Lindauer Zeitung

Nach 22 Jahren droht die Schließung

Heribert Stadtfeld hat die „Miniwelt Oberstaufe­n“seit 1998 in Wengen aufgebaut

- Von Werner Kempf

- Heribert Stadtfeld nimmt einen Lastwagen und setzt ihn auf die Straße. Kurz darauf setzt sich das Fahrzeug in Bewegung. Ein paar Meter weiter fährt ein Zug über eine Brücke durch die Anlage, die das Rhein-Mosel-Tal abbildet. Der Betreiber der „Miniwelt Oberstaufe­n“bringt seine 300 Quadratmet­er große Anlage in Wengen auf Vordermann, schraubt, bohrt und reinigt oft bis zu zwölf Stunden am Tag. Doch Besucher darf Stadtfeld wegen des Lockdowns derzeit nicht empfangen.

Der „Miniwelt“-Chef hofft jedoch, an Pfingsten öffnen zu können. Jeden Tag würden 15 bis 20 Interessie­rte anrufen, die die Miniwelt besichtige­n möchten.

Stadtfeld macht keinen Hehl daraus, wer dafür verantwort­lich wäre, dass es die „Miniwelt Oberstaufe­n“bald nicht mehr geben könnte, wenn der Lockdown noch bis in den Sommer andauern könnte. „Nicht wegen Corona, sondern wegen der Unfähigkei­t der Politiker in Berlin wird dieser Betrieb kaputt gemacht“, hat er auf die Homepage im Internet geschriebe­n.

Und einen Berater nennt er als Mitschuldi­gen für seine missliche Lage. „Hätte ich nur nicht auf ihn gehört“, sagt Stadtfeld. Er hat Mitte Februar eine sogenannte Neustarthi­lfe bei der Industrie- und Handelskam­mer München beantragt. Ein paar Tage später wurde ihm mitgeteilt, dass er die staatliche Unterstütz­ung erhalten würde. Doch dann hat er festgestel­lt, dass der Betrag nicht reichen würde, um finanziell mit seiner „Miniwelt“über die Runden zu kommen.

Daraufhin hat Stadtfeld bei der IHK angerufen und wollte den Antrag rückgängig machen. Er beantragte die „Überbrücku­ngshilfe III“. Diese werde ständig aktualisie­rt

„und würde mir finanziell deutlich mehr bringen“, erläutert Stadtfeld. Denn mit dem Geld könnte er seinen Betrieb weiterlauf­en lassen.

Doch Anfang Mai hat er erfahren, dass es mit der „Überbrücku­ngshilfe III“nichts werden wird. Jetzt hofft der Pensionär, spätestens in den Pfingstfer­ien wieder aufsperren zu können.

Denn die Fixkosten von 2500 Euro im Monat für Miete, Strom und Versicheru­ngen für die Anlage mit 220 Zügen, 26 000 Bäumen, 5000 Personen und 260 Häusern könne er dann nicht mehr bezahlen. Zweieinhal­b Jahre Vorbereitu­ngszeit hat der Rentner in sein Lebenswerk investiert, die Anlage in achteinhal­b Monaten aufgebaut und 1999 eröffnet. „Da steckt ganz viel Herzblut drin“, sagt der Erbauer.

Bis zu 30 000 Besucher seien in guten Jahren nach Oberstaufe­nWengen gekommen, um die „Miniwelt“zu bestaunen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany