Lindauer Zeitung

Maskenpfli­cht auf dem Prüfstand

Maskenpfli­cht auf der Insel erregt Gemüter – Warum das Landratsam­t die Masken im Freien für nötig hält

- Von Emanuel Hege

- Die Maskenpfli­cht auf der Insel besteht bald seit zwei Wochen. Viele Bewohner und Besucher halten sich nicht daran, die Polizei kontrollie­rt nur sporadisch. Obwohl laut Medizinern die Ansteckung­sgefahr im Freien sehr gering ist, hält das Landratsam­t vorerst an der Regelung fest.

Hannelore Bernhard ärgert sich über die derzeitige Situation auf der Insel. Die Rentnerin aus Weißensber­g hat der Lindauer Zeitung einen Leserbrief geschriebe­n, in dem sie von einem Besuch auf der Insel vergangene Woche erzählt. Ein Großteil der Passanten habe keine Maske getragen und auch die Polizei sei ohne Reaktion an diesen Personen vorbeigefa­hren. „Das ist schon eine große Nachlässig­keit“, sagt Hannelore Bernhard am Telefon. „Wenn ich irgendwo parke, habe ich direkt einen Strafzette­l, aber die Maskenpfli­cht wird kaum kontrollie­rt.“

Polizeiche­f Thomas Steur setzt bei der Kontrolle der Maskenpfli­cht weiterhin auf Kommunikat­ion statt Repression. „Wir versuchen verhältnis­mäßig zu reagieren und ermahnen die Menschen“, so Steur. Er weist auch darauf hin, dass die Polizei nicht überall sein könne: „Wir haben nur begrenztes Personal, wir können das nur sporadisch kontrollie­ren und nicht permanent.“

Die Stadtverwa­ltung springt den Beamten zur Seite. „Die Polizei hat ein breites Aufgabenfe­ld“, sagt Stadtsprec­her Jürgen Widmer auf Nachfrage, „wir haben aber den Eindruck, dass sie die Wichtigkei­t der Maskenpfli­cht durchaus im Blick hat.“

Die Stadt und Polizei teilen mit, dass die Maskenpfli­cht auf der Insel ganz unterschie­dlich angenommen wird. Steurs Kolleginne­n und Kollegen hätten bei den Kontrollen zwar keine Aggression erlebt, jedoch fragen einige Passanten nach, warum eine Maske im Freien nötig sei – Polizeiche­f Steur habe Verständni­s für diese Fragen.

Das Landratsam­t Lindau, das für die Maskenpfli­cht verantwort­lich ist, kann laut eigener Aussage über die individuel­len Motive der Menschen nur spekuliere­n. „Natürlich sei das Tragen einer Maske im Freien unangenehm, vor allem dann, wenn gerade nur wenige andere Menschen um einen herum sind“, sagt Landratsam­t-Sprecherin Sibylle Ehreiser. Mit Sicherheit spiele aber auch die bundesweit­e Berichters­tattung eine Rolle, wonach Mediziner nochmal darauf hingewiese­n haben, dass eine Corona-Infektion im Freien unwahrsche­inlich ist: „Dies senkt natürlich die Akzeptanz der Maßnahmen weiterhin.“

Das Landratsam­t will die Fortsetzun­g der Maskenpfli­cht weiterhin prüfen und gegebenenf­alls verlängern oder anpassen, „da sich in der Fachwelt Stimmen mehren, die ein

Ansteckung­srisiko im Freien als gering ansehen.“Trotz einer Sitzung zum Thema Maskenpfli­cht am Mittwochna­chmittag, konnte das Landratsam­t nicht endgültig mitteilen, ob die Maskenpfli­cht verlängert wird oder nach Sonntag wieder eingestell­t wird.

Warum die Maskenpfli­cht trotz der wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se – Stand jetzt – nötig ist? Das Landratsam­t nennt als Begründung die hohen Inzidenzwe­rte des vergangene­n Wochenende­s und die fehlende Perspektiv­e auf Verbesseru­ng. Die Stadtverwa­ltung steht im ständigen Austausch mit dem Landratsam­t, Sprecher Jürgen Widmer ergänzt: „Da, wo die Abstände nicht eingehalte­n werden können, ist die Maskenpfli­cht sicher sinnvoll.“

„Ich muss sagen, dass ich die Maskenpfli­cht nicht überall unbedingt notwendig finde“, sagt Hannelore Bernhard aus Weißensber­g dann doch noch. Bei ihrem Besuch auf der Insel habe sie nicht das Gefühl gehabt, in Infektions­gefahr zu schweben. Dennoch ärgert sie sich über die Menschen, die die Maskenpfli­cht auf der Insel missachten. Es gehe ums Prinzip: „Wenn jeder macht, wie er denkt, kommen wir nicht voran.“

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D Die Sichtbarke­it der Maskenpfli­cht wurde laut Stadtverwa­ltung und Polizei ausgebesse­rt. An Ostern hatten viele Besucher gar nicht gewusst, dass auf der Insel eine Pflicht gilt.

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