Hackerangriff auf Ehrmann
Unbekannte sind in das Firmennetzwerk der Molkerei in Oberschönegg eingedrungen
- Diese Tat hat Ehrmann mit Sitz in Oberschönegg böse überrascht: Die Molkerei ist in der vergangenen Woche Opfer eines Hackerangriffs geworden. Das Unternehmen bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion, dass es einen Vorfall gab. Momentan lässt sich noch nicht beziffern, wie hoch der Schaden ausfällt, den die unbekannten Täter angerichtet haben. Sie wollten von dem Unternehmen offenbar eine Millionensumme erpressen, so die Polizei. Die Firma zahlte aber nicht, sondern schaltete die Ermittler ein. Ähnliche Fälle gab es bereits in mehreren Memminger Firmen, wo durch Cyberangriffe teilweise mehrere Wochen die Produktion lahm gelegt wurde.
Betroffen war nach Angaben von Vorstandsmitglied Jürgen Taubert, der bei Ehrmann für Marketing und Vertrieb zuständig ist, ein Teil der ITSysteme des Unternehmens, das im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat. Am Dienstagmorgen sei Mitarbeitern aufgefallen, dass jemand in das Firmennetzwerk eingedrungen war. Ausgewirkt hat sich das Taubert zufolge auf den EMail-Verkehr und unter anderem auch auf die EDV im Lager. Die Folgen seien auch an anderen Standorten der Unternehmensgruppe zu spüren gewesen, allerdings in unterschiedlichem Maße. „Bei den Fleischwerken Zimmermann in Thannhausen zum Beispiel hat es kaum Auswirkungen gegeben“, sagt Taubert. Der Hackerangriff war das erste Ereignis dieser Art bei Ehrmann. Doch insgesamt häufen sich solche Fälle offenbar: Taubert zufolge berichten mehrere Firmen, mit denen die Molkerei zusammenarbeitet, dass auf sie schon einmal ein solcher Angriff verübt worden sei. Das Mitglied der Geschäftsleitung vergleicht die Tat mit einem Einbruch, vor dem es auch keinen 100-prozentigen Schutz gebe.
Besonders gravierend sei der Zwischenfall für Ehrmann nicht: „Wir werden es überleben“, sagt Taubert. Das IT-System sei zurückgefahren und die Sicherheitsvorkehrungen intensiv überprüft worden. Seit Freitag laufe alles wieder regulär. Die Anlieferung und Weiterverarbeitung der Milch im Werk in Oberschönegg lief trotz des Hackerangriffs ohne Probleme weiter, wie Taubert berichtet. Auch die Löhne an die Mitarbeiter seien in der vergangenen Woche regulär ausbezahlt worden.
An seinem bisherigen Schichtmodell während der Corona-Pandemie wolle Ehrmann trotz des Vorfalls festhalten, sagt Taubert. In wechselnden Schichten werde ein Teil der Mitarbeiter weiterhin im Homeoffice arbeiten. Dass Kriminelle ins Firmennetzwerk eingedrungen sind, habe das Unternehmen natürlich auch der Polizei gemeldet, fügt er hinzu. „Wir stehen im Austausch mit den Ermittlern.“
Jürgen Taubert, Vorstandsmitglied
Wie häufig Angriffe auf die IT eines Unternehmens vorkommen, lässt sich laut Polizei schwer schätzen. „Wir gehen von einer relativ hohen Dunkelziffer aus“, sagt Holger Stabik, Sprecher des Präsidiums Schwaben Süd/West, das unter anderem für die Landkreise Unterallgäu und Neu-Ulm zuständig ist. Längst nicht alle Fälle würden der Polizei gemeldet. Meist seien die Opfer vorrangig darauf bedacht, ihre Systeme schnell wieder zum Laufen zu bringen. Laut Stabik suchen sich Hacker oft gar keine konkreten Ziele aus. Sie bringen willkürlich Schadsoftware – zum Beispiel in Form von E-Mails mit dubiosem Anhang – in Umlauf, die Schwachstellen und Sicherheitslücken in Netzwerken ausnutzt. Es könne somit theoretisch jeden treffen, das große Industrieunternehmen wie den kleinen Handwerksbetrieb.
„Wir werden es überleben.“