jobs, ihre musikalische Expertise ist dabei die vielleicht am wenigsten sichtbarste.
Stefan Raab
Pro: Man wird ja noch träumen dürfen! Kaum ein Name beflügelt die Fantasie des Fernsehpublikums so sehr wie der des Metzgersohns aus Köln, der sich vor fünf Jahren vom Bildschirm verabschiedete – und dessen Rückkehr von manchen wie die eines Erlösers herbeigesehnt wird. Raab wäre die ganz große Lösung. Oder wie Bohlen sagen würde: Meeeega.
Contra: Raab hätte in den vergangenen Jahren zigmal vor die Kamera zurückgehen können, hätte er denn nur gewollt. Und dann soll ihn ausgerechnet ein alter Tanker wie „DSDS“locken? Raab erfindet in der Regel lieber etwas, als dass er etwas übernimmt. Und ganz generell gilt: Es lebt sich gut im Schatten mit leuchtendem Heiligenschein.
Menderes Bagci
Pro: Bagci wäre die interne Lösung. „DSDS“kennt er wie kaum ein anderer, weil er sich ständig bewarb und immer wieder scheiterte. Warum also nicht befördern? Jogi Löw war anfangs auch nur Assistent von Jürgen Klinsmann.
Contra: Menderes trägt den inoffiziellen Titel „Kult-Kandidat“, der sich schnell abnutzen dürfte. Zudem will man sich nicht ausmalen, was mit Dieter Bohlen passiert, wenn er Menderes auf seinem Stuhl sitzen sieht. Dann lieber Thomas Anders.