„Ich setze voll auf meinen Wahlkreis“
Der CDU-Politiker Thomas Bareiß erklärt, warum er auf einen Platz auf der Landesliste verzichtet
Herr Bareiß, Sie verzichten auf einen sicheren Platz auf der CDULandesliste im Südwesten. Sind Sie sich Ihres Wahlerfolgs bei der Bundestagswahl so sicher?
Für mich hätte ein vorderer Listenplatz nie die Funktion gehabt, mich abzusichern. Als Parlamentarischer Staatssekretär und CDU-Bezirksvorsitzender hätte ich die wichtigen Themen Wirtschaft, Energie, Mittelstand und Tourismus an der Spitze der Landesliste vertreten können. Aber ich habe mich nach reiflicher Überlegung entschieden, meiner Linie treu zu bleiben und voll auf meinen Wahlkreis und meine Heimat zu setzen. Gerade in der jetzigen Phase mit etwas mehr Gegenwind möchte ich klar Flagge zeigen und zum Ausdruck bringen, wie wichtig mir eine starke Verankerung vor Ort ist.
Das heißt, wenn Sie nicht als Direktkandidat gewählt werden, verlieren Sie in der nächsten Legislatur Ihr Bundestagsmandat.
Jede Wahl bringt ein Risiko mit, und wir müssen uns jedes Mal aufs Neue dem Wähler stellen. Das ist auch gut so. Ich bin aber davon überzeugt, dass die CDU wieder stärkste Kraft wird in meinem Wahlkreis und auch im Bezirksverband Südwürttemberg. Hier war schon immer unsere starke Heimat. In den letzten Monaten hatten wir eine schwierige Zeit mit weitreichenden Entscheidungen, da gibt es auch mal Kritik. Aber trotz allem, ich bin fest davon überzeugt, dass wir in den vergangenen Jahren eine gute Politik gemacht haben und wir auch die richtigen Ideen für die kommenden Jahre haben. Deshalb gehe ich voller Optimismus, mit ein wenig Demut, aber auch mit Kampfeswillen in diese Wahl.
Ihr grüner Konkurrent im Wahlkreis heißt Johannes Kretschmann und ist der Sohn von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Macht der Name Ihres Konkurrenten die Sache schwieriger für Sie?
Ich habe bislang jeden Konkurrenten sehr ernst genommen. Das verlangt der Respekt vor dem politischen Gegner. Fakt ist, dass die Grünen in den vergangenen Jahren in ganz Baden-Württemberg stark zugelegt haben. Aber in den kommenden Jahren stehen wir vor großen Herausforderungen. Nach der Pandemie müssen wir wieder wirtschaftlich aufholen, damit auch die nächste Generation eine gute und sichere Zukunft hat. Bei all diesen Fragen ist unsere Volkspartei CDU gut aufgestellt. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass unsere Chancen auf einen Wahlerfolg sehr gut sind. Darüber hinaus habe ich mich persönlich stark eingesetzt für meinen Wahlkreis. Ich hoffe, dass die Bürger das auch zu schätzen wissen.
Wie reagieren Sie auf die Erfolge der Grünen? Muss die CDU moderner oder konservativer werden?
Die CDU war immer dann stark, wenn wir gemeinsam an einem Strang gezogen haben. Das schaffen wir wieder, wenn wir beides verbinden. Bei vielen Themen sind wir modern, und wir haben teilweise auch unseren Parteimitgliedern einiges bei Richtungsentscheidungen abverlangt. Das wird und will keiner mehr zurückdrehen. Andererseits gibt es aber Themen, da stehen wir auch zum Altbewährten und bleiben konservativ. Zum Beispiel der Wochenmarkt mit regionalen Produkten. Manche versuchen den Eindruck zu vermitteln, dass das etwas ganz Modernes, Schickes, Grünes ist. Aber bei uns in Baden-Württemberg ist der Einkauf auf dem Wochenmarkt beim regionalen Bauern, den man kennt, etwas ganz Normales – und sagen wir mal auch konservativ.
In Südthüringen wurde der frühere Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, der deutlich in die rechte Ecke blinkt, als Direktkandidat aufgestellt. Verprellen Sie damit nicht Unionswähler, die in Wertefragen konservativ sind, aber fest in der Mitte stehen?
Für eine Volkspartei ist es immer eine
Wie sehr grämt es Sie, dass Ihr Name seit Wochen in Verbindung mit Aserbaidschan und Bestechlichkeitsvorwürfen gegen CDU/CSUMitglieder genannt wird?
Das lässt einen natürlich nicht kalt. Dennoch war ich bei alledem, was in den vergangenen Wochen geschrieben wurde, immer sicher, dass ich nichts Unredliches oder Falsches gemacht habe. Ich habe mich in Aserbaidschan genauso für deutsche Firmen und Interessen eingesetzt wie in anderen Ländern auch. Deutschland braucht Partner in der Welt, und leider haben nicht alle unser Verständnis von Demokratie und Freiheit. Trotzdem müssen wir klar und deutlich zu unseren Werten stehen. Das hab ich immer getan. Für gefährlich halte ich es, wenn Themen vermengt werden und man dann auf einmal in Zusammenhang mit schlimmen Vergehen genannt wird. So gab es ja in den letzten Monaten wirklich Fälle innerhalb der CDU, die ich zutiefst verurteile und die auch Konsequenzen zur Folge hatten. Ich will es aber auch nochmals klar und deutlich sagen: Damit hatte ich nie was zu tun, und ich möchte auch nicht mit ihnen in einem Atemzug genannt werden. Wer das macht, schadet auch der eigenen Glaubwürdigkeit.