Künstliche Intelligenz in der Verwaltung?
Weiler-Simmerberg bewirbt sich für das Modellprojekt „Smart Cities“
- Hält Künstliche Intelligenz bald in den Rathäusern Einzug? Möglich machen könnte das ein Pilotprojekt, das der Markt WeilerSimmerberg anstrebt. Es soll die Kommunikation des Bürgers mit der Verwaltung erheblich vereinfachen. Mit der Idee hat sich der Markt um Fördermittel im Rahmen des Projekts „Smart Cities“beworben. „Du musst auch mal den Mut haben, etwas auszuprobieren“, sagt Bürgermeister Tobias Paintner.
Die Marktgemeinde gehört zu den Vorreitern in Sachen digitale Dienstleistungen. Bürger können viele Dinge bereits seit Längerem online erledigen. „Es nimmt nach und nach Fahrt auf “, sagt Ordnungsamtsleiter Patrick Walzer, in dessen Bereich das Thema fällt. Die Mehrheit der Einwohner kommt allerdings immer noch ins Rathaus, um ihre Angelegenheiten zu regeln. Das gilt nicht nur für Weiler-Simmerberg, sondern (fast) alle Kommunen.
Möglicherweise schreckt den einen oder anderen Bürger die Suche auf der Homepage einer Gemeinde ab. Denn auch online ist für die meisten Dinge ein eigenes Formular nötig. Da ist es nicht immer einfach, sofort den richtigen Ansprechpartner für ein Anliegen zu finden. „Das Angebot ist in vielen Kommunen undurchsichtig“, bestätigt Jürgen Funke. Der Oberstaufener hat sich mit seinem Unternehmen #Komm#IT“auf Digitalisierung von Unternehmen, vor allem aber Verwaltungen spezialisiert. Sein Konzept würde den Behördengang deutlich vereinfachen – dank künstlicher Intelligenz (KI).
Es ist ähnlich aufgebaut wie eine Suchmaschine. Der Bürger muss sich dabei nur einmal registrieren. Anliegen könnte er anschließend immer einfach auf der Webseite der Gemeinde in eine Zeile eintragen. Beispiel: Ausweis verlängern. Das System sucht anhand der Postleitzahl und des Inhalts den richtigen Ansprechpartner in der Verwaltung und leitet das Anliegen dorthin weiter. Dabei lernt das System ständig dazu, es wird also intelligenter.
In der Verwaltung werden die Antragsunterlagen dann bearbeitet und an den Bürger zurückgeschickt. Der ergänzt sie gegebenenfalls und sendet sie zurück. Eine etwaig nötige Unterschrift könnte der Bürger über sein Smartphone, Tablet oder Touchpad leisten. Der Datenschutz ist bei dem System laut Funke kein Problem: Die Daten werden nur in der Verwaltung und nicht außerhalb, etwa in einer Cloud gespeichert.
Die neue Form des Bürgerservice würde noch mehr Möglichkeiten bieten. So können Bürger allgemeine Bekanntmachungen der Gemeinde aktivieren, falls sie das wünschen. Integrieren ließe sich auch eine Katastrophenoder Notfallfunktion. Die Gemeinde könnte so die Bürger direkt erreichen, beispielsweise, wenn das Trinkwasser verschmutzt ist.
Mit der Projektidee hat sich der Markt beim Modellprojekt „Smart Cities“des Staatsministeriums für Wohnen, Bauen und Verkehr beworben. Damit will der Freistaat die Kommunen „auf ihrem Weg in die digitale Zukunft unterstützen“, sagt Ministerin Kerstin Schreyer. Bayernweit sollen zehn Kommunen zum Zug kommen. Die erste Stufe im Auswahlverfahren hat die Gemeinde genommen. Ob sie zum Zug kommt, soll sich bis zum Sommer entscheiden. Funke und Paintner können sich vorstellen, dass Weiler-Simmerberg die digitale Form des Bürgerservice als Modellgemeinde installiert und es anschließend großflächig im Freistaat ausgerollt wird.
Falls Weiler-Simmerberg im Rahmen von „Smart Cities“nicht zum Zug kommt, wird sich das Projekt allerdings so nicht vor Ort umsetzen lassen. Grund sind die hohen Kosten. Die würden vor allem durch die sehr vielen Schnittstellen entstehen, die an das System angebunden werden müssten.