Pfarrer Helmut Bertele ist verstorben
Ein Nachruf auf den Gründer von St. Johannes der Täufer
- „Geh, wohin ich Dich sende, ich bin ja bei Dir“– seinen Primizspruch hat Helmut Bertele sein ganzes langes Priesterlebens ernst genommen. Jetzt hat er seinen letzten Gang angetreten und findet vielleicht Antwort auf die Frage, die ihn immer wieder beschäftigt hat: „Was ist dem lieben Gott dabei durch den Kopf gegangen, als er mich dazu brachte, das Priesteramt als meinen Lebensmittelpunkt auszusuchen?“Er musste gewusst haben, dass er sich da einen Dickschädel eingefangen hatte. Aber offensichtlich hatte dem lieben Gott genau diese Eigenschaft gefallen.
Denn so einfach hat er es Bertele nicht gemacht. Helmut Bertele wollte beispielsweise nie in Augsburg und der Zentrale, also den Bistumssitz, tätig sein müssen und er wollte „bloß nix bauen müssen“. Doch Bertele, in Weiler zwischen Memmingen und Immenstadt geboren, musste diese drei Kröten schlucken.
Nach seiner Station in Augsburg und einem Gastspiel als Kaplan in einer Pfarrei bei Schrobenhausen kam er 1969 nach Lindau nach St. Ludwig. Hier stellte er fest, dass sich die Katholiken in Schachen und Bodolz nach einer eigenen Kirche sehnten. Den Wunsch setzte er, der ja nie bauen wollte, erfolgreich mit dem Bau und der Gründung der Pfarrei St. Johannes der Täufer Bodolz und Schachen um. So entstand das Gemeindezentrum mit Kirche, Pfarrhaus und Kindergarten. Damit war es mit dem Bauen aber nicht erledigt, denn in Oberreitnau, das er 15 Jahre, von 1980 bis 1995 mit betreute, kamen neben einem Wohnhaus auch das Liberatushaus hinzu. Das ist auch heute noch ein wichtiger Versammlungsund Veranstaltungsort für die Katholiken Oberreitnaus.
Der Gründungspfarrer von St. Johannes, der auch in seinem langen Ruhestand nicht nur in dieser Gemeinde stets aktiv blieb, hat auch Dekan Ralf Gührer, der als Pfarrer St. Johannes mit betreut, tief beeindruckt: „Ich kenne keinen der eine Pfarrei gegründet hat, so tief geprägt hat und so lange mit aktiv blieb durch Besuche und Gespräche“. Auch am Gemeindeleben, das er mit seiner lebensbejahenden Freude geprägt hatte, nahm er lebhaften Anteil.
Denn die Freude am Leben und die Freude an der Seelsorge hat er sich trotz der Tätigkeit als „Baupfarrer“, der er nie werden wollte, nicht nehmen lassen – auch nicht die gewisse Schlitzohrigkeit, die ihn auszeichnete. All die Anekdoten darüber zu sammeln, würde Bände füllen, aber es käme garantiert keine Langeweile auf.
Berteles Interesse am Menschen endete nicht an der Kirchentür. Das belegen auch seine Spenden. So sorgte er dafür, dass die Bahnhofsmission einen Waschraum für Obdachlose einrichten konnte, außerdem gründete er eine Musikstiftung, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen ein Instrument und den Unterricht finanziert.
Auch wenn die Jahre, in denen Bertele neben St. Johannes auch Oberreitnau betreute, ihm viel Kraft kosteten und ihn in den vorzeitigen Ruhestand zwangen, in dem er sich aber wieder prächtig erholt hatte, bezeichnet er diese Zeit in dem Lindauer Stadtteil, der immerhin Dorfcharakter hat, als seine schönste. Seine erzieherischen Maßnahmen der Gemeinde gegenüber, und dem damaligen und letzten Bürgermeister von Oberreitnau, sind legendär.
Ein typischer Bertele-Ausspruch fiel anlässlich seines goldenen Priesterjubiläums: „Der liebe Gott muss mich schon 50 Jahre, die Schachener und Bodolzer 46, die Oberreitnauer 15 und die Aeschacher lediglich zwei Jahre ertragen. Ich sage euch: Tröstet einander!“Interessant wäre zu erfahren, wer nun wem Trost spendet: Der liebe Gott dem Helmut – oder umgekehrt, was wohl auch keinen verwundern würde, der Helmut Bertele kannte.
Helmut Bertele
Wie bereits angesprochen, neben seinem tiefen Glauben zeichnete den Priester die legendäre Lebensfreude aus, er genoss das Leben in vollen Zügen, wohl wissend, welches Risiko da birgt. So trug er auch seinen letzten Lebensabschnitt und die Krankheit mit Fassung, bereitete sich intensiv und furchtlos auf sein Sterben vor, wie Ralf Gührer bestätigt. Sein Dickschädel hielt Bertele aber nicht davon ab, diejenigen um Verzeihung zu bitten, denen er nicht Gerecht geworden war und die er mit seiner Art verletzt habe. Doch allein die Gestaltung „seiner“Kirche St. Johannes der Täufer, in der der Altar den Mittelpunkt des Raumes darstellt mit dem darum angeordneten beweglichen Mobiliar, das seinerzeit den Bischof bei der Einweihung begeistert hatte, wird den Gründer der Kirche der Gemeinde stets in Erinnerung halten.
„Geh, wohin ich Dich sende“heißt es in Berteles Primizspruch, vielleicht sind die beiden, Helmut Bertele und der liebe Gott, nun beieinander, wobei letzterer nun vermutlich Rede und Antwort stehen muss.
„Der liebe Gott muss mich schon 50 Jahre, die Schachener und
Bodolzer 46, die Oberreitnauer 15 und
die Aeschacher lediglich zwei Jahre ertragen. Ich sage euch:
Tröstet einander!“