Lindauer Zeitung

FC Augsburg diskutiert die Trainer-Notbremse

Heiko Herrlich steht nach vier sieglosen Spielen in Serie vor dem Aus bei den bayerische­n Schwaben

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(dpa) - Ziehen die Augsburger Bosse nun die Trainer-Notbremse? Diese Frage schwebte das ganze Wochenende über dem FCA, der nach dem alarmieren­den 2:3 (0:3) gegen den direkten Abstiegs-Mitkonkurr­enten 1. FC Köln unter großem Handlungsd­ruck steht. Die Schwaben nähern sich im zehnten Bundesliga­jahr dem Abgrund zur 2. Liga. Die Führung um Vereinsprä­sident Klaus Hofmann und Manager Stefan Reuter muss bewerten, ob sie Heiko Herrlich die Rettung noch zutraut.

Am Samstag zumindest leitete Herrlich noch das Training – was aber nichts heißen muss. Mit fahlem Gesicht hatte Reuter am Abend zuvor um Bedenkzeit gebeten. „Ich schätze Heiko unglaublic­h, aber erlauben Sie mir, dass wir uns jetzt das Wochenende Zeit nehmen, um gemeinsam zu besprechen und zu analysiere­n, wie es zu so etwas kommen kann“, sagte Reuter.

„So etwas“war ein wahlweise „bodenloses“, „desaströse­s“oder auch „unterirdis­ches“Auftreten der Mannschaft in der ersten Hälfte gegen Köln. Spieler, Trainer, Verantwort­liche – alle wählten diese Worte. Reuter rückte erstmals von Herrlich ab. Er vermied beharrlich ein Bekenntnis zu seinem ehemaligen Mitspieler bei Borussia Dortmund. Er müsse das Erlebte „sacken lassen und verarbeite­n. Dann überlegen wir, was die richtigen Schritte für die letzten drei Spiele sind“, kündigte Reuter an. Nach der Pause hatte das Team eine Reaktion gezeigt, holte durch Tore von Robert Gumny und Ruben Vargas auf – am Ende stand dennoch eine bittere Niederlage.

Reuter bewies schon in der Vergangenh­eit, dass seine Loyalität zu Trainern endlich ist, wenn Gefahr im Verzug ist, sprich der Abstieg droht. Das war so bei Herrlichs Vorgänger Martin Schmidt im März 2020. Das war so im April 2019 bei Manuel Baum. In Corona-Zeiten wäre ein erster Bundesliga-Abstieg nach einem Jahrzehnt in der höchsten deutschen Spielklass­e auch finanziell fatal für den FCA.

Nach vier sieglosen Spielen mit nur einem Punkt, darunter drei gegen schlechter platzierte Teams, schrumpfte der Vorsprung auf die Kölner, die auf den Relegation­splatz kletterten, auf vier Punkte. Herrlich griff seine Spieler an: „Einige haben es immer noch nicht kapiert.“In Augsburg herrscht vor den abschließe­nden drei Spieltagen Alarmstufe Rot – auch weil es das Restprogra­mm der bayerische­n Schaben in sich hat: Stuttgart, Bremen, Bayern. Herrlich dachte am Freitagabe­nd nicht an Aufgabe. Er habe das Gefühl, dass er die Mannschaft immer noch erreiche. Mit 33 Punkten habe man alles in der eigenen Hand, sagte er: „Wir können die Klasse halten – und das werden wir schaffen.“Mit ihm? Das ist die große Frage.

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FOTO: PETER SCHATZ/IMAGO IMAGES Hält Manager Stefan Reuter (re.) an Trainer Heiko Herrlich (li.) fest? Nach der Niederlage gegen Köln steht dahinter ein großes Fragezeich­en.

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