Maskenpflicht auf dem Prüfstand
Maskenpflicht auf der Insel erregt Gemüter – Warum das Landratsamt die Masken im Freien für nötig hält
- Die Maskenpflicht auf der Insel besteht bald seit zwei Wochen. Viele Bewohner und Besucher halten sich nicht daran, die Polizei kontrolliert nur sporadisch. Obwohl laut Medizinern die Ansteckungsgefahr im Freien sehr gering ist, hält das Landratsamt vorerst an der Regelung fest.
Hannelore Bernhard ärgert sich über die derzeitige Situation auf der Insel. Die Rentnerin aus Weißensberg hat der Lindauer Zeitung einen Leserbrief geschrieben, in dem sie von einem Besuch auf der Insel vergangene Woche erzählt. Ein Großteil der Passanten habe keine Maske getragen und auch die Polizei sei ohne Reaktion an diesen Personen vorbeigefahren. „Das ist schon eine große Nachlässigkeit“, sagt Hannelore Bernhard am Telefon. „Wenn ich irgendwo parke, habe ich direkt einen Strafzettel, aber die Maskenpflicht wird kaum kontrolliert.“
Polizeichef Thomas Steur setzt bei der Kontrolle der Maskenpflicht weiterhin auf Kommunikation statt Repression. „Wir versuchen verhältnismäßig zu reagieren und ermahnen die Menschen“, so Steur. Er weist auch darauf hin, dass die Polizei nicht überall sein könne: „Wir haben nur begrenztes Personal, wir können das nur sporadisch kontrollieren und nicht permanent.“
Die Stadtverwaltung springt den Beamten zur Seite. „Die Polizei hat ein breites Aufgabenfeld“, sagt Stadtsprecher Jürgen Widmer auf Nachfrage, „wir haben aber den Eindruck, dass sie die Wichtigkeit der Maskenpflicht durchaus im Blick hat.“
Die Stadt und Polizei teilen mit, dass die Maskenpflicht auf der Insel ganz unterschiedlich angenommen wird. Steurs Kolleginnen und Kollegen hätten bei den Kontrollen zwar keine Aggression erlebt, jedoch fragen einige Passanten nach, warum eine Maske im Freien nötig sei – Polizeichef Steur habe Verständnis für diese Fragen.
Das Landratsamt Lindau, das für die Maskenpflicht verantwortlich ist, kann laut eigener Aussage über die individuellen Motive der Menschen nur spekulieren. „Natürlich sei das Tragen einer Maske im Freien unangenehm, vor allem dann, wenn gerade nur wenige andere Menschen um einen herum sind“, sagt Landratsamt-Sprecherin Sibylle Ehreiser. Mit Sicherheit spiele aber auch die bundesweite Berichterstattung eine Rolle, wonach Mediziner nochmal darauf hingewiesen haben, dass eine Corona-Infektion im Freien unwahrscheinlich ist: „Dies senkt natürlich die Akzeptanz der Maßnahmen weiterhin.“
Das Landratsamt will die Fortsetzung der Maskenpflicht weiterhin prüfen und gegebenenfalls verlängern oder anpassen, „da sich in der Fachwelt Stimmen mehren, die ein
Ansteckungsrisiko im Freien als gering ansehen.“Trotz einer Sitzung zum Thema Maskenpflicht am Mittwochnachmittag, konnte das Landratsamt nicht endgültig mitteilen, ob die Maskenpflicht verlängert wird oder nach Sonntag wieder eingestellt wird.
Warum die Maskenpflicht trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse – Stand jetzt – nötig ist? Das Landratsamt nennt als Begründung die hohen Inzidenzwerte des vergangenen Wochenendes und die fehlende Perspektive auf Verbesserung. Die Stadtverwaltung steht im ständigen Austausch mit dem Landratsamt, Sprecher Jürgen Widmer ergänzt: „Da, wo die Abstände nicht eingehalten werden können, ist die Maskenpflicht sicher sinnvoll.“
„Ich muss sagen, dass ich die Maskenpflicht nicht überall unbedingt notwendig finde“, sagt Hannelore Bernhard aus Weißensberg dann doch noch. Bei ihrem Besuch auf der Insel habe sie nicht das Gefühl gehabt, in Infektionsgefahr zu schweben. Dennoch ärgert sie sich über die Menschen, die die Maskenpflicht auf der Insel missachten. Es gehe ums Prinzip: „Wenn jeder macht, wie er denkt, kommen wir nicht voran.“