Lindauer Zeitung

Rassismus in Reinform

- Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Tausende haben in deutschen Städten gegen Israel und für Palästina demonstrie­rt, und viele dieser Menschen türkischer oder arabischer Herkunft werden sich als aufrechte Kämpfer gegen Rassismus und Diskrimini­erung empfinden. Nämlich immer dann, wenn es gilt, zu Recht oder zu Unrecht, gegen deutsche Polizeigew­alt oder gegen deutsche Behördenwi­llkür einzutrete­n. Manche aber ziehen vor Synagogen, in denen Menschen beten, die oft nicht einmal israelisch­e Staatsbürg­er sind, geschweige denn die israelisch­e Regierung mitgewählt haben. Und sie jubeln der Terrortrup­pe Hamas zu, die Israel vernichten will. Dieser Judenhass ist Rassismus in Reinform.

Verbandsve­rtreter der Muslime haben sich von den Demonstran­ten distanzier­t. Auch aus dem größten Moscheever­band Ditib wurden Übergriffe gegen jüdische Einrichtun­gen „aufs Schärfste“verurteilt. Wünschensw­ert wäre es, der Verband mit engen Verbindung­en nach Ankara würde auch den türkischen Präsidente­n entspreche­nd kritisiere­n, der auf dem Konflikt sein islamistis­ch-nationalis­tisches Süppchen kocht. Das tut er aber nicht.

Der Judenhass in Deutschlan­d musste nicht erst importiert werden, das hat zuletzt das Attentat auf die Synagoge von Halle gezeigt. Der Zuzug von Menschen aus Ländern, in denen Antisemiti­smus von Staats wegen geschürt wird, hat die Lage für Juden noch unsicherer gemacht. Zumal die Zuwanderer ja nicht alle Kontakte in die alte Heimat abbrechen, weiter soziale und sonstige Medien konsumiere­n, in denen Hass auf Israel salonfähig ist. Natürlich betrifft das nicht alle Menschen aus diesen Ländern, die Demonstran­ten repräsenti­eren ja nur einen Bruchteil ihrer Gemeinscha­ften. Aber auch wenige Personen können großen Schaden anrichten. Den Schaden haben die Juden, deren Sicherheit­sgefühl hierzuland­e weiter erodiert. Den Schaden haben die verletzten Polizisten. Den Schaden hat die Gesellscha­ft insgesamt, die ein Stück weiter zerrissen ist. Und den Schaden haben die integriert­en und integratio­nswilligen Muslime, denen die Demonstran­ten einen Bärendiens­t erwiesen haben.

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