Erfahrener Volleyballnerd übernimmt
VfB Friedrichshafen lockt Berliner Meistermacher Mark Lebedew an den Bodensee
- Der VfB Friedrichshafen hat die offene Trainerfrage geklärt. Als Nachfolger von Michael Warm präsentierte der Volleyball-Bundesligist am Freitag den 53jährigen Australier Mark Lebedew. Er kommt vom polnischen Zweitligisten Gwardia Wroclaw an den Bodensee und hat einen Vertrag über zwei Spielzeiten unterschrieben. „Als es darum ging, einen neuen Trainer zu verpflichten, war Mark der absolute Wunschkandidat“, sagt VfB-Geschäftsführer Thilo SpäthWesterholt in der Pressemitteilung des Clubs. „Mark ist ein großer Volleyballfachmann, hat enorme Erfahrung und konnte in der Vergangenheit bereits viele Erfolge feiern.“
Vor allem weiß Lebedew, wie die Sehnsucht nach der Meisterschaft gestillt wird. Das bewies er in seiner Karriere als Trainer des Ligakonkurrenten Berlin Recycling Volleys: Der Australier trainierte den Hauptstadtclub von 2010 bis 2015 und führte ihn nach zuvor achtjähriger Durststrecke zu drei Meistertiteln am Stück (2012, 2013, 2014). Damit endete der
Lauf des VfB, der zuvor sieben Meisterschaften in Folge feierte und jetzt in einer ähnlichen Lage wie damals Berlin steckt. Wieder einmal hat Lebedew die Herausforderung, die Dominanz eines anderen Giganten zu brechen. Diesmal allerdings in umgekehrter Rolle – als Cheftrainer der Häfler soll er nach Möglichkeit Berlins Abonnement auf die deutsche Meisterschaft beenden und den Bundesliga-Titel erstmals seit 2015 wieder an den Bodensee holen. Über die konkreten Saisonziele, das teilte VfB-Pressesprecher Matthias Liebhardt der „Schwäbischen Zeitung“mit, wollen beide Seiten aber erst unmittelbar vor Beginn der nächsten Runde sprechen. Momentan konzentriert der Berliner Meistermacher sich auf die Play-offs in Polen. Mit Wroclaw bestreitet er noch das Spiel um Platz drei gegen Bydgoszcz.
Lebedew – der VfB kündigte ihn auf seinem Instagram-Kanal mit einem „Achtung Känguru“-Schild an – ist aber schon jetzt voller Vorfreude und kann es kaum erwarten, in Friedrichshafen loszulegen. „Ich freue mich wirklich unfassbar auf diese Aufgabe“, sagt er in den Clubmedien.
„Dieser Club hat in Deutschland einen Namen, den auch in Europa jeder kennt.“
Gerne vermittelt der Australier sein Wissen an andere. Lebedew hat einen eigenen Blog, „At home on the court“(deutsch: „Zuhause auf dem Volleyballfeld“) heißt die Seite und ist online unter dem Link www.marklebedew.com zu finden. „Ich bin auf der Suche nach dem perfekten Spiel“, beschreibt er die Philosophie, die hinter dem Ganzen steckt und sagt lachend. „Vielleicht bin ich tatsächlich ein Volleyballnerd, wenn man so sagen kann.“
Mit ihm hat der VfB einen akribischen Trainer verpflichtet, der über 20 Jahre Erfahrung mitbringt. Neben Wroclaw und Berlin trainierte Lebedew auch das australische Nationalteam sowie Jastrzebski Wegiel aus Polen und war zudem als Trainer in Belgien und Italien angestellt. Darüber hinaus coachte er die deutschen Vereine SV Bayer Wuppertal, SG Eltmann und VG Franken. Als aktiver Spieler trug er mal das Trikot des GSV Osnabrück.
Wann er seinen Antrittsbesuch in Friedrichshafen machen wird, steht noch nicht fest. „Ich würde gern im Sommer kommen und alle kennenlernen, bevor die Vorbereitung beginnt“, so der 53-Jährige, der sich vor der Saison erst einmal mit seiner Frau und seinem siebenjährigen Sohn in Friedrichshafen einleben möchte. „Ich habe gute Erinnerungen an diese Stadt“, erzählt Lebedew, der in der ZF-Arena zweimal die Meisterschale in der Hand hielt (2013 und 2014). Sicher hätte er gegen eine Wiederholung seiner damaligen Triumphe nichts einzuwenden.
In Friedrichshafen muss Lebedew den Außenangreifer Martti Juhkami ersetzen. Der 32-jährige Este ist vor kurzem Vater von Zwillingen geworden und hat sich aus familiären Gründen für eine Rückkehr in sein Heimatland entschieden. In der kommenden Saison spielt er für den estnischen Erstligisten Bigbank Tartu. „Natürlich ist es ein Schritt nach unten, aber hier verdiene ich genug und kann mich zu hundert Prozent auf den Sport konzentrieren“, sagte Juhkami bei einem Interview in Estland.