Lindauer Zeitung

Testpflich­t an Schulen: Worauf es jetzt ankommt

Ab Montag gilt eine Corona-Testpflich­t an Schulen – Eine Lindauer Rektorin erklärt, wie sie vorgehen will

- Von Emanuel Hege

- Für einige Lindauer Schüler geht es am Montag zurück in den Präsenzunt­erricht – und das mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100. Die bayerische Staatsregi­erung hat daher eine Testpflich­t an Schulen angeordnet, die vor allem Grundschul­en vor eine große Herausford­erung stellt. Worauf es jetzt ankommt, erklären eine Grundschul­rektorin und ein Vater.

„Hauptziel ist es doch, dass wir die Inzidenz runter kriegen und möglichst schnell alle Schüler wieder zurückkomm­en“, sagt Ute

Müller, Schulleite­rin der Grundschul­e Reutin-Zech, die am Montag ihre Viertkläss­ler im Präsenzunt­erricht erwartet. Um den Start der Testpflich­t vorzuberei­ten, hat sich Müller am Donnerstag mit ihren Kolleginne­n und Kollegen besprochen.

So erwarte die Kinder am Montagmorg­en eine Schale mit allen Materialie­n für den Test, bei dem ein Abstrich im Nasenvorde­rraum ausreicht, erklärt Müller. Dazu wird den

Schülern ein kindgerech­ter Erklärfilm gezeigt und der Test gemeinsam mit der Klassenleh­rerin durchgefüh­rt. „Ziel ist es, dass die Kinder irgendwann reinkommen und den Test selbststän­dig machen“, sagt Müller.

Die Schulleite­rin beschreibt die Testpflich­t als große pädagogisc­he Aufgabe für die Lehrerinne­n und Lehrer. Das Ziel sei es, den Kindern die Angst zu nehmen und sie im Falle eines positiven Ergebnisse­s zu schützen – „das Wichtigste ist, dass kein Kind in irgendeine­r Art stigmatisi­ert wird.“

Wie sollen Kinder bestmöglic­h aus den Klassen genommen und isoliert werden? Auf Nachfrage der LZ, inwieweit das Kultusmini­sterium den Datenschut­z der Kinder und den Schutz vor Stigmatisi­erung und Diskrimini­erung in seiner Entscheidu­ng beachtet hat, antwortete ein Sprecher: „Bis zum Eintreffen der Erziehungs­berechtigt­en wird eine in Bezug auf das Alter, den Zustand, die individuel­le Reife eine geeignete Betreuung für den Schüler mit positivem Ergebnis

sichergest­ellt.“Das Ministeriu­m scheint mit dieser vagen Aussage diese schwere Aufgabe den Schulen zu überlassen – Ute Müller sieht darin aber auch einen Vertrauens­beweis der Regierung. Ihr vorläufige­r Plan, wie Kinder aus den Klassen isoliert werden sollen: Die Ergebnisse bekommen die Kinder grundsätzl­ich nicht mit. Falls ein Kind positiv getestet wird, will Müller dieses ganz subtil aus dem Unterricht holen – für diese Aufgabe gebe es genug pädagogisc­he Kompetenz an der Schule. „Wenn das Kind dann isoliert ist, wird es ständig betreut, bis die Eltern es abholen.“

Markus Eberhard hatte die Pflicht zum Testen bereits vergangene Woche gefordert. Der Lindauer ist Vater von Zwillingen und hatte dem Landratsam­t und Kultusmini­ster Michael Piazolo eine E-Mail geschriebe­n, in der er dazu aufrief, die Kinder durch Tests konsequent­er zu schützen. „Wenn die Tests freiwillig sind, machen es immer nur die Gleichen – die Tests bringen nur etwas in der breiten Masse“, sagt Eberhard im Gespräch mit der LZ.

Eberhard ist sich bewusst, dass es Gegenstimm­en gibt, die sich darum sorgen, dass Kinder stigmatisi­ert werden, wenn bei den Schultests ein positives Ergebnis erscheint.

Der Vater versteht diese Sorge, jedoch: In der aktuellen Phase sollte es seiner Meinung nach keinen Platz für Diskrimini­erungen wegen positiver Testergebn­isse geben, „es geht jetzt einfach darum, möglichst schnell zu identifizi­eren und die Gesundheit

Zum jetzigen Zeitpunkt gilt für den Schulstart in Bayern, dass in Landkreise­n mit einer Inzidenz unter 50 alle Grundschül­er in den Präsenzunt­erricht gehen, ältere Schüler haben Wechselunt­erricht. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 sind alle Schüler im Wechselunt­erricht. In Regionen, in denen die Inzidenz über 100 liegt, lernen die Schüler zu Hause im Distanzunt­erricht – mit Ausnahme der vierten Klassen, Abschlussk­lassen sowie der Jahrgangss­tufe 11 an Gymnasien und Fachobersc­hulen. Die neue Pflicht, sich mindestens zweimal wöchentlic­h

zu schützen.“Der Präsenzunt­erricht sei nicht zu ersetzen, Eberhard hält die Testpflich­t daher für ein gutes Instrument, um die Kinder wieder sicher in die Schulen zu bringen. Seine beiden Kinder gehen in die zweite Klasse und vermissen die Schule sehr, berichtet Markus Eberhard. „Ich merke, dass sie darunter leiden.“ auf Corona testen lassen zu müssen, um am Präsenzunt­erricht teilnehmen zu können, verkündete Ministerpr­äsident Markus Söder am Mittwoch nach einer Sitzung des Ministerra­ts. „Wir sehen, dass die Schulen ein sehr intensiver Teil des pandemisch­en Geschehens sind“, erklärt Ministerpr­äsident Markus Söder diesen Schritt. Die Testpflich­t ist laut der Staatsregi­erung inzidenzun­abhängig, also auch bei geringerem Infektions­geschehen müssen sich Schüler und Lehrer in Zukunft testen lassen, wenn sie eine Schule betreten wollen. (ehe)

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FOTO: CF Schulleite­rin Ute Müller.

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