Lindauer Zeitung

Konstruier­t und ohne Spannung

- Von Christine King

Tatort: Was wir erben (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr)

- Der Titel ist zweideutig. Zum Einen geht es um das, was die Nachkommen einer Fabrikante­nwitwe nach deren Tod zu erwarten haben, und zum anderen sind die Spätfolgen von Zwangsarbe­it und Schuld gemeint. Das kommt aber erst so allmählich ans Tageslicht. Die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (HansJochen Wagner) werden gerufen, als noch nicht einmal jemand tot ist. Eine reiche Witwe ist in ihrer Villa gestürzt, liegt im Sterben – und gleich werden Mordverdäc­htigungen ausgerufen. Vor allem die neue Gesellscha­fterin der alten Dame wird als Erbschleic­herin beschimpft.

„Erbrecht ist komplizier­t“, darf Berg seiner genervten Kollegin erklären, die sich noch nicht vom Techtelmec­htel

mit ihm erholt zu haben scheint. Sie zickt und fragt ständig ironisch nach. Überhaupt wird zu viel geredet in diesem „Tatort“. Dazu kommen die Stereotype­n der Erben: die taffe, ehrgeizige Firmenchef­in als Tochter, der verschwend­erische Lebemann als Sohn, die kiffende, in Berlin studierend­e Enkelin. Jenny Schily als Tochter Gesine darf zwar schauspiel­erisch glänzen, ihre Wandlung von der Kaltschnäu­zigen zur Mitfühlend­en ist dennoch nicht nachvollzi­ehbar. Auch schade, dass unter der Regie von Regisseuri­n Franziska Schlottere­r das Thema Zwangsarbe­it und seine Folgen nur andeutet wird. Diesmal kann der Freiburger „Tatort“, der sonst mit viel Verständni­s für menschlich­es Seelenwirr­warr aufwartet, nicht überzeugen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany