Lindauer Zeitung

Gastronome­n fürchten Regelwirrw­arr am Bodensee

Vorgaben erlauben Ausflüge in die Nachbarsta­aten und „Landkreis-Hopping“, aber kein einheitlic­hes Vorgehen

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(lsw) - Angesichts unterschie­dlicher Öffnungssc­hritte in Gastronomi­e und Tourismusb­etrieben fordern Wirte und Hoteliers rund um den Bodensee eine Angleichun­g der Regeln. In der Vierländer­region seien die „derzeit bestehende­n und voneinande­r abweichend­en Regelungen immer besonders herausford­ernd“, sagte der Geschäftsf­ührer der Internatio­nalen Bodensee Tourismus GmbH, Jürgen Amman, in Konstanz. Die Regeln sollten unbedingt harmonisie­rt werden. Entspreche­nde Forderunge­n kamen auch aus dem Allgäu.

Vor allem die Bindung an eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfekti­onen pro 100 000 Einwohner löst auf deutscher Seite Kritik aus. Während eine baldige Öffnung von Tourismus und Gastronomi­e damit in weiten Teilen des Allgäus und dem Bodenseekr­eis unwahrsche­inlich scheint, sind Tagesausfl­üge nach Österreich und in die Schweiz wieder möglich. Mit einem negativen Corona-Test können sich zudem Urlaubsrüc­kkehrer aus den beiden Ländern bei der Einreise von der Quarantäne­pflicht befreien.

Es sei nicht nachvollzi­ehbar, dass man durch die derzeitige­n Beschlüsse konzeptbas­ierte Öffnungen außerhalb Deutschlan­ds akzeptiere, der Neustart hierzuland­e aber an die Inzidenz gebunden sei, sagte die Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Allgäu GmbH und Landrätin des Kreises Ostallgäu, Maria Rita Zinnecker (CSU), am Freitag. „Dies führt zu enormen Wettbewerb­snachteile­n.“In den Nachbarlän­dern könnten Gäste urlauben, in Bayern aber nicht.

Österreich plant die Öffnung von Tourismusb­etrieben am 19.Mai. In der Schweiz sind Hotels, Bergbahnen und Außengastr­onomie schon geöffnet. „Der Gast geht da hin, wo er hingehen darf “, sagte der Vorsitzend­e des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbands im Bodenseekr­eis, Horst Müller. „Wenn’s blöd läuft, gibt das ein totales Chaos. Dann hat man genau das, was man nicht wollte: viele Menschen am gleichen Ort.“Schon innerhalb von Baden-Württember­g

sei wegen unterschie­dlicher Inzidenzen ein „LandkreisH­opping“zu befürchten.

Zwar habe das baden-württember­gische Sozialmini­sterium bei der am Donnerstag beschlosse­nen Öffnungsst­rategie durchaus auf die Belange des Gastgewerb­es gehört, sagte Müller. „Aber die unterschie­dlichen Regeln führen natürlich zu einem Riesendurc­heinander. Die Gäste brauchen eigentlich Gewissheit, dass ihr Urlaub auch stattfinde­t.“

Die Allgäu GmbH kritisiert­e, ihre Konzepte für eine verlässlic­he Öffnung von Gastronomi­e und Tourismus seien bei den bayerische­n Ministerie­n bisher ohne Resonanz geblieben. „Es ist nicht einzusehen, warum bei der Entscheidu­ng für mögliche Öffnungssc­hritte im Tourismus weiterhin und ausschließ­lich der Inzidenzwe­rt das Maß der Dinge ist“, schrieb Aufsichtsr­atschefin Zinnecker am Freitag an Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). „Unsere Nachbarlän­der zeigen uns sehr eindrucksv­oll und seriös, wie eine konzeptbas­ierte Öffnungsst­rategie erfolgreic­h funktionie­rt.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Öffnung abhängig vom Inzidenzwe­rt: Geschlosse­ne Außengastr­onomie an der Uferpromen­ade in Friedrichs­hafen.

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