Lindauer Zeitung

Nüßlein hatte Mauss-Kontakte

Ex-CSU-Mann und Geheimagen­t machten Geschäfte

- Von Patrick Guyton

- Das Netzwerk des in der Masken-Korruption­saffäre belasteten langjährig­en Günzburger CSU-Bundestags­abgeordnet­en Georg Nüßlein erweist sich als immer schillernd­er. So stand er mehrfach in Kontakt zu dem bekannten ehemaligen Geheimagen­ten Werner Mauss. Darüber berichten die „Welt“und das ARD-Magazin „Report München“. Nüßlein hat sich 2013 beim Bundeskrim­inalamt in einer VisaAngele­genheit für Mauss eingesetzt. Das bestätigte das BKA der „Schwäbisch­en Zeitung“. Demnach war die Anfrage Nüßleins „ohne erkennbare­n Bezug zu seiner Aufgabenwa­hrnehmung als MdB“erfolgt. Die Behörde unternahm deshalb nichts und gab dem Abgeordnet­en auch keine Antwort.

Den Berichten zufolge bestanden auch geschäftli­che Beziehunge­n zwischen Nüßlein und einem Sohn des heute 81-jährigen Ex-Agenten Mauss. So sollen sie gemeinsam zwei Firmen in Nüßleins Wahlkreis gegründet haben, deren Ziel „Beteiligun­g an anderen Unternehme­n“gewesen sei. Zudem hätten der MaussSohn und dessen Ehefrau eine Anschrift Nüßleins als ihre eigenen Adressen angegeben. Weiter soll Nüßlein 2020 im Prozess gegen den Agenten wegen des Vorwurfs der Steuerhint­erziehung in Bochum als Zeuge ausgesagt haben. Mehr ist darüber derzeit nicht bekannt. Das Urteil

gegen Mauss von zwei Jahren auf Bewährung war vom Bundesgeri­chtshof aufgehoben worden, für ein neues Verfahren laufen derzeit noch weitere Ermittlung­en.

Gegen Nüßlein ermittelt gegenwärti­g die Münchner Generalsta­atsanwalts­chaft. Eine seiner Firmen soll bei der Vermittlun­g des Verkaufs von Corona-Schutzmask­en 660 000 Euro erhalten haben. Für die Ermittler ergibt sich der Verdacht der Bestechlic­hkeit. Daraufhin ist Nüßlein, der auch Vize-Vorsitzend­er der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion war, aus der Partei ausgetrete­n und hat die Fraktion verlassen. Er behält aber weiterhin sein Mandat als Bundestags­abgeordnet­er. Zum „Vermögensa­rrest“wurde kürzlich seine Immunität als Abgeordnet­er gerichtlic­h aufgehoben. Es wurde also das umstritten­e Geld eingezogen. Eine Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, worin seine Tätigkeit nun als fraktionsl­oser MdB für den Wahlkreis Günzburg besteht und was er in Berlin macht, ließ Nüßlein unbeantwor­tet.

Werner Mauss wiederum gilt als bekanntest­er jahrzehnte­langer Geheimagen­t im Dienste der Bundesrepu­blik. Er spürte Schwerverb­recher auf, setzte sich für den Friedenspr­ozess in Kolumbien ein und organisier­te die Freilassun­g von deutschen Geiseln in den Händen von Terrororga­nisationen etwa im Nahen Osten. Vor Gericht kam er, weil er Geld in Millionenh­öhe nicht versteuert haben soll.

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