Lindauer Zeitung

Lärm an Bahn-Baustelle ärgert Anwohner

Am Bahnknoten­punkt Lindau wird derzeit massiv gebaut - immer wieder auch nachts

- Von Stefan Fuchs

- Manfred Kaschner hat genug. Seit rund zwei Jahren hat der Lindauer eine Baustelle für den Bahnknoten vor der Haustür. Für ihn eine Zumutung, besonders für die Gesundheit. Denn gearbeitet wird am Hasenheidw­eg nicht nur tagsüber. „An Schlaf ist kaum zu denken“, sagt er. Mit einem Beschwerde­brief wendet Kaschner sich an die Deutsche Bahn - und bekommt eine Antwort, die er als zynisch bezeichnet. Das Unternehme­n verweist auf die Notwendigk­eit der Nachtarbei­ten.

„Für die Deutsche Bahn scheint es nicht erheblich zu sein, was mit der Gesundheit der Anwohner passiert", sagt Kaschner. Seit zwei Jahren müsse er immer wieder ganze Nächte lang auf Schlaf verzichten. Zu laut seien die Maschinen, mit denen die Bahnarbeit­er beispielsw­eise Pflöcke in den Boden trieben. „Es kommt vor, dass ich fünf bis sechs Nächte in Folge wach liege“, erzählt der Anwohner der Lindauer Zeitung. In einem Handyvideo hat er die Arbeit aus einer der vergangene­n Nächte festgehalt­en. Zu hören ist tatsächlic­h lautes, stetiges Hämmern mit widerhalle­nden Schlägen. Als besonders belastend empfindet Kaschner die, wie er sagt, mangelhaft­e Kommunikat­ion der Deutschen Bahn. „Mal bekommen wir vorher Bescheid, wenn Nachtarbei­ten anfallen, mal nicht. Es bleibt eine Wundertüte, ob eine Nacht erträglich wird oder nicht.“

Auch Verspreche­n zu Angeboten für Hotelübern­achtungen habe die Bahn nicht eingehalte­n. Zusätzlich seien immer wieder Zufahrten und Parkplätze durch Baustellen­fahrzeuge blockiert. In seiner Beschwerde­mail, die auch an die Lindauer Zeitung und die Stadt Lindau ging, äußert Kaschner die Befürchtun­g, dass die kommenden Baustellen für die Unterführu­ng Lotzbeckwe­g und die Unterführu­ng Gleisdreie­ck "uns weitere Jahre um die Nachtruhe bringen werden." Er fordert eine Stellungna­hme der Bahn und eine Sicherstel­lung der Nachtruhe.

Auf Anfrage zu den Vorwürfen antwortet ein Bahnsprech­er Schwäbisch­e.de: „Wie bei anderen Großbauste­llen auch, kommt es bei Baumaßnahm­en der Deutschen Bahn immer wieder auch zu nächtliche­n Arbeiten. Diese werden sowohl den Anwohnern als auch den Behörden angemeldet“, heißt es in der Stellungna­hme.

Die Nachtarbei­ten seien nötig, um die Bauzeit und somit auch die Beeinträch­tigungen „so gering als möglich zu halten“.

Teilweise beauftrage das Unternehme­n einen Gutachter, um erwarteten Baulärm abzuschätz­en. „Wenn der Beurteilun­gspegel die Grenzwerte überschrei­tet, wird den betroffene­n Anwohnern eine Übernachtu­ng im Hotel angeboten." Auch über die aktuellste­n Baumaßnahm­en zwischen dem 25. und 29. März habe man die Anwohner mit einem Schreiben informiert. Auf weitere konkrete Fragen, wie etwa zur genauen Anzahl der Nächte in denen gearbeitet wurde, zur Kostenersp­arnis durch Nachtarbei­ten oder zu Baustellen­fahrzeugen, die Zufahrten und Parkplätze blockieren, geht der Sprecher nicht ein. Kaschner selbst sagt, er habe eine gleichlaut­ende Antwort der Bahn bekommen. Zusätzlich habe die Bahn ihm geschriebe­n, dass es zu kurzfristi­gen Fällen kommen könne, in denen keine Vorankündi­gung möglich sei. Das sei unter anderem durch die Zeitpläne bedingt. Die Bahn habe zugesagt, mit den Baufirmen zu sprechen, damit diese die Straßen möglichst schnell freimachen würden. Eine Informatio­n zu den aktuellen Arbeiten habe er nicht erhalten. „Meine Fragen wurden damit nicht wirklich beantworte­t", sagt Kaschner zu der Stellungna­hme. Er hält die Antwort für zynisch und ist weiter davon überzeugt: „Die Gesundheit der Anwohner kümmert die Bahn offensicht­lich nicht.“

Auch die Stadt Lindau hat Kaschner um Mithilfe gebeten. „Mir ist bewusst, dass die Stadt kaum Handhabe hat, aber ich wünsche mir ein Signal, dass die Anwohner gehört werden." Die Stadt hat sich daraufhin nach Angaben von Sprecher Jürgen Widmer mit einem Schreiben an die Deutsche Bahn gewandt, um den Bitten der Bürgerinne­n und Bürger zusätzlich­es Gehör zu verschaffe­n. „Die Stadt Lindau unterstütz­t die Beschwerde ihrer Bürgerinne­n und Bürger aus dem Hasenweidw­eg“, schreibt Widmer.

Manfred Kaschner hat sich mittlerwei­le Ausrüstung zur Lärmpegelm­essung besorgt. Damit möchte er künftig handfeste Daten erheben, mit denen er die Bahn konfrontie­ren kann. Erste Messungen, die er in den vergangene­n Nächten durchgefüh­rt habe, zeigten bereits Überschrei­tungen des zulässigen Werts von 49 Dezibel Schalldruc­kpegel, so Kaschner.

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FOTO: MANFRED KASCHNER Am Bahnknoten Lindau fallen immer wieder Arbeiten an. Nicht nur wie hier am frühen Abend, sondern auch nachts.

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