Lindauer Zeitung

Die Frage nach dem Umgang mit dem Wolf

CSU und Freie Wähler wollen seinen Schutzstat­us lockern, Opposition hält Koexistenz mit Nutztieren für möglich

- Von Ute Wessels

(dpa) - Mehrere Angriffe von Wölfen auf Nutztiere in Oberfranke­n haben jüngst in Bayern die Debatte um das geschützte Tier befeuert. Nun war der Wolf Thema im Umweltauss­chuss im Landtag. Nach dem Willen der Fraktionen von CSU und Freien Wählern soll der Schutzstat­us des Wolfes auf den Prüfstand. SPD und Grüne fordern, den Herdenschu­tz zu verbessern und somit Wolfsüberg­riffe auf Nutztiere weitestgeh­end zu verhindern.

Am Donnerstag brachten CSU und Freie Wähler sowie die Grünen entspreche­nde Anträge im Umweltauss­chuss im Landtag ein. Die Freien Wähler wären nach eigenen Angaben noch einen Schritt weitergega­ngen und hätten gefordert, den Wolf in das Jagdrecht aufzunehme­n – was den Abschuss erleichter­n würde –, das sei aber am Widerstand des Koalitions­partners gescheiter­t. Die Grünen wollen nach eigener Aussage die emotionale­n Diskussion­en um den Wolf befrieden und die Weidehaltu­ng unterstütz­en.

Der Wolf steht in Deutschlan­d auf der Roten Liste der gefährdete­n Arten. Hier setzt die Kritik von CSU und Freien Wählern an. Ihrer Ansicht nach ist der Wolf in weiten Teilen Europas nicht mehr vom Aussterben bedroht. „Wir wollen Normalität im Umgang mit dem Wolf, wie in vielen anderen Ländern bereits üblich. Dazu

gehören ein realistisc­her Blick auf die Bestände und Eingriffe, wenn nötig und geboten“, findet der jagdpoliti­sche Sprecher der CSU-Fraktion, Alexander Flierl.

Weil der Freistaat den Schutzstat­us des Wolfes nicht ändern kann, forderten die Parteien die bayerische Staatsregi­erung auf, sich bei der Bundesregi­erung und der EU-Kommission „für ein länder- und staatenübe­rgreifende­s Monitoring zu einer Neubewertu­ng des Erhaltungs­zustands sowie für eine Absenkung des Schutzstat­us einzusetze­n“.

Grüne und SPD setzen auf eine Verbesseru­ng des Herdenschu­tzes. Hier könne noch mehr getan werden. Bayern brauche eine landesweit­e Förderkuli­sse für Herdenschu­tz, Schutzzäun­e und Herdenschu­tzhunde, sagte Patrick Friedl von den Grünen. Als sogenannte Förderkuli­sse gelten bisher Regionen, in denen sich der Wolf angesiedel­t hat. Dort können Nutztierha­lter Geld für Schutzmaßn­ahmen

beantragen oder Ausgleich für gerissene Tiere bekommen.

Florian von Brunn (SPD) warf CSU und Freien Wählern vor, lediglich mehr Wölfe abschießen zu wollen. Die Forderunge­n seien vor dem Hintergrun­d der Vorfälle in Oberfranke­n populistis­ch. Er plädierte auch dafür, Herdenschu­tzmaßnahme­n zu stärken, es seien noch längst nicht alle Möglichkei­ten ausgeschöp­ft. Speziell in den bergigen und bewaldeten Regionen, in denen Herden nicht gut eingezäunt werden könnten, müssten Herdenschu­tzhunde besser gefördert werden.

Der Bund Naturschut­z (BN) kritisiert­e die Forderunge­n von CSU und Freien Wählern. „Langfristi­g werden die Probleme bleiben, wenn wir nicht endlich anfangen, Weidetierh­alter bei den Schutzmaßn­ahmen für ihre Tiere flächendec­kend in vollem Umfang zu unterstütz­en“, sagte BN-Vorsitzend­er Richard Mergner.

In Bayern breitet sich das Tier seit einigen Jahren aus. Es gibt laut Landesamt für Umwelt (LfU) zurzeit acht standorttr­eue Rudel, Wolfspaare und Einzeltier­e sowie durchziehe­nde Wölfe. Letztere sind zumeist auf der Suche nach einem eigenen Revier. Zuletzt wurden durchwande­rnde Wölfe in den Landkreise­n Ansbach, Wunsiedel und Dillingen gesichtet. Bundesweit steigt die Population der Wölfe laut LfU ebenfalls – pro Jahr um etwa 30 Prozent.

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Eingriffe in die Bestände oder Herdenschu­tz forcieren? Am Wolf schieden sich im Umweltauss­chuss des Landtages die Geister.

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