Knusprige und saftige Frühlingsgrüße aus dem Landhaus Achberg
Vielleicht liegt es ja daran, dass Köche mit der Zeit das rechte Augenmaß verlieren, wenn sie nicht mehr Teller anrichten müssen, sondern voluminöse Transportbehälter für das Essen außer Haus. Jedenfalls meint es das Landhaus Achberg, im südlichsten Zipfel des Landkreises Ravensburg gelegen, auffallend gut mit seinen Gästen. Der Gourmet-Salat zum Beispiel ist so üppig, dass sich die kompostierbaren Transportschalen nur so wölben. An den Rändern quillt förmlich der Frühling hervor: frischer Chicorée, knackiger Lollo rosso und Lollo biondo, Karotten, Radieschen, Paprika und Heerscharen von Sprossen, außerdem Triebe von Mangold. Kurz gesagt: Gegen so einen Frühlings-Power-Salat kann selbst Popeye mit seinem Spinat einpacken. Separat dabei: gebratenes Wildhasenfilet, das während des
Transports zwar an Saft, kaum aber an intensivem Geschmack verloren hat.
Das sogenannte Landhausdressing – gut erkennbar als hausgemachte Eigenkreation – frischt das gesunde Grün mit säuerlicher Kraft zusätzlich auf. Mit viel Aroma erweckt es die riesige Portion zu kulinarischem Leben. Dass Frühling ist, lässt Küchenchef Bernd Kühner seine Gäste auch an anderer Stelle spüren. Zum Beispiel bei den Spaghetti mit Bärlauch-Pesto. Die schwächeln allerdings ein bisschen, weil die langen Nudeln selbst einen kurzen Transport nicht überstehen, ohne dass sie deutlich nachquellen. Zwar ist das zart-knoblauchartige Aroma noch gut zu spüren, aber insgesamt wirkt die Pasta zu weich und trocken. Daran ändern auch die frischen Tomatenstücke kaum etwas. Eine echte Granate in Sachen Saft- und Knusprigkeit ist das Backhuhn nebst lauwarmem Kartoffelsalat. Zwei große Tranchen
von der Hühnerbrust prangen in der Verpackung. Die Küche hat das Geflügel mitsamt der Haut paniert, was dem Gericht eine überaus herzhafte Kruste beschert, die beim Anschneiden unwiderstehlich kracht, bevor sich der pure Fleischsaft ergießt. Der lauwarme Kartoffelsalat macht daneben eine gute Figur, wobei er ebenso wie das Fleisch trefflich abgeschmeckt ist.
Mit dem marinierten Spargel springt gleich noch ein typischer Frühlingsvertreter aus der Verpackung. Die langen Stangen haben den Geschmack der säuerlichen Marinade gut aufgenommen. Auch hier klotzt die Küche wieder statt zu kleckern, wofür einmal mehr viel Salat und jede Menge gehackter Eier stehen. Vielleicht hätten sie ein bisschen mehr Biss vertragen – aber das ist eine subjektive Geschmacksfrage.
Das Fazit, bevor die beiden Desserts im schmucken Glas geöffnet werden: im Landhaus Achberg schafft ein Team mit Berufsehre, was für den Gast bedeutet, dass er allen widrigen Umständen zum Trotz auf handgemachtes, frisches und hochwertiges Essen vertrauen kann. Und damit – man kann es nicht oft genug betonen – die Unterstützung von Menschen mit gutem Geschmack verdient. Vielleicht schon bald im schattigen Gastgarten nahe Rathaus und Kirche.
Jetzt aber zur Erdbeer-Rhabarber-Grütze mit flüssiger Sahne, dem letzten Frühlingsgruß des Menüs. Zartes Süße-Säure-Spiel schafft frische Eindrücke am Gaumen. Und einen Optimismus, dass irgendwann doch alles wieder gut wird.
Landhaus Achberg
Kirchstr. 1
88147 Achberg
Tel. 08380-981430 www.landhausachberg.de Speisen zum Mitnehmen: Freitag bis Montag von 17-20 Uhr, sonntags zusätzlich von 12-14 Uhr. Hauptspeisen 9,50-20,50 Euro.
Weitere „Aufgegabelt“-Folgen: www.schwäbische.de/aufgegabelt