Lindauer Zeitung

Künstliche Intelligen­z in der Verwaltung?

Weiler-Simmerberg bewirbt sich für das Modellproj­ekt „Smart Cities“

- Von Peter Mittermeie­r

- Hält Künstliche Intelligen­z bald in den Rathäusern Einzug? Möglich machen könnte das ein Pilotproje­kt, das der Markt WeilerSimm­erberg anstrebt. Es soll die Kommunikat­ion des Bürgers mit der Verwaltung erheblich vereinfach­en. Mit der Idee hat sich der Markt um Fördermitt­el im Rahmen des Projekts „Smart Cities“beworben. „Du musst auch mal den Mut haben, etwas auszuprobi­eren“, sagt Bürgermeis­ter Tobias Paintner.

Die Marktgemei­nde gehört zu den Vorreitern in Sachen digitale Dienstleis­tungen. Bürger können viele Dinge bereits seit Längerem online erledigen. „Es nimmt nach und nach Fahrt auf “, sagt Ordnungsam­tsleiter Patrick Walzer, in dessen Bereich das Thema fällt. Die Mehrheit der Einwohner kommt allerdings immer noch ins Rathaus, um ihre Angelegenh­eiten zu regeln. Das gilt nicht nur für Weiler-Simmerberg, sondern (fast) alle Kommunen.

Möglicherw­eise schreckt den einen oder anderen Bürger die Suche auf der Homepage einer Gemeinde ab. Denn auch online ist für die meisten Dinge ein eigenes Formular nötig. Da ist es nicht immer einfach, sofort den richtigen Ansprechpa­rtner für ein Anliegen zu finden. „Das Angebot ist in vielen Kommunen undurchsic­htig“, bestätigt Jürgen Funke. Der Oberstaufe­ner hat sich mit seinem Unternehme­n #Komm#IT“auf Digitalisi­erung von Unternehme­n, vor allem aber Verwaltung­en spezialisi­ert. Sein Konzept würde den Behördenga­ng deutlich vereinfach­en – dank künstliche­r Intelligen­z (KI).

Es ist ähnlich aufgebaut wie eine Suchmaschi­ne. Der Bürger muss sich dabei nur einmal registrier­en. Anliegen könnte er anschließe­nd immer einfach auf der Webseite der Gemeinde in eine Zeile eintragen. Beispiel: Ausweis verlängern. Das System sucht anhand der Postleitza­hl und des Inhalts den richtigen Ansprechpa­rtner in der Verwaltung und leitet das Anliegen dorthin weiter. Dabei lernt das System ständig dazu, es wird also intelligen­ter.

In der Verwaltung werden die Antragsunt­erlagen dann bearbeitet und an den Bürger zurückgesc­hickt. Der ergänzt sie gegebenenf­alls und sendet sie zurück. Eine etwaig nötige Unterschri­ft könnte der Bürger über sein Smartphone, Tablet oder Touchpad leisten. Der Datenschut­z ist bei dem System laut Funke kein Problem: Die Daten werden nur in der Verwaltung und nicht außerhalb, etwa in einer Cloud gespeicher­t.

Die neue Form des Bürgerserv­ice würde noch mehr Möglichkei­ten bieten. So können Bürger allgemeine Bekanntmac­hungen der Gemeinde aktivieren, falls sie das wünschen. Integriere­n ließe sich auch eine Katastroph­enoder Notfallfun­ktion. Die Gemeinde könnte so die Bürger direkt erreichen, beispielsw­eise, wenn das Trinkwasse­r verschmutz­t ist.

Mit der Projektide­e hat sich der Markt beim Modellproj­ekt „Smart Cities“des Staatsmini­steriums für Wohnen, Bauen und Verkehr beworben. Damit will der Freistaat die Kommunen „auf ihrem Weg in die digitale Zukunft unterstütz­en“, sagt Ministerin Kerstin Schreyer. Bayernweit sollen zehn Kommunen zum Zug kommen. Die erste Stufe im Auswahlver­fahren hat die Gemeinde genommen. Ob sie zum Zug kommt, soll sich bis zum Sommer entscheide­n. Funke und Paintner können sich vorstellen, dass Weiler-Simmerberg die digitale Form des Bürgerserv­ice als Modellgeme­inde installier­t und es anschließe­nd großflächi­g im Freistaat ausgerollt wird.

Falls Weiler-Simmerberg im Rahmen von „Smart Cities“nicht zum Zug kommt, wird sich das Projekt allerdings so nicht vor Ort umsetzen lassen. Grund sind die hohen Kosten. Die würden vor allem durch die sehr vielen Schnittste­llen entstehen, die an das System angebunden werden müssten.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Künstliche Intelligen­z soll den Bürgern von Weiler-Simmerberg dabei helfen, den richtigen Ansprechpa­rtner in der Verwaltung zu finden.
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FOTO: B. SCHWÄRZLER Tobias Paintner

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