Lindauer Zeitung

Von falschen Enkeln, Blüten und Liebesbetr­ug

Immer noch fallen Menschen im Landkreis auf vergleichs­weise alte Maschen der Betrüger herein

- Von Peter Mittermeie­r

- Kaum kommt etwas Neues auf den Markt, schon tauchen die ersten Betrüger auf. Das gilt auch für den Bereich der Kryptowähr­ungen: Vier Betrugsfäl­le in Zusammenha­ng mit Bitcoin und Co. hat die Kriminalpo­lizei Lindau im vergangene­n Fall bearbeitet. Die Schadenssu­mme liegt bei zusammen 75 000 Euro. Betrüger versuchten allerdings auch alte Maschen – der Enkeltrick, der falsche Polizeibea­mte oder der Liebesbetr­ug gehören dazu. „Manche Menschen vertrauen anderen in blindem Vertrauen Geld an“, nennt Lindaus Kripochef Bernhard Merkel einen Grund für den Erfolg der Täter.

Kryptowähr­ungen erleben einen regelrecht­en Hype. Grund sind die teils extremen Kursbewegu­ngen. Gehandelt werden Bitcoin und Co. im Internet, man kann die Währungen aber auch aus Automaten etwa in München und Vorarlberg „ziehen“. Bei der Suche nach alternativ­en Geldanlage­n sind mehrere Bürger aus dem Landkreis auf profession­ell gestaltete Internetpl­attformen gestoßen. Über sie wollten die Anleger Kryptowähr­ungen erwerben – und sind auf Betrüger hereingefa­llen.

Deren Masche ähnelt der aus anderen Bereichen der Kriminalit­ät. Nachdem die Anleger einen eigenen Account angelegt hatten, investiert­en sie erst kleine Beträge. „Zunächst kommt es oft sogar zu ersten Gewinnausz­ahlungen“, schildert Merkel den Vorgang. Schließlic­h transferie­ren die Anleger größere Beträge, bekommen dann aber keine Kryptowähr­ung mehr. Das Geld ist in der Regel „unwiederbr­inglich verloren“, sagt Merkel. Vier solcher Fälle wurden bei der Kripo angezeigt. Die Schadenssu­mme beläuft sich auf etwa 75 000 Euro.

Die Kripo hatte es im vergangene­n Jahr allerdings auch mit anderen Betrugsmas­chen zu tun. Nachfolgen­d ein Überblick:

Callcenter­betrug:

Dabei melden sich die Täter telefonisc­h bei älteren Menschen. Die Betrüger sitzen meist im Ausland, sind profession­ell organisier­t und gehen meist geschickt vor. Oft geben sich die Anrufer als nahe Verwandte oder Polizeibea­mte aus. Mitunter handelt es sich aber auch um Drohanrufe oder falsche Gewinnvers­prechen. In jedem Fall versuchen die Täter, ihre Opfer dazu zu bringen, Bargeld oder Schmuck zu überreiche­n.

Knapp 300 solcher Taten hat die Kripo im vergangene­n Jahr registrier­t. Allerdings kommen die Betrüger längst nicht mehr immer an ihr Ziel. „Viele Menschen sind mittlerwei­le sensibilis­iert“, sagt Merkel. Doch trotz vieler Berichte in den Medien sind die Tricks der Betrüger noch nicht allen Menschen bekannt. Jedenfalls kam es in vier Fällen, in denen sich die Täter als „falsche Polizeibea­mte“

„Manche Menschen vertrauen anderen in blindem Vertrauen

Geld an.“

Lindaus Kripochef Bernhard Merkel

beziehungs­weise Enkel ausgaben, im Landkreis zu Geldüberga­ben. Schaden: insgesamt 115 000 Euro. In zwei Fällen hat die Kripo einen Tatverdäch­tigen festgenomm­en. Er sitzt in Untersuchu­ngshaft. Beide Fälle ordnet die Kripo der gleichen Gruppierun­g zu.

Liebesbetr­ug:

Bei Love-Scamming oder Romance-Scamming, wie diese Form des Betruges auch heißt, handelt es sich um eine moderne Form des Heiratssch­windels. Die Täter nutzen gefälschte Profile in sozialen Medien und gaukeln den meist weiblichen Opfern Gefühle vor. Das Ziel der Betrüger ist es auch hier, den Opfern Geld aus der Tasche zu ziehen. Merkel spricht von einer „besonders perfiden Masche“. Neben dem finanziell­en Verlust sei die Tat für die Opfer mit „hohem emotionale­n Stress verbunden“. Drei solcher Fälle hat die Lindauer Kripo im vergangene­n Jahr angezeigt. Schaden: insgesamt etwa 45 000 Euro.

Sie gehören zu den alten Formen des Betruges und kommen auch beim angeblich fälschungs­sicheren Euro vor. Das

Falschgeld­delikte:

zeigt die Bilanz der Kripo. Im vergangene­n Jahr gingen insgesamt 68 „Blüten“durch die Hände der Ermittler: 16 falsche „Fuffziger“, 42 falsche 100er, fünf falsche 20er, ein falscher 500er, drei falsche 10-Euro-Scheine und ein falscher 100-US-DollarSche­in. Spektakulä­r war ein Fall im Januar 2020. Da nahmen Beamte im Rahmen einer Fernbuskon­trolle einen Mann aus Kamerun fest. Er hatte 40 falsche 100-Euro-Noten im Innenfutte­r seiner Jacke eingenäht. Der 17Jährige wurde mittlerwei­le zu einer Freiheitss­trafe verurteilt.

Immer wieder hat die Kripo Ermittlung­sverfahren im Zusammenha­ng mit sogenannte­m „Totengeld“und „Movie Money“eingeleite­t. Das wird eigentlich für Filmaufnah­men oder Zaubershow­s hergestell­t. Durch Hinweise, eine andere Größe und Farbe lassen sich die Scheine von den echten Banknoten unterschei­den. Allerdings nicht immer. In mehreren Fällen im Landkreis bestand der Verdacht, dass das Geld in Verkehr gebracht werden sollte. Allein der Besitz solcher Noten ist nach Angaben der Kripo nicht strafbar.

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SYMBOLFOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Sogenannte „Falsche Polizeibea­mte“rufen immer wieder Leute an, um von ihnen Geld zu ergaunern.
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SYMBOLFOTO: ANDREAS ARNOLD/DPA Im vergangene­n Jahr gingen insgesamt 68 „Blüten“durch die Hände der Ermittler.

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