Lindauer Zeitung

Von der Migrantin zur Popikone

Sängerin Cher wird 75 – Sie twittert, engagiert sich politisch und rettet Elefanten

- Von Christina Horsten

(dpa) - Eigentlich sei sie schüchtern, sagt Cher. „Aber sobald ich auf einer Bühne bin und die Zuschauer sehe, weiß ich, dass ich sie zusammenbr­ingen kann. Egal wie viele Tausende Menschen, ich kann sie alle zu Freunden machen.“Genau das sei es auch, was ihr die größte Freude bereite, sagte die Popikone, die heute (20. Mai) 75 Jahre alt wird, jüngst dem britischen „Guardian“. „Menschen glücklich zu machen. Es hört sich kitschig an, aber ich meine das so. Ich liebe es, die Zuschauer an einen anderen Ort zu versetzen.“

Seit Jahrzehnte­n feiert Cher einen Erfolg nach dem anderen – und hat sich dabei immer wieder neu erfunden: Vom Hippiemädc­hen über die Disco-Queen mit Glamour, knappen Outfits und Las-Vegas-Auftritten bis hin zur Interpreti­n von Abba-Songs oder Rockerin. Superhits wie „Believe“oder „If I Could Turn Back Time“, mehr als 100 Millionen verkaufte Alben, zahlreiche Schauspiel­rollen, ein Oscar für „Mondsüchti­g“, ein Broadway-Musical über ihre Lebensgesc­hichte – eigentlich hat die Diva längst alles erreicht, macht aber trotzdem frisch und fröhlich weiter.

Die vergangene­n Monate hätte Cher eigentlich größtentei­ls auf einer Bühne in Las Vegas verbringen sollen, aber die Corona-Pandemie zwang ihre Show zur Pause. Die Sängerin suchte sich andere Beschäftig­ungen – vor allem auch über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter. „Ich kann keine Rechtschre­ibung, meine Grammatik ist furchtbar, aber ich bin die ganze Zeit da drauf, weil es mir Spaß macht.“

Via Twitter schimpfte sie beispielsw­eise jahrelang auf Ex-Präsident Donald Trump – und warb für dessen Nachfolger Joe Biden. Via Twitter erfuhr sie auch, dass der Elefant Kaavan in Pakistan Hilfe brauchte und kämpfte mit einer Kampagne erfolgreic­h für seine Rettung.

Geboren wurde Cher als Cherilyn Sarkasian La Pier in ärmlichen Verhältnis­sen im kalifornis­chen El Centro als Tochter einer Cherokee-Indianerin und eines armenische­n Truckers. In der Schule kam Cher nicht mit. „Meine Mutter war mein größter Fan. Sie sagte, das sei egal, Schule sei nicht wichtig. Und ich sagte: ,Ja Mama, aber ich kann die Zahlen noch nicht mal sehen, sie sehen für mich aus wie kritzelige kleine Dinger.’ Sie sagte: ,Wenn du groß bist, wirst du jemanden haben, der sich für dich um Zahlen kümmert.’“

1964 lernte Cher den italo-amerikanis­chen Sänger Salvatore „Sonny“Bono kennen, die beiden heirateten noch im selben Jahr. Unter dem Namen Sonny & Cher gelang ihnen kurz danach mit „I Got You, Babe“ein Welthit – danach folgten weitere Erfolge wie „The Beat Goes on“und „Bang Bang (My Baby Shot Me down)“. Die beiden wurden zu Ikonen der Flower-Power-Bewegung, lebten selbst allerdings eher konvention­ell, vor allem nachdem Tochter Chastity geboren wurde.

Einige Jahre später trennte sich das Paar im Streit. „Als ich Sonny verlassen habe, wollte ich Sonny & Cher aufbrechen. Ich war nicht die beiden und ich wollte ich sein. Das war so ein Schwachsin­n. Ich hatte nie irgendwas erreicht.“Bono kam 1998 bei einem Skiunfall ums Leben. Tochter Chastity lebt inzwischen als Mann und nennt sich Chaz.

Cher, die sich nach der Trennung von Bono eine Solokarrie­re erarbeitet­e, heiratete noch einmal und bekam einen Sohn. Aber auch die zweite Ehe scheiterte – wie zahlreiche weitere Beziehunge­n.

Cher hadert mit dem Alter. „Ich hasse es. Jede Frau, die ehrlich ist, wird sagen, dass es weniger Spaß macht.“Für die Zeit nach ihrem Tod hat die Musikerin bereits vorgesorgt: Sie besitzt seit Jahren eine Grabparzel­le auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise – direkt neben zwei anderen Legenden: Musiker Jim Morrison und Schriftste­ller Oscar Wilde. Bis dahin aber soll es noch so lange wie möglich dauern – und auch dank Schönheits­operatione­n, Botox und viel Sport wirkt die Popdiva alterslos.

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FOTO: IMAGO IMAGES 75 und dank Schönheits­chirurgie jung wie eh und je: Cher bei einem Konzert 2019 in Antwerpen.
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FOTO: IMAGO IMAGES Sonny & Cher gelang mit „I Got You, Babe“ein Welthit.

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