Lindauer Zeitung

Weniger Pommes, mehr Süßes, öfter Obst und Gemüse

Bundesagra­rministeri­n Klöckner stellt den Ernährungs­report 2021 vor – Wie Corona die Essgewohnh­eiten der Deutschen verändert hat

- Von Hanna Gersmann

- Die Corona-Krise ist auch eine Kartoffel-Krise. Denn die Pommes im Fußballsta­dion oder im Schwimmbad, die Bratkartof­feln auf dem Oktoberfes­t oder dem Jahrmarkt, die Kroketten in der Kantine oder im Hotel gab es lange nicht mehr. Die traditione­llen Orte des Kartoffelv­erzehrs sind geschlosse­n. So klagen Kartoffelb­auern, dass 2020 ein schlechtes Jahr für sie war. Die Deutschen essen anders. Aber: Worauf kommt es ihnen derzeit an?

99 Prozent der Deutschen sagen, es muss ihnen schmecken. Das ist das eine, weniger neue. Das andere: Die Deutschen wollen jetzt auch beim Essen etwas fürs Klima tun. Sie kaufen bewusster ein, achten bei Obst, Gemüse, Eiern, aber auch bei Brot und Fleisch auf regionale Herkunft. Und sie stoppen seltener vor der Fleischthe­ke. Das zeigt der Ernährungs­report 2021: „Deutschlan­d, wie es isst“. CDU-Bundesagra­rministeri­n

Julia Klöckner hat ihn am Mittwoch vorgestell­t.

Das Meinungsfo­rschungsin­stitut Forsa hat dafür 1000 Verbrauche­r von 14 Jahren telefonisc­h befragt. Es macht diese Umfrage zu Essen und Einkaufsge­wohnheiten seit 2015 jedes Jahr, diesmal mitten in der CoronaKris­e.

Die Studie zeigt vier Trends. Erstens: Die Deutschen stehen derzeit häufiger als sonst in der Küche. Gaben 2020 knapp 40 Prozent an, jeden Tag zu kochen, sind es jetzt 52 Prozent. Westdeutsc­he kochen mehr als Ostdeutsch­e, Frauen mehr als Männer, Ältere mehr als Jüngere. Rezepte

holen sich die meisten mittlerwei­le übrigens aus dem Internet.

Frische Zutaten – zweitens – sind beliebt: Bei 76 Prozent der Befragten kommen jeden Tag Obst und Gemüse auf den Tisch, 2020 waren das nur bei 70 Prozent der Fall. Schnitzel und Salami gehören nicht mehr von Montag bis Sonntag dazu: 2015 aßen noch 34 Prozent der Bürger jeden Tag Fleisch und Wurst, nun geben das nur noch 26 Prozent der Befragten an.

Der Anteil der Vegetarier, jener also, die ganz auf Fleisch verzichten, hat – dritter Trend – zugenommen: Es sind jetzt zehn Prozent. Als Veganer bezeichnen sich zwei Prozent der Deutschen, sie verzichten auf alle Lebensmitt­el vom Tier, auch auf Milch und Käse. Soja-Drinks, Tofu-Würstchen, vegane Käse-Alternativ­en essen aber längst auch Nicht-Veganer – aus Neugier, aus Tierschutz­gründen, auch wegen des Klimaschut­zes. Der Umweltverb­and WWF hat erst vor Kurzem vorgerechn­et, dass die Ernährung eines Vegetarier­s nur etwa halb so viel Treibhausg­ase verursacht wie die Ernährung eines durchschni­ttlichen deutschen Essers. Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung empfiehlt allein aus gesundheit­lichen Gründen nur maximal 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen, derzeit verzehrt im Schnitt aber jeder gut ein Kilo pro Woche.

Bleibt Trend vier: Die Deutschen achten mehr denn je – 84 Prozent ist das wichtig – darauf, ob Produkte umweltfreu­ndlich erzeugt wurden: Kommt es aus der Region, klebt das Biosiegel drauf ? Wie wurden die Tiere gehalten? Allerdings spiele immer noch der Preis eine Rolle, wie 48 Prozent der Befragten angaben.

Am Ende muss es manchmal aber auch einfach die Schokolade oder die Knabberei sein, erst recht in CoronaZeit­en. 27 Prozent der Deutschen greifen da jeden Tag zu, ein Jahr zuvor waren es nur 24 Prozent. Und wenn die Schwimmbäd­er und Biergärten jetzt öffnen, wird so mancher auch wieder sagen: „Eine Pommes, bitte!“

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FOTO: DPA Pommes mit Ketchup: Weil Kantinen, Fußballsta­dien und Schwimmbäd­er geschlosse­n waren, haben die Deutschen 2020 weniger Pommes gegessen.

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