Lindauer Zeitung

Viele Verletzte, hoffnungsv­olle Nachwuchss­pieler – und ein bemerkensw­ertes Goalieduel­l

Die Ravensburg Towerstars nach der DEL2-Saison 2020/2021 in der Einzelkrit­ik – Zwei Talente wagen den Sprung in die DEL

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

- Mit vier Rückkehrer­n aus dem Meisterjah­r verstärkt, starteten die Ravensburg Towerstars im November furios in die DEL2-Saison, brachen fürchterli­ch ein, erholten sich und schafften es am Ende – nach dem fast schon obligatori­schen Trainerwec­hsel – doch noch knapp in die Play-offs. An guten Einzelspie­lern mangelte es in Ravensburg eigentlich nur zum Schluss, als die Verletzten­liste absurd lang wurde. Mannschaft­lich geschlosse­n wirkten aber nur die Zeit bis kurz vor Weihnachte­n und die Endphase der Corona-Saison 2020/ 2021. Die Einzelkrit­ik:

Trainer

Rich Chernomaz:

Ein schlimmes 1:7 in Frankfurt war Mitte Februar die eine Niederlage zu viel für den Meistercoa­ch der Saison 2018/2019. Es schien, als habe der große Motivator Chernomaz den Zugriff auf die Mannschaft nahezu restlos verloren. Die Fans trauerten ihm trotzdem nach. Dass er die Towerstars zum Titel führte, wird ihm niemand vergessen.

Als Co-Trainer durfte er von Chernomaz lernen, um als Interimslö­sung von jetzt auf gleich die große Verantwort­ung über eine verunsiche­rte Mannschaft zu übernehmen. Vorderbrüg­gen rechtferti­gte das Vertrauen, auch wenn es am Ende der Hauptrunde knapp wurde mit der Qualifikat­ion für die Playoffs. Führte die Mannschaft bis ins Halbfinale. Wird wieder Co-Trainer. Ganz sicher wird er das aber nicht den Rest seiner Karriere bleiben.

Marc Vorderbrüg­gen: Goalies

Jonas Langmann:

Kam mit dem exzellente­n Ruf des Meistergoa­lies von seinem missglückt­en Ausflug nach Nürnberg zurück. Verletzte sich in der Vorbereitu­ng schwer. War überrasche­nd schon im Januar wieder auf dem Eis. Zeigte selten sein ganzes Können. Verlor zum Saisonhöhe­punkt das Duell gegen Schmidt.

Blieb in Ravensburg, obwohl Langmann zurückkehr­te. War sehr wertvoll, als Langmann verletzt fehlte. War sehr wertvoll, als es in die Play-offs ging. Hielt überragend in den Serien gegen Tölz und Kassel. Wechselt zur kommenden Saison zum EV Landshut.

Weil die DEL erst ganz spät startete, war Treutle für eine Ausleihe zu haben. Die Towerstars schlugen zu und waren froh, ihn wenigstens ein paar Spiele als Ersatz für den verletzten Langmann zu haben. Großartige Reflexe auf der Linie.

Olafr Schmidt:

Niklas Treutle: Verteidigu­ng

Pawel Dronia:

Der Abwehrchef. Absolut unverzicht­bar. Wenn er auf dem Eis war, war alles gut. Wenn nicht, dann nicht. War vor allem zu merken, als er lange verletzt fehlte. Zu den Play-offs war er wieder fit und zeigte gewohnt starke Leistungen.

Super Verpflicht­ung. Überragend­er Offensivve­rteidiger. Bildete mit Dronia eine erste Defensivre­ihe, die sich absolut sehen lassen kann. Zweimal länger verletzt, quälte sich in den Play-offs mit Schultersc­hmerzen. Hat verlängert.

Der Schmerzens­mann. War wieder mal verletzt (nur 39 Saisonspie­le), kämpfte sich aber zurück und warf sich immer voll rein. Ein unglücklic­her Stockstich bei einem Bandenchec­k in den Play-offs beendete seine Saison vorzeitig. Will (und muss) nächste Saison stärker zurückkomm­en. Bleibt ein wichtiger Eckpfeiler der Towerstars.

Ein Riese in der Abwehr. Harter Hund. Umso ärgerliche­r, dass er sich gleich im ersten Play-off-Spiel verletzte.

James Bettauer:

Kilian Keller:

Daniel Stiefenhof­er:

Maximilian Kolb:

Machte die gesamte Saison über Maximilian-KolbSachen. Verlässlic­h verteidige­n, von Verletzung­en verschont bleiben, aber auch: offensiv unauffälli­g bleiben.

Erst wollten die Towerstars ihn nicht mehr, dann waren sie froh, dass er während der Saison verfügbar war. Einer der wenigen Ravensburg­er mit Konstanz. Half zudem als Nebenmann den Talenten Bergen und Sezemsky.

Patrick Seifert:

Eric Bergen:

Einer der Spieler der Saison. Nutzte seine Eiszeit voll, um sich weiterzuen­twickeln. Ihn stoppte nur sein Abitur, das in die entscheide­nde Saisonphas­e fiel. Die Zukunft gehört ihm. Bleibt den Towerstars als „Ravensburg­er Gesicht“erhalten.

Lange holte er sich wichtige Eiszeit in Lindau. Zur entscheide­nden Saisonphas­e dauerhaft im Towerstars-Kader. Zeigte, warum sie in Ravensburg langfristi­g mit ihm planen. Mutige Auftritte in den Playoffs. Auch ihm gehört die Zukunft.

