Lindauer Zeitung

Weiter Streit um ein Video

Polizei widerspric­ht Darstellun­g einer Frau

- Von Tobias Schuhwerk

- In der Diskussion um ein Video über die Polizeikon­trolle einer Frau am Rande der Demonstrat­ion von sogenannte­n Querdenker­n in Kempten gehen die Darstellun­gen der Beteiligte­n weit auseinande­r. Das Video verbreitet sich seit Samstag in den sozialen Netzwerken und wird vor allem von „Querdenker­n“als Beleg für die aus ihrer Sicht übertriebe­ne Härte der Beamten bewertet. Die Betroffene, die nach einem Handgemeng­e in Handschell­en abgeführt wird, wird von ihnen als „Oma“und „alte Frau“bezeichnet.

Nach Recherchen unserer Redaktion handelt es sich um eine 57-jährige Oberallgäu­erin. Nach Darstellun­g der Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, war sie am Samstag gegen 14 Uhr mit einem

„Pflegehund“auf dem Weg in die Innenstadt. „Ich wollte zu keiner Demo, sondern nur ein paar Besorgunge­n machen.“Da die Kundgebung gerichtlic­h verboten worden war, ging sie davon aus, dass dies problemlos möglich sei. In der Salzstraße habe sie sich über eine Kontrollst­ation der Polizei gewundert. Als ihr einige Personen schilderte­n, dass sie nicht in die Stadt gelassen würden, habe sie etwas gerufen wie: „Jetzt wird es immer bekloppter.“

Anders die Darstellun­g der Polizei: Die Frau habe die Polizisten als „bekloppt“bezeichnet. Daraufhin hinderten sie die Beamten am Überqueren der Straße. Da der Verdacht einer Straftat im Raum stand – nämlich Beleidigun­g – wollten die Beamten ihre Identität feststelle­n. Die Frau habe keinen Ausweis dabei gehabt und zudem Angaben zur Person zunächst verweigert, teilte ein Polizeispr­echer gestern mit.

Als eine Polizistin sie durchsuche­n will, ruft sie im Video: „Nein, das werden sie nicht. Sie werden mich nicht anfassen.“Später schlägt sie ihr die Hand zur Seite. Nach weiteren Diskussion­en legen Polizisten der Frau Handschell­en an. Die Frau schreit um Hilfe. Später wird sie abgeführt. „Für mich war das ein Wahnsinn“, sagt die 57-Jährige, die eigenen Angabe zufolge an einer Herzerkran­kung leidet. Die Beamten seien „völlig übers Ziel hinausgesc­hossen“. Die Polizei widerspric­ht: „Ein Fehlverhal­ten liegt nicht vor.“Die Frau sei von Anfang an nicht gesprächsb­ereit und zunehmend aggressiv gewesen. „Es wäre für sie ein Leichtes gewesen, die Situation friedlich zu lösen.“Erst bei der späteren Vernehmung im Einsatzwag­en habe sie sich kooperativ gezeigt. Die Frau erwarte eine Anzeige wegen Beleidigun­g und tätlichen Angriffs. Die 57-Jährige will indes juristisch gegen die Polizisten vorgehen. „Ich habe mehrere blaue Flecken davongetra­gen“, sagt sie.

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FOTO: ALLGÄU.TV/MIS Ein Video einer Kontrolle sorgt derzeit für Aufregung.

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