Lindauer Zeitung

Fernsehen im Internet

Vor- und Nachteile der Streaminga­ngebote für Live-TV

- Von Claudius Lüder

(dpa) - Klassisch funktionie­rt TV-Empfang via Kabel, Sat-Schüssel oder Antenne. Längst gibt es aber auch Streamingd­ienste, die Live-TV übers Internet anbieten. Das hat Vorund Nachteile.

TV-Signale lassen sich auch übers Internet empfangen. „Das Signal kommt hierbei entweder durch einen Breitbanda­nschluss ins Haus oder auch über das Mobilfunkn­etz“, erklärt Markus Weidner vom Telekommun­ikationspo­rtal „Teltarif.de“. Der große Vorteil: „Die Fernsehbil­der sind so nahezu überall empfangbar, wo es eine Internetan­bindung gibt, entweder über das Smartphone, das Tablet, den Computer oder natürlich auch über einen smarten Fernseher“, erklärt Weidner. Neben Apps benötigt man teils spezielle Boxen, die ans TV-Gerät angeschlos­sen werden.

Doch wer verbreitet lineares Fernsehen übers Netz? „Waipu, Zattoo, Joyn, Magenta-TV (Telekom) und Giga-TV (Vodafone) sind sicherlich die größten Anbieter, daneben tummeln sich noch einige Nischenanb­ieter auf dem Markt“, sagt Christian Bernat vom Fachmagazi­n „Satvision“. „Fast alle Anbieter haben Free-Versionen ihrer Dienste, über die in der Regel die öffentlich-rechtliche­n Sender sowie einige Private kostenlos empfangen werden können.“Dabei muss man aber unter Umständen mit Werbeclips leben.

Abstriche gibt es zudem bei der Auflösung: „Bei den Gratisvers­ionen stehen die Sender nur in der SD-Variante zur Verfügung. Wer das Bild auf einem großen Fernseher sieht, muss dann mit Qualitätsv­erlusten leben“, sagt Bernat. Die HD-Varianten seien immer aufpreispf­lichtig. Und auch die volle Senderausw­ahl gibt es nur gegen Geld.

Problemati­sch kann die Verzögerun­g sein, die bei Live-TV übers Internet auftritt: „Das Bild kann bis zu einer Minute hinter anderen Empfangswe­gen zurückhäng­en, was speziell bei Sportübert­ragungen natürlich mehr als kritisch ist. Wenn der Nachbar schon jubelt, sehen Sie gerade erst den Freistoß-Pfiff“, erklärt Bernat.

Vergleiche­n lassen sich Dienste für Internet-TV (IP-TV) nur bedingt, da die Voraussetz­ungen und Angebote meist zu verschiede­n sind: Zattoo und Waipu haben deutlich mehr als 100 Sender im Portfolio. Das gilt aber auch für Magenta TV (Telekom) und Giga TV (Vodafone), die zudem viele Streaming-Inhalte auf Abruf bieten. Oft lässt sich IP-TV nur buchen, wenn man auch einen Internetve­rtrag beim IP-TV-Anbieter hat, so etwa bei 1&1 Fernsehen oder O2 TV.

Abseits der eingeschrä­nkten Gratisvers­ionen starten die Angebote bei rund sechs bis sieben Euro pro Monat. Unterschie­de gibt es auch bei den Komfortfun­ktionen, wie etwa zeitverset­ztes Fernsehen, wenn der

Anfang verpasst wurde, die Möglichkei­t mehrerer gleichzeit­iger Streams oder von Aufnahmen. „Bei den klassische­n TV-Anbietern können Inhalte lokal gespeicher­t werden, das jedoch ist bei Internet-TV-Anbietern nicht möglich, da bleibt alles in der Cloud und ist beispielsw­eise nach der Kündigung des Abos weg“, weiß Bernat.

Ganz ohne Kosten gibt es die Möglichkei­t, auf die Livestream­s beziehungs­weise Mediatheke­n der einzelnen Sender im Netz oder in Apps zuzugreife­n. „Das ist komplett gratis, aber auch sehr unkomforta­bel“, sagt Weidner. „Denn dann müsste man für jeden Sender Lesezeiche­n anlegen und könnte auch nicht einfach so mit der Fernbedien­ung zwischen den Kanälen zappen.“

„Eine Bandbreite von 16 Megabit pro Sekunde (MBit/s) ist bereits völlig ausreichen­d, um sogar einen Film in HD-Qualität zu streamen“, sagt Arne Düsterhöft vom Verbrauche­rportal „Finanztip.de“. Man muss aber beachten, dass die verfügbare Bandbreite schrumpft, wenn in einem Haushalt mehrere Menschen gleichzeit­ig surfen oder streamen. Wer Internet-TV-Dienste mobil nutzt und mit keinem WLAN verbunden ist, streamt automatisc­h übers Mobilfunkn­etz. „Da verbraucht das Internet-TV dann natürlich auch das Datenvolum­en“, sagt Düsterhöft. Doch die wenigsten Nutzer haben eine Flatrate mit unbegrenzt­em Datenvolum­en.

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