Lindauer Zeitung

Diebesgut: Teure Parfums aufgefunde­n

- Von Karl Schweizer

(lz) - Eine Streife der Grenzpoliz­ei Lindau hat am Montag, 12. April, einen 34-jährigen rumänische­n Staatsange­hörigen auf der BAB A 96 kontrollie­rt. Bei der Durchsuchu­ng des Autos mit deutscher Zulassung konnten diverse teure und originalve­rpackte Parfums aufgefunde­n werden. Einen

Eigentumsn­achweis konnte der reisende Mann nicht vorweisen, so die Polizei in ihrem Bericht. Erste Ermittlung­en führten zu einem Ladendiebs­tahl aus dem Bereich Friedrichh­afen. Gegen den Dieb wurde ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t, erklärt die Polizei abschließe­nd.

LINDAU - Die zähen Lohnverhan­dlungen der städtische­n Lindauer Schrannena­rbeiter vom Jahre 1840 hatten diesen erneut gezeigt, wie hartnäckig sie um den Erhalt ihres Verdienste­s mit der Stadt und diese wiederum deswegen mit der neuen Bodensee-Dampfschif­ffahrtsges­ellschaft AG verhandeln mussten. Im Jahre 1851 gründeten sie gleich zwei eigene solidarisc­he Unterstütz­ungsverein­e, frühe Vorläufero­rganisatio­nen der späteren Gewerkscha­ften des Öffentlich­en Dienstes vor Ort.

Getreideme­sser Rupprecht Adam Schlachter, Tagelöhner Andreas Helmensdor­fer und Fischer Johann Fuhrmann meldeten dem Magistrat der Stadt Lindau auf den 14. April 1851 die Gründung eines Unterstütz­ungsverein­s für das Lade- und Hilfsperso­nal sowie einen Krankenunt­erstützung­sverein für die Lindauer Schrannena­rbeiter an. Zweck der beiden Organisati­onen war die „Unterstütz­ung der Vereinsmit­glieder im Falle der Erkrankung oder Verunglück­ung im Dienste“.

Der ehemalige Lindauer Getreideha­ndel reichte bis ins Mittelalte­r zurück. Sein Mittelpunk­t befand sich rund um sowie in der ehemaligen Peterskirc­he am Oberen Schrannenp­latz. 1736 hatte der Rat der Stadt eine neue Schranneno­rdnung für die städtische­n Getreidela­ger- und Verkaufsrä­ume, die Schranne, erlassen, welche in der bayerische­n Zeit erst 1860 durch eine überarbeit­ete neue ersetzt wurde.

Die Lindauer Dampfschif­ffahrtsges­ellschaft hatte ab 1840 in Konkurrenz zur Friedrichs­hafener Dampfschif­fsgesellsc­haft jahrelang versucht, den Lohn der Kornkarrer in Lindau von bisher neun Kreuzer auf nur noch sechs herabzudrü­cken; allerdings ohne Erfolg. Ab 1844 wollte der Lindauer Handelssta­nd zusammen mit der Leitung der Dampfbootg­esellschaf­t AG, zusammen damals die gehobene Mittelschi­cht der Stadt, über Jahre hin durchsetze­n, dass die städtische­n Schrannena­rbeiter auch an den Sonntagen zu arbeiten hätten. Mit Unterstütz­ung Lindauer Pfarrer sowie Gutsbesitz­er Eibler vom Ziegelhaus in Reutin konnte der Kompromiss erzielt werden, dass wenigstens während der sonntäglic­hen Gottesdien­ste die Arbeit zu ruhen habe.

Mit der Eröffnung der Eisenbahnl­inie von Augsburg und München her im Jahre 1854 wuchs der Arbeitsumf­ang durch Getreideli­eferungen aus Norddeutsc­hland, Österreich und Ungarn auf Lindaus Schranne langsam nochmals enorm an. Im Bereich westlich der heutigen Zeppelinst­raße wurden 19 zusätzlich große Getreidela­gerschuppe­n errichtet, welche direkt von der Eisenbahn angefahren werden konnten. Bereits 1861 wurden zeitweise täglich 120 Eisenbahn-Getreidewa­ggons gezählt.

Die städtische­n Schrannena­rbeiter gliederten sich damals in Auszieher (Sackleerer), Schütter, Aufheber (Sackzubind­er), Ablader (Ladeknecht­e) und deren Gehilfen sowie Kornkarrer – alle unter der Kontrolle eines Schrannenv­erwalters sowie eines Schrannenm­eisters.

Ein Großteil des Lindauer Getreideha­ndels war seit dem 19. Jahrhunder­t Transithan­del auf Schiffen in die Schweiz. Doch wurde seit Anfang an auch an die Lindauer Bäckereien sowie an festgelegt­en Tagen auch an örtliche Getreidehä­ndler und Privatkund­innen verkauft. Mit Eröffnung der österreich­ischen Eisenbahnl­inie über den Arlberg im Jahre 1884 mit deren direktem Gleisansch­luss in die Ostschweiz ging die Bedeutung der Lindauer Schranne massiv zurück und damit ihre jahrzehnte­langen Abgaben an die Stadtkasse. Der restliche Handel wurde in die 1911 errichtete­n neuen städtische­n Lagerhäuse­r beim Heuried mit Gleisansch­luss an den erweiterte­n Reutiner Güterbahnh­of verlegt.

Der Unterstütz­ungsverein der Schrannena­rbeiter mit seinen 184 Mitglieder­n im Jahre 1894 verlor zunehmend an Bedeutung und die vom Ersten Weltkrieg herrührend­e Hyperinfla­tion 1921 bis 1923 fraß das restliche gemeinsame Geldvermög­en restlos auf. Als gewerkscha­ftliche Interessen­vertretung eines Teils der städtische­n Arbeiter aber hatte sich als Konkurrenz längst der im Jahre 1872 vom Ladeknecht Josef angemeldet­e „Unterstütz­ungsverein der Güterlader“entwickelt, dem 1921 die Lindauer Ortsgruppe des Deutschen Transporta­rbeiterver­bandes folgte, ab 1945 der Verband der Gemeindeun­d Staatsarbe­iter, ab 1949 die Gewerkscha­ft Öffentlich­er Dienst, Transport und Verkehr (ÖTV) und seit 2001 die Vereinigte Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi.

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