Fernsehen im Internet
Vor- und Nachteile der Streamingangebote für Live-TV
(dpa) - Klassisch funktioniert TV-Empfang via Kabel, Sat-Schüssel oder Antenne. Längst gibt es aber auch Streamingdienste, die Live-TV übers Internet anbieten. Das hat Vorund Nachteile.
TV-Signale lassen sich auch übers Internet empfangen. „Das Signal kommt hierbei entweder durch einen Breitbandanschluss ins Haus oder auch über das Mobilfunknetz“, erklärt Markus Weidner vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Der große Vorteil: „Die Fernsehbilder sind so nahezu überall empfangbar, wo es eine Internetanbindung gibt, entweder über das Smartphone, das Tablet, den Computer oder natürlich auch über einen smarten Fernseher“, erklärt Weidner. Neben Apps benötigt man teils spezielle Boxen, die ans TV-Gerät angeschlossen werden.
Doch wer verbreitet lineares Fernsehen übers Netz? „Waipu, Zattoo, Joyn, Magenta-TV (Telekom) und Giga-TV (Vodafone) sind sicherlich die größten Anbieter, daneben tummeln sich noch einige Nischenanbieter auf dem Markt“, sagt Christian Bernat vom Fachmagazin „Satvision“. „Fast alle Anbieter haben Free-Versionen ihrer Dienste, über die in der Regel die öffentlich-rechtlichen Sender sowie einige Private kostenlos empfangen werden können.“Dabei muss man aber unter Umständen mit Werbeclips leben.
Abstriche gibt es zudem bei der Auflösung: „Bei den Gratisversionen stehen die Sender nur in der SD-Variante zur Verfügung. Wer das Bild auf einem großen Fernseher sieht, muss dann mit Qualitätsverlusten leben“, sagt Bernat. Die HD-Varianten seien immer aufpreispflichtig. Und auch die volle Senderauswahl gibt es nur gegen Geld.
Problematisch kann die Verzögerung sein, die bei Live-TV übers Internet auftritt: „Das Bild kann bis zu einer Minute hinter anderen Empfangswegen zurückhängen, was speziell bei Sportübertragungen natürlich mehr als kritisch ist. Wenn der Nachbar schon jubelt, sehen Sie gerade erst den Freistoß-Pfiff“, erklärt Bernat.
Vergleichen lassen sich Dienste für Internet-TV (IP-TV) nur bedingt, da die Voraussetzungen und Angebote meist zu verschieden sind: Zattoo und Waipu haben deutlich mehr als 100 Sender im Portfolio. Das gilt aber auch für Magenta TV (Telekom) und Giga TV (Vodafone), die zudem viele Streaming-Inhalte auf Abruf bieten. Oft lässt sich IP-TV nur buchen, wenn man auch einen Internetvertrag beim IP-TV-Anbieter hat, so etwa bei 1&1 Fernsehen oder O2 TV.
Abseits der eingeschränkten Gratisversionen starten die Angebote bei rund sechs bis sieben Euro pro Monat. Unterschiede gibt es auch bei den Komfortfunktionen, wie etwa zeitversetztes Fernsehen, wenn der
Anfang verpasst wurde, die Möglichkeit mehrerer gleichzeitiger Streams oder von Aufnahmen. „Bei den klassischen TV-Anbietern können Inhalte lokal gespeichert werden, das jedoch ist bei Internet-TV-Anbietern nicht möglich, da bleibt alles in der Cloud und ist beispielsweise nach der Kündigung des Abos weg“, weiß Bernat.
Ganz ohne Kosten gibt es die Möglichkeit, auf die Livestreams beziehungsweise Mediatheken der einzelnen Sender im Netz oder in Apps zuzugreifen. „Das ist komplett gratis, aber auch sehr unkomfortabel“, sagt Weidner. „Denn dann müsste man für jeden Sender Lesezeichen anlegen und könnte auch nicht einfach so mit der Fernbedienung zwischen den Kanälen zappen.“
„Eine Bandbreite von 16 Megabit pro Sekunde (MBit/s) ist bereits völlig ausreichend, um sogar einen Film in HD-Qualität zu streamen“, sagt Arne Düsterhöft vom Verbraucherportal „Finanztip.de“. Man muss aber beachten, dass die verfügbare Bandbreite schrumpft, wenn in einem Haushalt mehrere Menschen gleichzeitig surfen oder streamen. Wer Internet-TV-Dienste mobil nutzt und mit keinem WLAN verbunden ist, streamt automatisch übers Mobilfunknetz. „Da verbraucht das Internet-TV dann natürlich auch das Datenvolumen“, sagt Düsterhöft. Doch die wenigsten Nutzer haben eine Flatrate mit unbegrenztem Datenvolumen.