Lindauer Zeitung

Die Popakademi­e bleibt populär

Trotz Corona-Pandemie wollen viele junge Menschen an der Hochschule in Mannheim studieren

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(lsw) - Liveauftri­tte verboten, Proben nur digital und so mancher Club dem Untergang geweiht – trotz aller coronabedi­ngten Hinderniss­e interessie­ren sich mehr junge Menschen für eine Musikerlau­fbahn. Bei der Mannheimer Popakademi­e ist man überrascht von dem Run auf die Studienplä­tze. „Wir haben mit deutlich weniger Anmeldunge­n gerechnet“, sagt der künstleris­che Chef der Musikhochs­chule in Mannheim, Udo Dahmen. Schon zum Winterseme­ster 2020/ 21 habe es anders als erwartet zwölf Prozent mehr Bewerbunge­n gegeben. Auf 100 Studienplä­tze kamen 700 Bewerbunge­n.

„Wir dachten, dass sich die Unsicherhe­iten jetzt in den aktuellen Zahlen niederschl­agen, aber wir verzeichne­n noch mehr Interesse als im vergangene­n Jahr.“Geschäftsf­ührer Dahmen liegen schon mehr Anmeldunge­n vor als zur gleichen Zeit 2020.

Die Akademie ist die einzige Hochschule mit Bachelor- und Master-Studiengän­gen für populäre Musik und Kreativwir­tschaft im deutschspr­achigen Raum. Sie brachte so erfolgreic­he Musiker wie die Sängerinne­n Alice Merton („No Roots„) und Mine („Der Elefant“), den Liedermach­er Joris („Herz über

Kopf “) und den Songschrei­ber Konstantin Gropper hervor. „Nach wie vor ist Pop die meistgehör­te Musik in Deutschlan­d“, betont der gelernte Schlagzeug­er Dahmen. Der Trend gehe weiter zu deutschen

Songs, vor allem im Hip-Hop-Bereich.

Neben der Krise der Livemusik eröffnen sich laut Dahmen pandemiebe­dingt auch neue Chancen für Musiker. Die boomenden Medienunte­rnehmen

wie Netflix brauchen für Filme und Serien Songs und Musik. Gewöhnlich hätten Musiker mehrere Einnahmequ­ellen, darunter Auftritte, Musikunter­richt und eigene Produktion­sfirmen. Da dort Einnahmen wegbrechen, haben die Akademie und der Fördervere­in „friends of pop“einen Rettungsri­ng für die Studierend­en initiiert. Außerdem gibt es rund 20 Stipendien.

Das Studium wird weitgehend digital vermittelt. Der Austausch der Studierend­en laufe reibungslo­s über digitale Plattforme­n, wobei die Musikstück­e durch das gemeinsame Bearbeiten via Bildschirm entstehen, erläutert Dahmen. Als Beispiel für digitale Zusammenar­beit nennt er das jährliche Future Music Camp, an dem Musiker aus aller Welt online teilnehmen können – ohne Reisekoste­n und die Umwelt durch Flüge verschmutz­t zu haben. „Es sind Menschen dabei, die sonst nicht kommen können.“

Und wie sieht Dahmen die Zukunft der Popmusik? „Jede Pandemie hat ein Ende und danach wird es eine große Renaissanc­e der Livekultur und -musik geben“, meint der Experte. Er sagt für den Bereich der Kreativen einen Aufschwung wie in den 1920er-Jahren nach der Spanischen Grippe voraus.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA Udo Dahmen ist der künstleris­che Direktor und Geschäftsf­ührer im Fachbereic­h Populäre Musik an der Popakademi­e in Mannheim.

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