Lärm an Bahn-Baustelle ärgert Anwohner
Am Bahnknotenpunkt Lindau wird derzeit massiv gebaut - immer wieder auch nachts
- Manfred Kaschner hat genug. Seit rund zwei Jahren hat der Lindauer eine Baustelle für den Bahnknoten vor der Haustür. Für ihn eine Zumutung, besonders für die Gesundheit. Denn gearbeitet wird am Hasenheidweg nicht nur tagsüber. „An Schlaf ist kaum zu denken“, sagt er. Mit einem Beschwerdebrief wendet Kaschner sich an die Deutsche Bahn - und bekommt eine Antwort, die er als zynisch bezeichnet. Das Unternehmen verweist auf die Notwendigkeit der Nachtarbeiten.
„Für die Deutsche Bahn scheint es nicht erheblich zu sein, was mit der Gesundheit der Anwohner passiert", sagt Kaschner. Seit zwei Jahren müsse er immer wieder ganze Nächte lang auf Schlaf verzichten. Zu laut seien die Maschinen, mit denen die Bahnarbeiter beispielsweise Pflöcke in den Boden trieben. „Es kommt vor, dass ich fünf bis sechs Nächte in Folge wach liege“, erzählt der Anwohner der Lindauer Zeitung. In einem Handyvideo hat er die Arbeit aus einer der vergangenen Nächte festgehalten. Zu hören ist tatsächlich lautes, stetiges Hämmern mit widerhallenden Schlägen. Als besonders belastend empfindet Kaschner die, wie er sagt, mangelhafte Kommunikation der Deutschen Bahn. „Mal bekommen wir vorher Bescheid, wenn Nachtarbeiten anfallen, mal nicht. Es bleibt eine Wundertüte, ob eine Nacht erträglich wird oder nicht.“
Auch Versprechen zu Angeboten für Hotelübernachtungen habe die Bahn nicht eingehalten. Zusätzlich seien immer wieder Zufahrten und Parkplätze durch Baustellenfahrzeuge blockiert. In seiner Beschwerdemail, die auch an die Lindauer Zeitung und die Stadt Lindau ging, äußert Kaschner die Befürchtung, dass die kommenden Baustellen für die Unterführung Lotzbeckweg und die Unterführung Gleisdreieck "uns weitere Jahre um die Nachtruhe bringen werden." Er fordert eine Stellungnahme der Bahn und eine Sicherstellung der Nachtruhe.
Auf Anfrage zu den Vorwürfen antwortet ein Bahnsprecher Schwäbische.de: „Wie bei anderen Großbaustellen auch, kommt es bei Baumaßnahmen der Deutschen Bahn immer wieder auch zu nächtlichen Arbeiten. Diese werden sowohl den Anwohnern als auch den Behörden angemeldet“, heißt es in der Stellungnahme.
Die Nachtarbeiten seien nötig, um die Bauzeit und somit auch die Beeinträchtigungen „so gering als möglich zu halten“.
Teilweise beauftrage das Unternehmen einen Gutachter, um erwarteten Baulärm abzuschätzen. „Wenn der Beurteilungspegel die Grenzwerte überschreitet, wird den betroffenen Anwohnern eine Übernachtung im Hotel angeboten." Auch über die aktuellsten Baumaßnahmen zwischen dem 25. und 29. März habe man die Anwohner mit einem Schreiben informiert. Auf weitere konkrete Fragen, wie etwa zur genauen Anzahl der Nächte in denen gearbeitet wurde, zur Kostenersparnis durch Nachtarbeiten oder zu Baustellenfahrzeugen, die Zufahrten und Parkplätze blockieren, geht der Sprecher nicht ein. Kaschner selbst sagt, er habe eine gleichlautende Antwort der Bahn bekommen. Zusätzlich habe die Bahn ihm geschrieben, dass es zu kurzfristigen Fällen kommen könne, in denen keine Vorankündigung möglich sei. Das sei unter anderem durch die Zeitpläne bedingt. Die Bahn habe zugesagt, mit den Baufirmen zu sprechen, damit diese die Straßen möglichst schnell freimachen würden. Eine Information zu den aktuellen Arbeiten habe er nicht erhalten. „Meine Fragen wurden damit nicht wirklich beantwortet", sagt Kaschner zu der Stellungnahme. Er hält die Antwort für zynisch und ist weiter davon überzeugt: „Die Gesundheit der Anwohner kümmert die Bahn offensichtlich nicht.“
Auch die Stadt Lindau hat Kaschner um Mithilfe gebeten. „Mir ist bewusst, dass die Stadt kaum Handhabe hat, aber ich wünsche mir ein Signal, dass die Anwohner gehört werden." Die Stadt hat sich daraufhin nach Angaben von Sprecher Jürgen Widmer mit einem Schreiben an die Deutsche Bahn gewandt, um den Bitten der Bürgerinnen und Bürger zusätzliches Gehör zu verschaffen. „Die Stadt Lindau unterstützt die Beschwerde ihrer Bürgerinnen und Bürger aus dem Hasenweidweg“, schreibt Widmer.
Manfred Kaschner hat sich mittlerweile Ausrüstung zur Lärmpegelmessung besorgt. Damit möchte er künftig handfeste Daten erheben, mit denen er die Bahn konfrontieren kann. Erste Messungen, die er in den vergangenen Nächten durchgeführt habe, zeigten bereits Überschreitungen des zulässigen Werts von 49 Dezibel Schalldruckpegel, so Kaschner.