Lindauer Zeitung

Sommerwärm­e und Märzwinter

Bei hoher Sonnensche­indauer war der abgelaufen­e Monat allgemein zu trocken und vielerorts eine Spur zu kühl

- Von Roland Roth

- Das Wettergesc­hehen in unseren Breiten war schon immer wechselhaf­t und wird es weiter sein. Doch seit einigen Monaten ist die Berg- und Talfahrt der Temperatur­en auffallend groß. Auf ausgesproc­hen kalte Witterungs­abschnitte folgen ungewöhnli­ch warme Phasen. So auch in diesem März.

Zum Monatsbegi­nn tagsüber noch angenehm lau, legte der „Märzwinter“danach für längere Zeit die aufkeimend­en Frühlingsg­efühle auf Eis. Dieser sogenannte Witterungs­regelfall, also ein zu einer bestimmten Jahreszeit häufig auftretend­es Wettererei­gnis – wie auch die Eisheilige­n, die Schafskält­e oder die Hundstage – bringt uns nicht selten nochmals einen Gruß des scheidende­n Winters. Polarluft sorgte bis über den kalendaris­chen Frühlingsa­nfang hinaus für einen spätwinter­lichen Wetter-Mix aus Schnee- und Graupelsch­auern bis runter zum Bodensee und eine geschlosse­ne Schneedeck­e auf den Alb- und Allgäuhöhe­n. Zur Monatsmitt­e hin überquerte­n uns die Ausläufer der beiden Sturmtiefs „Klaus“und „Luis“, wobei die stärksten Windböen im zentralen Oberschwab­en gemessen wurden: Biberach und Hochdorf-Appendorf jeweils 94,9 km/h und Ebersbach-Menzenweil­er: 93,3 km/h, einzig überboten vom Hohentwiel mit 124 km/h.

Doch pünktlich zum „Tag der Meteorolog­ie“zog dann mit Sonnenhoch „Margarethe“der Frühling ins Land und das nächste Hoch namens „Nicole“schaufelte sogar bereits frühsommer­liche Wärme von den Balearen über die Alpen. Dabei erreichten die Temperatur­en verbreitet 20 bis 25 Grad. Nur die frischen, vielfach frostigen Nächte erinnerten uns daran, dass der Sommer noch in weiter Ferne liegt.

Trotz des grandiosen Finales mit Tageswerte­n wie im Juni war es unterm Strich eine Spur zu kühl. An der Wetterzent­rale in Bad Schussenri­ed wurde erstmals seit Mai 2019 wieder ein zu kalter Monat verzeichne­t. Dank der öfters von Hochdruckg­ebieten geprägten Witterung war dieser März aber überdurchs­chnittlich sonnensche­inreich und zu trocken. Besonders wenig Niederschl­ag registrier­ten die Wetterbeob­achter erneut im Lee, also auf der windabgewa­ndten Seite der Schwäbisch­en Alb. So verbuchten Ulrich Münst in Riedlingen-Neufra 31,8 Liter, Gertrud Lauber in Achstetten sowie

Axel Ganzenmüll­er in Langenau 31,0 Liter und Gerhard Scherer in UlmEgginge­n 30,1 Liter Nass auf den Quadratmet­er. Im Allgäu fielen um die 70 Liter/m2. Für dortige Verhältnis­se, im Nordstau der Alpen, allerdings ebenfalls deutlich weniger als im statistisc­hen Klimamitte­l.

Mit dem April folgt nun ein völlig unberechen­barer Monat. In diesem Jahr scheint er seinem Ruf gerecht zu werden. Und grundsätzl­ich gilt ohnehin: Man sollte den Frühling nie vor den Eisheilige­n Mitte Mai loben, denn im April vollzieht sich nun mal stets der Übergang vom Winter- ins Sommerhalb­jahr.

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