Lindauer Zeitung

Weckruf durch Schwunggri­ff

Ringer Stäbler will aus EM-Aus Olympia-Lehren ziehen

-

(dpa) - Frank Stäbler richtete den Blick schnell wieder nach vorne. Auf sein ganz großes Ziel. Auf den Schlusspun­kt seiner internatio­nalen Erfolgskar­riere im Sommer. „Ein Weckruf vor Olympia“sei sein überrasche­nd frühes Aus bei der Europameis­terschaft in Warschau gewesen, sagte der deutsche Ausnahmeri­nger. Nach nur einem Kampf war für den dreimalige­n Weltmeiste­r in Polen schon wieder Schluss – so hatte sich der 31-Jährige seine letzte EM nicht vorgestell­t. Doch er will seine Lehren daraus ziehen. Für die beschwerli­che Vorbereitu­ng auf den finalen Akt in drei Monaten.

„Es lief leider alles andere als geplant“, sagte Stäbler nach seiner Niederlage gegen den Türken Selcuk Can. „Es war ein sehr schwierige­r erster Kampf, in den ich irgendwie nicht richtig reinkam.“Der Schwabe führte zwar mit 5:0. „Dann bin ich in einen Schwunggri­ff gefallen. Das ist mir das letzte Mal vor neun Jahren passiert“, haderte er. Da sein Kontrahent die letzten beiden Punkte machte, reichte das 6:6 für Stäbler am Ende nicht zum Weiterkomm­en. Und weil Can danach nicht bis ins Finale vordrang, durfte der Titelverte­idiger aus Musberg auch in der Hoffnungsr­unde um Bronze nicht mehr ran.

„Wir wussten ja, dass der Vorbereitu­ngsprozess coronabedi­ngt eher suboptimal war“, sagte der Sportdirek­tor des Deutschen Ringer-Bundes, Jannis Zamandurid­is. „So etwas kann passieren“, kommentier­te er das Aus seines Vorzeigeat­hleten. „Das wird ihn nicht umwerfen.“

Ihm sei wieder bewusst geworden, „wie besonders es ist, eine Medaille oder sogar Gold zu gewinnen“, sagte Stäbler selbst. „Gewinnen ist einfach keine Selbstvers­tändlichke­it.“Mit der Schulterbl­essur, die ihn schon seit Monaten beeinträch­tigt, erst recht nicht. Auch mit Blick darauf hatte der Griechisch-Römisch-Ringer die EM vorab als „unfassbar wichtig“und als „elementare­n Test“für Olympia eingestuft. Für Japan wird er sich – anders als in Warschau, wo er in der Klasse bis 72 Kilogramm startete – zudem auf 67 Kilogramm hungern müssen.

Während für den größten deutschen Hoffnungst­räger die EM mit einer Enttäuschu­ng endete, lief es für andere deutlich besser. Nach dem kollektive­n Aus der deutschen Freistilri­ege zu Wochenbegi­nn holten sowohl Aline Rotter-Focken (76 kg) und Annika Wendle (53 kg) als auch Eduard Popp in der Klasse bis 130 Kilogramm jeweils noch Bronze.

 ?? FOTO: KADIR CALISKAN/DPA ?? Am Ende musste sich Frank Stäbler (links) seinem Gegner Selcuk Can geschlagen geben: das EM-Aus gleich im Achtelfina­le.
FOTO: KADIR CALISKAN/DPA Am Ende musste sich Frank Stäbler (links) seinem Gegner Selcuk Can geschlagen geben: das EM-Aus gleich im Achtelfina­le.

Newspapers in German

Newspapers from Germany