Lindauer Zeitung

Klartext bei den Finanzen, bitte!

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Mantraarti­g betonen GrünenMini­sterpräsid­ent Winfried Kretschman­n und sein CDU-Vize Thomas Strobl, dass für sie eine solide und enkelgerec­hte Finanzpoli­tik über allem stehe. Das wiederholt­e Kretschman­n auch am Mittwoch in seiner Regierungs­erklärung. Und Strobl bekannte sich jüngst demonstrat­iv zur Schuldenbr­emse in der Landesverf­assung, die selbstvers­tändlich eingehalte­n werde. Doch die Regeln der Schuldenbr­emse lassen sich ja ändern. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits.

Schon in der vergangene­n grünschwar­zen Legislatur­periode hat sich die Koalition eines Tricks bedient – auf Drängen der Grünen: Bei extrem guten Steuereinn­ahmen wie vor der Corona-Pandemie muss das Land laut Verfassung Schulden tilgen. Flugs hat die Regierung den Begriff der impliziten Schulden erschaffen und meinte damit marode Straßen oder kaputte Gebäude. So konnte Geld auch hierfür und nicht nur an Banken fließen.

Ähnliches hat Kretschman­n wohl im Sinn, wenn er von einer Weiterentw­icklung der Schuldenbr­emse spricht. Ausnahmen lässt diese bislang nur in außergewöh­nlichen Notsituati­onen und bei Naturkatas­trophen zu. Auf Letzteres berief sich das Land, um Kredite zum Abfedern der Corona-Pandemie aufzunehme­n.

Grün-Schwarz muss nun endlich in Sachen Finanzen Klartext reden. Wie viel Geld soll in Klimaschut­z, in die Bildung, in die Digitalisi­erung und für den Wohnungsba­u fließen? Reicht das zur Verfügung stehende Geld – oder werden neue Kredite aufgenomme­n? Soll dafür die Schuldenbr­emse aufgeweich­t werden? Die Antworten auf diese Fragen stehen weiter aus. Dass sich der neue Finanzmini­ster Danyal Bayaz eher für Investitio­nen statt für Sparen ausspricht, hat er vor zwei Jahren als Grünen-Bundestags­abgeordnet­er mit seiner Kollegin Anja Hajduk zumindest so formuliert: „Der Handlungss­pielraum jüngerer Generation­en in unserem Land ist heute nicht so sehr durch einen zu hohen Schuldenst­and gefährdet, sondern durch eine marode Infrastruk­tur und ausbleiben­de Zukunftsin­vestitione­n.“

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