Turm von St. Stephan wird saniert
Experten finden Schäden an Putz und Sandstein – Kosten: rund zwei Millionen Euro
- Der Turm von St. Stephan auf der Lindauer Insel soll saniert werden. Ende Januar 2020 hatte sich am Turm in etwa 45 Metern Höhe ein größeres Putzstück gelöst und Schäden am Kirchendach und an parkenden Fahrzeugen verursacht. Seither steht am Turm ein Schutzgerüst, das verhindern soll, dass durch herabfallende Stücke weiterer Schaden entsteht. Die Arbeiten sollen im Juli beginnen. Die Kosten belaufen sich wohl auf rund zwei Millionen Euro.
Die evangelische Landeskirche ist zwar Eigentümerin von St. Stephan, der Freistaat Bayern – vertreten durch das Staatliche Bauamt Kempten – hat allerdings die Baupflicht für „Dach und Fach“, zu dem auch Außenfassade, Türen, Fenster und Dachkonstruktion gehören. Im ersten Schritt mussten Experten den Schaden begutachten. Dazu beauftragte das Staatliche Bauamt das Fachbüro Dr. Pfanner.
Bei ihrer Untersuchung entdeckten die Fachleute enorme Schäden am Putz des Turms und an den Natursteinlaibungen der Turmfenster und -öffnungen. „Die Sanierung des Turmes wird eine voraussichtliche Bauzeit von zwei Jahren benötigen“, sagt Arthur Löhle von der Lindauer Außenstelle des Staatlichen Bauamts Kempten. Er ist der Projektleiter bei der Sanierung von St. Stephan.
Die äußere Putzschicht am Turm weise Schäden auf, vor allem auf der Westseite. „Außerdem sind die Natursteingewände morsch“, sagt Löhle. An der Kirche sei Rohrschacher Sandstein verbaut, und der verwittere relativ schnell. Insbesondere Frost führe zu Schäden, weil der Stein dadurch porös werde und mit der Zeit abplatze. „Bei den Untersuchungen wurden deutliche Schäden festgestellt. Zum Teil lösen sich richtige Klumpen“, erläutert er. An diesen Stellen müsse der Sandstein verfestigt oder ausgetauscht werden. Außerdem müssen die Gesimse am
Die Kirche St. Stephan befindet sich in zentraler Lage auf der Insel im historischen Kern der Stadt Lindau. Sie steht unter Denkmalschutz. Der Kirchturm hat eine nahezu quadratische Grundfläche von rund sieben auf sieben Meter. Ohne die verkupferte Haube ist er etwa 40,5 Meter hoch. Die Gesamthöhe einschließlich der Haube, die nicht Teil der Sanierung ist, beträgt circa 60 Meter. Die Fassade wird in vier Stockwerke gegliedert, welche laut Auskunft des Staatlichen Bauamts Kempten
Turm erneuert und abgedichtet werden. Wegen der baulastrechtlichen Besonderheiten an der Kirche ist einiges an Abstimmung notwendig, bevor die Sanierung beginnen kann. Anfang Oktober 2020 sei der endgültige Untersuchungsbericht vorgelegt worden. „Bei einem Ortstermin mit dem Staatlichen Bauamt Kempten, dem Bayerischen Landesamt für Denkmal, der Stadt Lindau, Vertretern der Kirche und dem Büro Dr. Pfanner wurden die einzelnen Sanierungsschritte besprochen“, berichtet Löhle. Das Büro Dr. Pfanner sei mit der Ausfertigung einer Leistungsbeschreibung beauftragt worden, die inzwischen großteils fertig sei.
Das Staatliche Bauamt Kempten wiederum sei von der Regierung von Schwaben mit der Einreichung einer Bauunterlage beauftragt worden, in der die einzelnen Sanierungsschritte und die Arbeiten aufgeführt und mit Kosten genau benannt werden, berichtet Löhle. Diese sei eingereicht und in Bearbeitung. „Dabei werden von der Regierung die baulastrechtlichen Umstände geklärt“, erläutert er. Darin wird also festgeschrieben, wie viel die Kirche und wie viel der Staat entsprechend des Baupflichtsvollzugsvertrags vom 14. März 2017 bei der Sanierung des Turmes aufzuwenden hat.
Die Stellungnahme der Regierung werde abschließend von der evangelischen Landeskirche geprüft, sagt Löhle. Die Kirche werde im Normalfall zur Abgabe einer Kostenübernahmeerklärung aufgefordert. „Den Großteil der Kosten übernimmt der Staat“, sagt er. Erst nach der Erklärung der Kostenübernahme durch die Kirche könne mit der Sanierung begonnen werden. Das Staatliche Bauamt rechnet damit, im Juli mit den Arbeiten beginnen zu können.
Pfarrer Eberhard Heuß ist erleichtert, dass die Sanierung bald beginnen kann. „Natürlich sind wir beruhigt, wenn die Sicherheit rund um die Kirche wieder gewährleistet werden kann“, sagt er. grob den historischen Bauabschnitten entsprechen. Der Kirchturm geht auf das Jahr 1180 zurück. Aus dieser Zeit stammt das unterste romanische Stockwerk. Um 1506 kam es zur Aufstockung des Turms um zwei gotische Stockwerke, die später teils zerstört und wiederaufgebaut wurden. Der letzte große Umbau erfolgte 1781. Damals wurde der Turm um das vierte Stockwerk mit achteckigem Grundriss im Stil des Rokokos erhöht. Auch die Haube stammt aus dieser Zeit. (bbb)