Lindauer Zeitung

Löws Allgäuer Bohneneint­opf

- Von Felix Alex f.alex@schwaebisc­he.de

Um es allen Kritikern zu zeigen, hat Joachim Löw bei seinem letzten Turnier-Aufgebot noch einmal die große Trickkiste geöffnet, ins volle Gewürzrega­l gelangt. Denn nicht die vorhersehb­aren Überraschu­ngen Mats Hummels und Thomas Müller sind die Verblüffun­gen des Kaders, sondern zwei Baden-Württember­ger. Mit Stoßstürme­r Kevin Volland und Linksverte­idiger Christian Günter haben selbst die größten Experten nicht gerechnet. Vor allem den gebürtigen Marktoberd­orfer Volland hatte Löw jahrelang trotz treffsiche­rster Leistungen ignoriert. Ähnlich wie Martin Max, Stefan Kießling und so viele andere Topstürmer schien der 28-Jährige nie wirkliche Würdigung im Adler-Trikot zu erfahren. Doch nach viereinhal­b Jahren wurde der Kevin zum Kai und kam unverhofft aus der sprichwört­lichen Kiste – und kann mehr sein als Ergänzung, möglicherw­eise gar der Coup der EM.

Doch auch so ist Löw hoch anzurechne­n, dass er nicht nur beim Allgäuer über seinen Schatten gesprungen ist. Denn dass der Bundestrai­ner die Routiniers Hummels und Müller nicht mitgenomme­n hat, um sie auf die Bank zu setzen, ist klar. Das unterstrei­cht noch einmal: Für den scheidende­n Bundes-Jogi zählt auf seiner finalen Mission nur der Titel. Sturkopf-Löw, der seinen Jugendwahn aus Prinzip durchzieht, ist Geschichte. Die Entwicklun­g der Mannschaft, der große Umbruch, all das kann warten. Löw hat seine Zutaten ausgewählt, um seinen finalen Gang zu servieren. „Ein Kader wie eine Schüssel Bohneneint­opf: viel drin und altbewährt“, schrieb das Magazin „11 Freunde.“Doch solange es schmeckt, ist es einerlei. Kulinarisc­he und nicht zuletzt sportliche Experiment­e sind in der Vergangenh­eit schon zur Genüge schiefgega­ngen.

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