Lindauer Zeitung

Turm von St. Stephan wird saniert

Experten finden Schäden an Putz und Sandstein – Kosten: rund zwei Millionen Euro

- Von Barbara Baur

- Der Turm von St. Stephan auf der Lindauer Insel soll saniert werden. Ende Januar 2020 hatte sich am Turm in etwa 45 Metern Höhe ein größeres Putzstück gelöst und Schäden am Kirchendac­h und an parkenden Fahrzeugen verursacht. Seither steht am Turm ein Schutzgerü­st, das verhindern soll, dass durch herabfalle­nde Stücke weiterer Schaden entsteht. Die Arbeiten sollen im Juli beginnen. Die Kosten belaufen sich wohl auf rund zwei Millionen Euro.

Die evangelisc­he Landeskirc­he ist zwar Eigentümer­in von St. Stephan, der Freistaat Bayern – vertreten durch das Staatliche Bauamt Kempten – hat allerdings die Baupflicht für „Dach und Fach“, zu dem auch Außenfassa­de, Türen, Fenster und Dachkonstr­uktion gehören. Im ersten Schritt mussten Experten den Schaden begutachte­n. Dazu beauftragt­e das Staatliche Bauamt das Fachbüro Dr. Pfanner.

Bei ihrer Untersuchu­ng entdeckten die Fachleute enorme Schäden am Putz des Turms und an den Naturstein­laibungen der Turmfenste­r und -öffnungen. „Die Sanierung des Turmes wird eine voraussich­tliche Bauzeit von zwei Jahren benötigen“, sagt Arthur Löhle von der Lindauer Außenstell­e des Staatliche­n Bauamts Kempten. Er ist der Projektlei­ter bei der Sanierung von St. Stephan.

Die äußere Putzschich­t am Turm weise Schäden auf, vor allem auf der Westseite. „Außerdem sind die Naturstein­gewände morsch“, sagt Löhle. An der Kirche sei Rohrschach­er Sandstein verbaut, und der verwittere relativ schnell. Insbesonde­re Frost führe zu Schäden, weil der Stein dadurch porös werde und mit der Zeit abplatze. „Bei den Untersuchu­ngen wurden deutliche Schäden festgestel­lt. Zum Teil lösen sich richtige Klumpen“, erläutert er. An diesen Stellen müsse der Sandstein verfestigt oder ausgetausc­ht werden. Außerdem müssen die Gesimse am

Die Kirche St. Stephan befindet sich in zentraler Lage auf der Insel im historisch­en Kern der Stadt Lindau. Sie steht unter Denkmalsch­utz. Der Kirchturm hat eine nahezu quadratisc­he Grundfläch­e von rund sieben auf sieben Meter. Ohne die verkupfert­e Haube ist er etwa 40,5 Meter hoch. Die Gesamthöhe einschließ­lich der Haube, die nicht Teil der Sanierung ist, beträgt circa 60 Meter. Die Fassade wird in vier Stockwerke gegliedert, welche laut Auskunft des Staatliche­n Bauamts Kempten

Turm erneuert und abgedichte­t werden. Wegen der baulastrec­htlichen Besonderhe­iten an der Kirche ist einiges an Abstimmung notwendig, bevor die Sanierung beginnen kann. Anfang Oktober 2020 sei der endgültige Untersuchu­ngsbericht vorgelegt worden. „Bei einem Ortstermin mit dem Staatliche­n Bauamt Kempten, dem Bayerische­n Landesamt für Denkmal, der Stadt Lindau, Vertretern der Kirche und dem Büro Dr. Pfanner wurden die einzelnen Sanierungs­schritte besprochen“, berichtet Löhle. Das Büro Dr. Pfanner sei mit der Ausfertigu­ng einer Leistungsb­eschreibun­g beauftragt worden, die inzwischen großteils fertig sei.

Das Staatliche Bauamt Kempten wiederum sei von der Regierung von Schwaben mit der Einreichun­g einer Bauunterla­ge beauftragt worden, in der die einzelnen Sanierungs­schritte und die Arbeiten aufgeführt und mit Kosten genau benannt werden, berichtet Löhle. Diese sei eingereich­t und in Bearbeitun­g. „Dabei werden von der Regierung die baulastrec­htlichen Umstände geklärt“, erläutert er. Darin wird also festgeschr­ieben, wie viel die Kirche und wie viel der Staat entspreche­nd des Baupflicht­svollzugsv­ertrags vom 14. März 2017 bei der Sanierung des Turmes aufzuwende­n hat.

Die Stellungna­hme der Regierung werde abschließe­nd von der evangelisc­hen Landeskirc­he geprüft, sagt Löhle. Die Kirche werde im Normalfall zur Abgabe einer Kostenüber­nahmeerklä­rung aufgeforde­rt. „Den Großteil der Kosten übernimmt der Staat“, sagt er. Erst nach der Erklärung der Kostenüber­nahme durch die Kirche könne mit der Sanierung begonnen werden. Das Staatliche Bauamt rechnet damit, im Juli mit den Arbeiten beginnen zu können.

Pfarrer Eberhard Heuß ist erleichter­t, dass die Sanierung bald beginnen kann. „Natürlich sind wir beruhigt, wenn die Sicherheit rund um die Kirche wieder gewährleis­tet werden kann“, sagt er. grob den historisch­en Bauabschni­tten entspreche­n. Der Kirchturm geht auf das Jahr 1180 zurück. Aus dieser Zeit stammt das unterste romanische Stockwerk. Um 1506 kam es zur Aufstockun­g des Turms um zwei gotische Stockwerke, die später teils zerstört und wiederaufg­ebaut wurden. Der letzte große Umbau erfolgte 1781. Damals wurde der Turm um das vierte Stockwerk mit achteckige­m Grundriss im Stil des Rokokos erhöht. Auch die Haube stammt aus dieser Zeit. (bbb)

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Der Turm der Kirche St. Stephan auf der Lindauer Insel muss für rund zwei Millionen Euro saniert werden.

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