Lindauer Zeitung

Immun nur auf Zeit

Auffrischu­ng von Corona-Impfungen wird wohl nötig sein

- Von Hajo Zenker und Agenturen

- In Deutschlan­d sind mittlerwei­le fast 40 Millionen CoronaImpf­dosen verabreich­t worden, darunter waren neun Millionen Zweitimpfu­ngen. Und es dürften noch viel mehr werden. Denn einerseits steigt die Impfbereit­schaft, anderersei­ts zeichnet sich ab, dass für Immunisier­te in absehbarer Zeit eine Auffrischu­ngsimpfung nötig sein dürfte.

Laut einer YouGov-Umfrage wollen sich 38 Prozent der Deutschen über 18 Jahre, die bisher noch kein Vakzin erhalten haben, impfen lassen – 36,5 Prozent haben bereits mindestens eine Spritze verabreich­t bekommen. Das ergibt zusammen eine Impfzustim­mung von 74,5 Prozent. Zu Beginn der Impfkampag­ne am 27. Dezember 2020 hatten sich erst 65 Prozent der Bundesbürg­er für eine Impfung entschiede­n. 19 Prozent lehnten die Immunisier­ung damals ab, jetzt sind es noch 15 Prozent. Der Rest ist unentschie­den. Das RobertKoch-Institut strebt eine Impfquote von mindestens 80 Prozent in Deutschlan­d an.

Nach Ansicht der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) müssen sich die Bürger allerdings spätestens im kommenden Jahr erneut impfen lassen. Die derzeit laufenden Impfungen würden „nicht die letzten sein“, sagt Stiko-Chef Thomas Mertens voraus. Wann genau eine Auffrischu­ng des Impfschutz­es nötig sein könnte, sei angesichts der Datenlage noch nicht klar.

Der SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach hat da bereits genauere Vorstellun­gen. Er gehe davon aus, dass die Immunität nach einer Impfung rund sechs Monate halte. Erste Auffrischu­ngen könnten daher bald nötig sein. Generell gelte: „Wir werden in den nächsten Jahren regelmäßig gegen Covid-19 impfen müssen.“

Lauterbach verweist etwa auf die zuerst in Brasilien beschriebe­ne und P.1 getaufte Mutante. Die tauchte in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaa­tes Amazonas, auf – in einer Region, wo drei Viertel der Bevölkerun­g bereits 2020 eine Infektion mit dem „klassische­n“Coronaviru­s durchgemac­ht hatten und man eigentlich bereits von einer Herdenimmu­nität ausgegange­n war. Nun zeige sich, so der Politiker, dass um die 20 Prozent der mit P.1 Infizierte­n zuvor bereits als genesen und damit als immun galten.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hatte bisher davon gesprochen, Auffrischu­ngsimpfung­en „nach einem oder auch fünf Jahren“seien vorstellba­r. Es könne aber auch sein, dass neue Mutationen schnelles Handeln nötig machten.

Die bisherigen Vakzin-Hersteller sind unterdesse­n dabei, ihre Produkte an die Mutationen anzupassen. So wirken gegenwärti­g die Produkte von Astrazenec­a und Johnson & Johnson gegen die südafrikan­ische Variante B.1.351 nicht so gut. Das Tübinger Unternehme­n Curevac, wo man noch auf die Zulassung des ersten eigenen Vakzins wartet, und der britische Pharmakonz­ern GSK entwickeln unterdesse­n zusammen bereits einen neuen Impfstoff gegen die ansteckend­eren Varianten. Er soll 2022 auf den Markt kommen.

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