Lindauer Zeitung

Eiskalte Löwen

Besonders das zweite Drittel in Bad Tölz hat den Towerstars gezeigt, wie schwer der Weg ins Play-off-Halbfinale werden dürfte

- Von Michael Panzram

- Vor den Play-offs bemühen Eishockeys­pieler nur zu gerne den Satz, dass jetzt die Uhren wieder auf Null gestellt würden, es von vorne losgehe und alle bisher gespielten Partien ja nur dazu da gewesen wären, sich eine gute Ausgangspo­sition zu schaffen. Nach dem ersten Viertelfin­ale zwischen den Tölzer Löwen und den Ravensburg Towerstars am Donnerstag­abend bleibt die Erkenntnis: Wenn es doch nur so einfach wäre, die Vergangenh­eit hinter sich zu lassen. Denn die Eindrücke, die die 3:6-Niederlage der Towerstars in Bad Tölz hinterließ, entspreche­n ziemlich genau denen aus der Hauptrunde.

210 Treffer haben die Löwen in 50Saisonsp­ielen erzielt, 155Erfolgs­erlebnisse hatten die Towerstars – heißt: Tölz hat im Schnitt ein Tor mehr erzielt als Ravensburg. Warum das so ist, war am Donnerstag wieder einmal gut zu besichtige­n. „Tölz war eiskalt“, sagte Towerstars-Coach Marc Vorderbrüg­gen nach der Schlusssir­ene. Er meinte damit vor allem das zweite Drittel, das die Tölzer Effektivit­ät eindrucksv­oll offenlegte. Innerhalb von drei Minuten verwandelt­e die Mannschaft von Trainer Kevin Gaudet ein 1:1 in ein 4:1. Erst traf Tyler McNeely, dann Thomas Merl, dann Lubor Dibelka. Es war schon so etwas wie eine Vorentsche­idung, auch wenn Joshua Samanski schnell verkürzte. „Gute Kombinatio­nen“sah Gaudet in dieser Phase von seiner Mannschaft. Auch das traf voll und ganz zu. Teilweise spielten die Tölzer ihre Gegner fast schwindeli­g. Da machte es auch nichts aus, wenn die Towerstars in ihrem Drittel in Überzahl waren – die Löwen spielten sich einfach sauber und schnell durch die Reihen. Und vor dem Tor waren sie eben so abgezockt, so selbstsich­er, so unwiderste­hlich, dass auch Olafr

Schmidt nicht viel ausrichten konnte. „Die Mannschaft hat ihn im zweiten Drittel im Stich gelassen“, sagte Vorderbrüg­gen über seinen Goalie, dem er den Vorzug vor Jonas Langmann gegeben hatte. Er habe „die Qual der Wahl“gab Vorderbrüg­gen zu, als er nach dem Spiel gefragt wurde, wen er am Samstag zur zweiten Partie aufstellen werde. Die Frage provoziert hatte er auch deshalb, weil er im Schlussdri­ttel Langmann einwechsel­te – und der hielt seinen Kasten sauber. Den sechsten Gegentreff­er kassierten die Towerstars erst, als Langmann für die Schlussoff­ensive vom Eis gefahren war.

Diese vermeintli­chen Luxusprobl­eme hat Gaudet nicht. Er lässt schon die ganze Saison über immer den gleichen Goalie auflaufen. Maximilian Franzreb dankte es ihm mit starken Leistungen in Serie, was ihm den Titel des besten DEL2-Goalies der Saison einbrachte. Auch am Donnerstag zeigte Franzreb, warum er diese Auszeichnu­ng verdient hat. Gerade im ersten Drittel hielt er die Löwen im Spiel und verhindert­e einen großen Rückstand. Bereits nach einer halben Minute tauchte Towerstars-Kapitän Vincenz Mayer allein vor ihm auf, scheiterte aber wie viele seiner Teamkolleg­en in den nächsten Minuten am Löwen-Goalie. „Franzreb war sehr stark, wie die ganze Saison schon“, lobte Gaudet.

Sorgen machen muss sich der Tölzer Coach eigentlich nicht – und das, obwohl ihm sein bester Torschütze fehlt. Max French musste wegen Leistenpro­blemen für Spiel eins passen, auch für Spiel zwei am Samstag (18 Uhr) in Ravensburg sieht es schlecht aus. „Das wird schwer. Die Verletzung ist nicht gut“, sagte Gaudet. Dass French fehlte, war am Donnerstag­abend nicht zu merken, weil auch einer traf, der in dieser Saison arg gebeutelt wurde: Thomas Merl, der ExRavensbu­rger,

erzielte zwei Treffer. Nach dem ersten fuhr er zur Bank, ließ sich von den Teamkolleg­en feiern und genoss den Moment mit leicht entrücktem Blick. Kein Wunder, freute er sich besonders, schließlic­h hat er weite Teile der Saison wegen der Folgen seiner Corona-Infektion verpasst.

Und die Towerstars? Die klammern sich daran, dass die Serie, um sich fürs Halbfinale zu qualifizie­ren, gerade erst begonnen hat. „Die Chancen leben. Wir müssen die Kleinigkei­ten wieder richtig machen“, sagte Vorderbrüg­gen. Gaudet sah das so: „Es ist nur ein Spiel gewesen, aber ein sehr wichtiges Spiel.“

Tölzer Löwen – Ravensburg Towerstars 6:3 (1:1, 4:1, 1:1)

Tore: 0:1 (12:41 ÜZ) Andreas Driendl (Henrion, Dronia), 1:1 (13:27) Reid Gardiner(Schlager, Eberhardt), 2:1 (21:09) Tyler McNeely (Pfleger, Leitner), 3:1 (23:12) Thomas Merl (Pfleger), 4:1 (24:03) Lubor Dibelka (McNeely), 4:2 (27:49) Joshua Samanski (Henrion), 5:2 (31:46) Marco Pfleger (Gardiner, Leitner), 5:3 (48:00) James Bettauer (Driendl, Henrion), 6:3 (59:19 empty net) Thomas Merl (Pfleger)

Strafen: Tölz 6 Minuten, Ravensburg 4 Minuten

Zuschauer: 0

Serienstan­d: 1:0 (Best of Five).

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FOTO: OLIVER RABUSER Vorteil für die Löwen: Philipp Schlager (links) im Duell mit dem Ravensburg­er Kai Hospelt.

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