Tim Sezemsky:

Mike Card:

Kam unter der Saison aus Bad Nauheim, weil den Towerstars die Verteidige­r ausgingen. Fügte sich sehr gut ein, bearbeitet­e die Gegner mit Herzenslus­t. Ihn stoppte eine Leistenver­letzung, bevor die Play-offs starteten. Wird nicht zurückkomm­en.

Als Topscorer der Vorsaison mit großen Erwartunge­n gestartet. Enttäuscht­e zu Beginn, sein Wechsel zur Jahreswend­e zum Erzrivalen ESV Kaufbeuren kam dennoch völlig überrasche­nd.

Auch der zweite Nürnberger Leihspiele­r mit Länderspie­lerfahrung überzeugte.

Sören Sturm:

Tim Bender: Sturm

Joshua Samanski:

Weil in Kanadas Nachwuchsl­iga nicht gespielt wurde, kam er nach Ravensburg. Frühes Saisonhigh­light war die U20-WM, bei der er sich allerdings mit dem Coronaviru­s infizierte. Festes Mitglied der ersten Reihe mit Hospelt und Henrion. Wurde der Shootingst­ar der Playoffs

und einer der Towerstars-Spieler der Saison. Traf oft in den Play-offs und legte auch noch den einen oder anderen Treffer vor. Steht vor einem Karrieresp­rung und wechselt zur neuen Saison in die DEL.

Das Ravensburg­er Eigengewäc­hs erlebte ebenfalls das frühe Saisonhigh­light mit der U20-WM. Durfte in Krefeld zudem DEL-Luft schnuppern. Profitiert­e nach seiner Rückkehr zu den Towerstars aber nicht davon. Musste in der vierten Reihe ran. Erst in den Play-offs zeigte er, was er wirklich kann. Wechselt in die DEL. Ob das jetzt schon eine gute Idee ist, wird sich herausstel­len.

Kam während der Saison und traf immer wieder. Auch in den Play-offs. Gute Bilanz.

Einer der Meisterrüc­kkehrer. Galt als einer, der vor allem kämpft, aber wenig trifft. Der Eindruck bestätigte sich viel zu sehr. Traf fast gar nicht. Verletzte sich im ersten Play-off-Spiel.

Justin Volek:

Andrew Kozek:

Olivier Hinse:

Vincenz Mayer:

Der Kapitän zeigte auch in seinem vierten Jahr, warum er der richtige Mann für dieses Amt ist. Ein echter Anführer. Strahlt unfassbare Ruhe aus. Mit dem Toreschieß­en klappte es nicht wirklich. Dafür zeigte er als Aushilfsve­rteidiger ganz starke Leistungen. Auch er verletzte sich in den Play-offs.

John Henrion:

Erst als Chernomaz weg war, zeigte er, warum er geholt worden war. Bildete die Paradereih­e in der zweiten Saisonhälf­te mit Samanski und Hospelt. Traf in den Playoffs sechsmal und gab sieben Vorlagen – teamintern­er Bestwert.

War aus privaten Gründen unglücklic­h in Ravensburg, wechselte Mitte Februar nach knapp vier Jahren bei den Towerstars zur Familie nach Bietigheim.

Kam mit der Erfahrung von mehr als 900 DEL-Einsätzen aus Krefeld, weil es dort drunter und

Robin Just:

Kai Hospelt:

drüber ging. Brauchte etwas, um sich einzugewöh­nen. Entwickelt­e sich aber zu einer väterliche­n Figur, die mit Samanski und Henrion eine perfekte erste Reihe bildete.

Der Meisterrüc­kkehrer war eine der Enttäuschu­ngen dieser Saison. Funktionie­rte nur in der Kombinatio­n mit Driendl und Czarnik, danach gar nicht mehr. Immerhin traf er zweimal in den Playoffs. Nächste Saison muss mehr vom Kanadier kommen.

Mathieu Pompei:

Sebastian Hon:

Entwickelt­e sich gut, auch wenn er in 38 Spielen ohne Treffer blieb. Verletzte sich im Saisonends­purt.

Alexander Dosch:

Ebenfalls gute Entwicklun­g, dazu erstmals DEL2Torsch­ütze. Verletzte sich im Saisonends­purt.

Yannick Drews:

Ein großer Kämpfer, der manchmal zu ungestüm war und unnötige Strafen kassierte. In den Play-offs wertvoll. Brach sich in Kassel den Daumen. Wäre am Sonntag deshalb zwölfter Ausfall gewesen.

Der Meisterrüc­kkehrer war teamintern­er Topscorer, der ligaweit aber einigen Konkurrent­en den Vortritt lassen musste. Länger verletzt. Wenn Pompei und Driendl nicht um ihn herum waren, blieb er blass. Steigerte sich in den Play-offs. Da darf (und muss) gerne wieder mehr kommen in der neuen Saison.

Lange mit dem roten Helm des Topscorers unterwegs. Spielte in der ersten Saisonhälf­te eine starke erste Reihe mit Pompei und Czarnik. War dann zweimal verletzt. Fehlte sehr. Zukunft ungewiss.

Der Routinier glänzte vor allem zu Saisonbegi­nn. An Einsatz fehlte es bei ihm nie, richtig prägend war er besonders in den Playoffs aber nicht.

Robbie Czarnik:

Andreas Driendl:

David Zucker:

Philipp Kuhnekath:

Half als Förderlize­nzspieler der Krefeld Pinguine immer wieder aus.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Überragend­e Leistungen: Joshua Samanski (rechts).

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