Testpflicht an Schulen: Worauf es jetzt ankommt
Ab Montag gilt eine Corona-Testpflicht an Schulen – Eine Lindauer Rektorin erklärt, wie sie vorgehen will
- Für einige Lindauer Schüler geht es am Montag zurück in den Präsenzunterricht – und das mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 100. Die bayerische Staatsregierung hat daher eine Testpflicht an Schulen angeordnet, die vor allem Grundschulen vor eine große Herausforderung stellt. Worauf es jetzt ankommt, erklären eine Grundschulrektorin und ein Vater.
„Hauptziel ist es doch, dass wir die Inzidenz runter kriegen und möglichst schnell alle Schüler wieder zurückkommen“, sagt Ute
Müller, Schulleiterin der Grundschule Reutin-Zech, die am Montag ihre Viertklässler im Präsenzunterricht erwartet. Um den Start der Testpflicht vorzubereiten, hat sich Müller am Donnerstag mit ihren Kolleginnen und Kollegen besprochen.
So erwarte die Kinder am Montagmorgen eine Schale mit allen Materialien für den Test, bei dem ein Abstrich im Nasenvorderraum ausreicht, erklärt Müller. Dazu wird den
Schülern ein kindgerechter Erklärfilm gezeigt und der Test gemeinsam mit der Klassenlehrerin durchgeführt. „Ziel ist es, dass die Kinder irgendwann reinkommen und den Test selbstständig machen“, sagt Müller.
Die Schulleiterin beschreibt die Testpflicht als große pädagogische Aufgabe für die Lehrerinnen und Lehrer. Das Ziel sei es, den Kindern die Angst zu nehmen und sie im Falle eines positiven Ergebnisses zu schützen – „das Wichtigste ist, dass kein Kind in irgendeiner Art stigmatisiert wird.“
Wie sollen Kinder bestmöglich aus den Klassen genommen und isoliert werden? Auf Nachfrage der LZ, inwieweit das Kultusministerium den Datenschutz der Kinder und den Schutz vor Stigmatisierung und Diskriminierung in seiner Entscheidung beachtet hat, antwortete ein Sprecher: „Bis zum Eintreffen der Erziehungsberechtigten wird eine in Bezug auf das Alter, den Zustand, die individuelle Reife eine geeignete Betreuung für den Schüler mit positivem Ergebnis
sichergestellt.“Das Ministerium scheint mit dieser vagen Aussage diese schwere Aufgabe den Schulen zu überlassen – Ute Müller sieht darin aber auch einen Vertrauensbeweis der Regierung. Ihr vorläufiger Plan, wie Kinder aus den Klassen isoliert werden sollen: Die Ergebnisse bekommen die Kinder grundsätzlich nicht mit. Falls ein Kind positiv getestet wird, will Müller dieses ganz subtil aus dem Unterricht holen – für diese Aufgabe gebe es genug pädagogische Kompetenz an der Schule. „Wenn das Kind dann isoliert ist, wird es ständig betreut, bis die Eltern es abholen.“
Markus Eberhard hatte die Pflicht zum Testen bereits vergangene Woche gefordert. Der Lindauer ist Vater von Zwillingen und hatte dem Landratsamt und Kultusminister Michael Piazolo eine E-Mail geschrieben, in der er dazu aufrief, die Kinder durch Tests konsequenter zu schützen. „Wenn die Tests freiwillig sind, machen es immer nur die Gleichen – die Tests bringen nur etwas in der breiten Masse“, sagt Eberhard im Gespräch mit der LZ.
Eberhard ist sich bewusst, dass es Gegenstimmen gibt, die sich darum sorgen, dass Kinder stigmatisiert werden, wenn bei den Schultests ein positives Ergebnis erscheint.
Der Vater versteht diese Sorge, jedoch: In der aktuellen Phase sollte es seiner Meinung nach keinen Platz für Diskriminierungen wegen positiver Testergebnisse geben, „es geht jetzt einfach darum, möglichst schnell zu identifizieren und die Gesundheit
Zum jetzigen Zeitpunkt gilt für den Schulstart in Bayern, dass in Landkreisen mit einer Inzidenz unter 50 alle Grundschüler in den Präsenzunterricht gehen, ältere Schüler haben Wechselunterricht. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 sind alle Schüler im Wechselunterricht. In Regionen, in denen die Inzidenz über 100 liegt, lernen die Schüler zu Hause im Distanzunterricht – mit Ausnahme der vierten Klassen, Abschlussklassen sowie der Jahrgangsstufe 11 an Gymnasien und Fachoberschulen. Die neue Pflicht, sich mindestens zweimal wöchentlich
zu schützen.“Der Präsenzunterricht sei nicht zu ersetzen, Eberhard hält die Testpflicht daher für ein gutes Instrument, um die Kinder wieder sicher in die Schulen zu bringen. Seine beiden Kinder gehen in die zweite Klasse und vermissen die Schule sehr, berichtet Markus Eberhard. „Ich merke, dass sie darunter leiden.“ auf Corona testen lassen zu müssen, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu können, verkündete Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch nach einer Sitzung des Ministerrats. „Wir sehen, dass die Schulen ein sehr intensiver Teil des pandemischen Geschehens sind“, erklärt Ministerpräsident Markus Söder diesen Schritt. Die Testpflicht ist laut der Staatsregierung inzidenzunabhängig, also auch bei geringerem Infektionsgeschehen müssen sich Schüler und Lehrer in Zukunft testen lassen, wenn sie eine Schule betreten wollen. (ehe)