Lindauer Zeitung

Der Impfstoff bleibt knapp

In Bayern und Baden-Württember­g gibt es an den Impfzentre­n nur noch wenige Ersttermin­e

- Von Theresa Gnann und Ralf Müller

- Noch am vergangene­n Dienstag verbreitet­e Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) Optimismus. Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie könne es dank der fortschrei­tenden Impfungen nun endlich und endgültig aufwärts gehen. Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) hatte bereits vor zwei Wochen angekündig­t, dass das Impftempo im Freistaat im Mai deutlich erhöht werden könnte, und im Juni könne es eine regelrecht­e Impfstofff­lut geben. Und jetzt das: Impfzentre­n in Bayern sollen drei Wochen lang kaum noch Erstimpfun­gen vornehmen.

Das Problem ist das gleiche wie im Nachbarlan­d Baden-Württember­g: Noch vor wenigen Wochen hatte der Bund große Liefermeng­en angekündig­t. Die Impfzentre­n verimpften deshalb im April Rekordmeng­en. Dann aber stiegen die Impfstoffl­ieferungen doch nicht so stark an. Die Folge: Die Impfzentre­n mussten an ihre Reserven gehen. Bayerns Gesundheit­sminister gibt sich deshalb wenig optimistis­ch. Er gehe davon aus, dass in den Impfzentre­n erst ab 7. Juni wieder mit Erstimpfun­gen weitergema­cht werden könne, sagte Holetschek am Mittwoch. Bis dahin müssten sich die Impfzentre­n auf die anfallende­n Zweitimpfu­ngen konzentrie­ren. Es werde daher nur wenige Termine für Erstimpfun­gen geben.

Auch sein baden-württember­gischer Amtskolleg­e geht vorerst nicht von ansteigend­en Impfstoffl­ieferungen aus. „Die Grundsatzp­rognose war auf mehr Steigerung angelegt“, sagte Manfred Lucha (Grüne). „Wir haben jetzt aber eine stabile Lage für die Impfzentre­n.“Bis zur letzten Juniwoche erwarte er wöchentlic­he Lieferunge­n von ungefähr 330 000 Impfdosen. „Damit kalkuliere­n wir derzeit konsequent.“Auch in Baden-Württember­g hat das für einige Impfzentre­n zur Folge, dass kaum noch Erstimpfun­gen stattfinde­n können. Von einer Vollauslas­tung sind die meisten Zentren weit entfernt.

In der Zwischenze­it übernehmen die Haus- und Fachärzte die allermeist­en Erstimpfun­gen. Die Hausärzte, für die die Priorisier­ung in Baden-Württember­g und Bayern bereits aufgehoben wurde, erhalten ihre Impfdosen nicht vom Land, sondern über den Pharmagroß­handel, der wiederum vom Bund beliefert wird. Auch hier ist die Nachfrage enorm. „Wir nehmen jetzt in Kauf, dass es bei den Hausärzten die eine oder andere Warteschle­ife gibt“, sagte Lucha. Es ist besser, es herrscht ein Nachfraged­ruck als wenn wir Impfstoff liegen lassen. Das gilt es zu verhindern.“

Die bayerische­n Kommunen traf die Kunde vom Erstimpfst­opp in den Impfzentre­n unerwartet. Unter anderem Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) äußerte Unverständ­nis: „Das ist nicht die Strategie, die ich mir vorstelle, und erfüllt auch nicht das, was uns Kommunen von Monat zu Monat immer wieder aufs Neue zugesagt wurde.“

Die Auskünfte des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums blieben bis zum Mittwochna­chmittag derweil spärlich. Es habe keine Anweisung gegeben, die Erstimpfun­gen gänzlich zu stoppen, hieß es auf Anfrage des Bayerische­n Rundfunks. Man habe lediglich über die hohe Anzahl der nun nötigen Zweitimpfu­ngen informiert.

Baden-Württember­gs Gesundheit­sminister Lucha verwies lieber auf Erreichtes: Die Erstimpfun­g von vier Millionen Menschen im Land und die Zweitimpfu­ng von 1,2 Millionen mache sich schon jetzt bei den Inzidenzza­hlen bemerkbar. Zudem seien die Risikogrup­pen geschafft. „Wir hatten bei den 80-Jährigen im Januar eine Infektions­quote von zwölf Prozent, jetzt liegt sie bei zwei Prozent.“Bei den über 70-Jährigen seien bereits mehr als 70 Prozent geimpft. „Wir werden unsere Ziele bis Ende Sommer nicht aufgeben“, sagte Lucha. Der Gesundheit­sminister hofft, dass die Impfstoffh­ersteller in den kommenden Wochen zusätzlich­e Dosen liefern. „Das wird immer wieder angekündig­t. Bisher waren es aber eher Schwankung­en nach unten.“

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Im Juni soll auch in den Impfzentre­n für alle Impfstoffe die Priorisier­ung wegfallen. Doch noch immer gibt es viel zu wenig Impfstoff.

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