Zwei Vorstände, ein Ziel: Diakonische Nächstenliebe
Roland Heinle und Roland Hüber teilen sich die Aufgaben an der Spitze der Diakonie Kempten Allgäu - Was sie antreibt
- Ihr Auftrag ist, Diakonie umzusetzen (den Dienst am Menschen im kirchlichen Rahmen). Ihr Anspruch ist, erster „Andockpunkt“für diakonische Nächstenliebe zu sein und das in ihren Werken sichtbar zu machen. Ihr Führungsverständnis ist, die Diakonie Kempten Allgäu als „Dienstgemeinschaft“zu leben und „wertschätzend und einbeziehend“miteinander umzugehen. Darin sind sich Roland Hüber und Roland Heinle ebenso einig wie bei den Schwerpunkten ihrer Tätigkeit. Dabei haben die zwei „Rolands“, die als Vorstände an der Spitze der Diakonie Kempten Allgäu (neben Kempten für das Ostund Oberallgäu sowie den Landkreis Lindau zuständig) stehen, vor allem „bedarfsgerechte Beratungsangebote“im Blick.
Die Diakonie in „eine gute Zukunft“führen, die Voraussetzungen für „gutes Arbeiten“zu ermöglichen,
Vorbild für Mitarbeiter und DiakoniePartner zu sein – das ist der persönliche Anspruch, den sich Roland Hüber und Roland Heinle gesetzt haben. Die gebürtigen Unterallgäuer, Nachfolger von Indra Baier-Müller, die zur Landrätin im Oberallgäu gewählt wurde, teilen sich die Vorstandsarbeit: Heinle ist verantwortlich für Finanzen, Wirtschaft und Recht, Hüber für den fachlichen und inhaltlichen Bereich.
Funktioniert das? „Bisher schon“, sagen die beiden. Schließlich hätten sie ja die Absicht, den Menschen „möglichst passgenaue Hilfe“anzubieten. Das heißt aktuell beim Blick auf die vielen Angebote der Diakonie, manche Bereiche weiterzuentwickeln. So sei beispielsweise während der Pandemie bei der sozialpsychiatrischen Betreuung deutlich geworden, dass die Vereinsamung von Menschen zunehme. Mehr Unterstützungsbedarf vermelde auch die Schuldnerberatung aufgrund neuer rechtlicher Verordnungen bei Privatinsolvenzen. Auch die Wohnungsnot (die nicht der Pandemie allein geschuldet sei) habe spürbar zugenommen.
Zudem, sagen Hüber und Heinle, gehe auch der Fachkräftemangel an der Diakonie nicht spurlos vorbei. Ausgebildete Kräfte würden speziell in der Pflege, in den Kitas und im psychologischen Dienst gebraucht. Doch ohne finanzielle Hilfe der Kommunen und des Bezirks, die bei vielen Dienstleistungsangeboten der Diakonie Träger sind, könne die Diakonie nicht agieren. Tätig werden kann der neue
Vorstand jedoch im eigenen Wirkungskreis der
Einrichtung. Zum
Beispiel, wenn es um die Digitalisierung in der Verwaltung und den eigenen Seniorenund Pflegeheimen geht. Oder beim Blick auf Nachhaltigkeit.
Der Erhalt der Schöpfung, sagt Roland Hüber, sei für das Diakonische Werk ein Auftrag. So stehe derzeit eine Energieanalyse an, praktische Umsetzungen wie die Umstellung des Fuhrparks auf E-Mobilität folgen.
Damit die diakonischen Einrichtungen künftig effizienter arbeiten können, sei in nächster Zeit die Zusammenlegung mit Memmingen zur Diakonie Allgäu geplant. „Kräfte bündeln“ist laut Heinle das Ziel, jedoch nicht ohne Beteiligung der Mitarbeiter. Ohne Druck soll aus zwei Diakonien eine werden. „Die gelebte Dienstgemeinschaft
ist unser Antrieb“, sagen Heinle und Hüber – und wirken einig.
Was unterscheidet die zwei Chefs eines Unternehmens mit etwa 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Befragt nach ihren Stärken sieht sich der 49-jährige Heinle als ein Mann, der den Menschen wertschätzend begegnet, sich als Vorstand als Teil eines Ganzen einordnet und der („auch wenn ich gerne viel rede“) zuhören kann. „Einbeziehend führen“ordnet Hüber seinen Stärken zu, aber auch,
Roland Hüber: 56 Jahre, geboren in Memmingen, wohnhaft in Rot an der Rot, verheiratet, zwei erwachsene Kinder. Nach kaufmännischer Ausbildung und Betriebswirtschaftsstudium an der Hochschule Kempten Masterstudium in Wirtschaftsund Organisationspsychologie an der Donau-Universität Krems. Nach Tätigkeit in Wirtschaft, Industrie und Beratung zuletzt beschäftigt bei der St.-Elisabeth-Stiftung. Seit 1. Oktober 2020 Vorstand. anderen empathisch und überzeugend zu begegnen.
Doch haben die Diakonie-Vorstände auch Schwächen? Hüber und Heinle nennen da nur ein Wort: Ungeduld. Und sind selbst sichtlich überrascht – über wiederum so viel Einigkeit.
Informationen zur Diakonie Kempten Allgäu und den Beratungsangeboten gibt es unter:
www.diakonie-kempten.de
Roland Heinle: 49 Jahre alt, gebürtig und wohnhaft in Legau (Landkreis Unterallgäu), ledig, nach der Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten und Tätigkeiten bei zwei Krankenkassen seit 1999 bei der Diakonie Allgäu Kempten, dort zunächst im Aufbau der Personalabteilung, dann Personalleiter, ab 2013 (nach Fernstudium in Betriebswirtschaft) zusätzlich stellvertretender Geschäftsführer, seit 1. Januar 2020 Vorstand.