„Ich fühle mich als Papa ohne Rechte“
Vater erzählt vom Kampf um seinen kleinen Sohn – Beim Verein „Väteraufbruch“findet er Unterstützung
- „Lass uns gute Eltern sein.“Das hätte ein 41-jähriger Vater aus der Region gerne zur Mutter seines mittlerweile zweijährigen Sohnes gesagt. Doch schon während der Schwangerschaft sei eine Kommunikation auf Augenhöhe nicht möglich gewesen, erzählt er. Dass er seinen Sohn überhaupt sehen kann, musste er sich vor Gericht erkämpfen. Unterstützung fand er beim Verein „Väteraufbruch für Kinder“in Kempten. Gründer Wilfried Sopkowiak, Männerseelsorger Gerhard Kahl und Erziehungsberater Michael Leicht erzählen von Vorurteilen und der Notwendigkeit, die beste Lösung fürs Kind zu finden.
Von Geschlechter-Klischees betroffen seien Väter und Mütter, sagt Diakon Gerhard Kahl, der mit Bernd Bönsch den Väter-Stammtisch der Gleichstellungsstelle in Kaufbeuren leitet. Die Teilnehmer kommen aus dem ganzen Allgäu. Väter treffe es beispielsweise beim Wickeln: ,Sie können das aber gut’, heiße es dann. „Das ist ein diskriminierendes Lob, denn zu Müttern würde man so etwas nie sagen.“Dass Frauen Kinder erziehen können, werde oft vorausgesetzt, sagt Kahl. „Männer müssen erst beweisen, dass sie’s können.“Die Teilnehmer seiner Gruppe hätten oft das Gefühl, nicht ernst genommen oder benachteiligt zu werden.
Dabei spreche das Gesetz beim Sorge- und Umgangsrecht von „Elternteilen“und nicht von „Vater und Mutter“, sagt eine Sprecherin des Kemptener Amtsgerichts. Verankert sei das im Grundgesetz: „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern.“Seit einigen Jahren hätten unverheiratete Eltern auch die Möglichkeit, ein gemeinsames Sorgerecht zu erlangen.
Laut Gesetzestext müssen die Eltern dafür jedoch erklären, dass sie gemeinsam die Sorge um ihr Kind übernehmen wollen. Im Fall des 41jährigen Vaters kam eine solche Lösung nicht in Frage. Und weil eine Kommunikation mit der Mutter kaum oder gar nicht möglich gewesen sei, habe das Familiengericht seinen Antrag auf ein gemeinsames Sorgerecht abgelehnt, sagt er. Seither kämpfe er mithilfe eines Anwalts dafür, seinen Sohn möglichst oft sehen zu können. Zurzeit holt er ihn einmal die Woche für einen Vormittag zu sich. „Ich fühle mich als Papa ohne Rechte“, sagt er.
Wilfried Sopkowiak, der den Vater im Verein „Väteraufbruch“berät, weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, aus dem Alltag seines Kindes ausgegrenzt zu werden. „Das ist schon eine harte Nummer.“Seine Situation könne man mit der heutiger Väter aber nicht mehr vergleichen. „Vor 20 Jahren waren Väter völlig rechtlos und auf das Wohlwollen der Mutter angewiesen.“Das sei deutlich besser geworden. Wenn sich jemand an den Verein wende, werde versucht, zu deeskalieren. Es gelte, den Beziehungskonflikt mit der Mutter von dem Wunsch, Verantwortung für das Kind zu übernehmen, zu trennen. „Ein Kind braucht beide Elternteile“, betont er.
Das sagt auch Michael Leicht, der die Erziehungsberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) in Kempten und Sonthofen leitet. „Das Kind darf beide lieben und kann von beiden geliebt werden.“Bei den Eltern ein Bewusstsein genau dafür zu schaffen, beschäftige die Erziehungsberater. Der Ansatz der KJF sei, dass Väter und Mütter gleich wahrgenommen würden. „Wir sind nicht dafür da, für die Rechte der Eltern einzutreten, sondern dafür, tragfähige Lösungen fürs Kind zu finden“, sagt Michael Leicht. Denn sobald es ums Gewinnen oder Verlieren gehe, werde das Kind zum Spielball.
Männerseelsorger Gerhard Kahl ist erreichbar unter Telefon 0831/ 697 28 33 15 oder per E-Mail an
Unterstützung finden Väter auch beim Verein „Väteraufbruch für Kinder“unter Telefon 0831 / 20 20 50 oder per E-Mail an
sowie bei der der KJF in Kempten, Telefon 0831 / 52 23 20, und Sonthofen, Telefon 08321 / 50 55.