Weiter Streit um ein Video
Polizei widerspricht Darstellung einer Frau
- In der Diskussion um ein Video über die Polizeikontrolle einer Frau am Rande der Demonstration von sogenannten Querdenkern in Kempten gehen die Darstellungen der Beteiligten weit auseinander. Das Video verbreitet sich seit Samstag in den sozialen Netzwerken und wird vor allem von „Querdenkern“als Beleg für die aus ihrer Sicht übertriebene Härte der Beamten bewertet. Die Betroffene, die nach einem Handgemenge in Handschellen abgeführt wird, wird von ihnen als „Oma“und „alte Frau“bezeichnet.
Nach Recherchen unserer Redaktion handelt es sich um eine 57-jährige Oberallgäuerin. Nach Darstellung der Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, war sie am Samstag gegen 14 Uhr mit einem
„Pflegehund“auf dem Weg in die Innenstadt. „Ich wollte zu keiner Demo, sondern nur ein paar Besorgungen machen.“Da die Kundgebung gerichtlich verboten worden war, ging sie davon aus, dass dies problemlos möglich sei. In der Salzstraße habe sie sich über eine Kontrollstation der Polizei gewundert. Als ihr einige Personen schilderten, dass sie nicht in die Stadt gelassen würden, habe sie etwas gerufen wie: „Jetzt wird es immer bekloppter.“
Anders die Darstellung der Polizei: Die Frau habe die Polizisten als „bekloppt“bezeichnet. Daraufhin hinderten sie die Beamten am Überqueren der Straße. Da der Verdacht einer Straftat im Raum stand – nämlich Beleidigung – wollten die Beamten ihre Identität feststellen. Die Frau habe keinen Ausweis dabei gehabt und zudem Angaben zur Person zunächst verweigert, teilte ein Polizeisprecher gestern mit.
Als eine Polizistin sie durchsuchen will, ruft sie im Video: „Nein, das werden sie nicht. Sie werden mich nicht anfassen.“Später schlägt sie ihr die Hand zur Seite. Nach weiteren Diskussionen legen Polizisten der Frau Handschellen an. Die Frau schreit um Hilfe. Später wird sie abgeführt. „Für mich war das ein Wahnsinn“, sagt die 57-Jährige, die eigenen Angabe zufolge an einer Herzerkrankung leidet. Die Beamten seien „völlig übers Ziel hinausgeschossen“. Die Polizei widerspricht: „Ein Fehlverhalten liegt nicht vor.“Die Frau sei von Anfang an nicht gesprächsbereit und zunehmend aggressiv gewesen. „Es wäre für sie ein Leichtes gewesen, die Situation friedlich zu lösen.“Erst bei der späteren Vernehmung im Einsatzwagen habe sie sich kooperativ gezeigt. Die Frau erwarte eine Anzeige wegen Beleidigung und tätlichen Angriffs. Die 57-Jährige will indes juristisch gegen die Polizisten vorgehen. „Ich habe mehrere blaue Flecken davongetragen“, sagt sie.