Ein allzu stiller Abschied
Towerstars-Verteidiger Maximilian Kolb wechselt zu Ligakonkurrent Dresdner Eislöwen
- Die Liste der Abgänge beim DEL2-Club Ravensburg Towerstars nach der Saison 2020/2021 ist so lang, dass die Namen der einzelnen Spieler fast unterzugehen drohen. Doch das würde ganz besonders Maximilian Kolb keinesfalls gerecht werden. Fünf Jahre lang war der Verteidiger aus dem Kader der Towerstars nicht wegzudenken. Und weil fünf Jahre im Eishockey fast schon eine kleine Ewigkeit sind, fällt Kolbs Abschied doch etwas wehmütig aus – auch wegen der Phase, in der sein Wechsel zum Ligakonkurrenten Dresdner Eislöwen reifte.
Wer Maximilian Kolb trifft, kann sicher sein, dass er ein Lächeln im Gesicht trägt. Gut gelaunt, positiv gestimmt – so ist der 23-Jährige bekannt. Und deshalb freut er sich jetzt natürlich auf seine neue Aufgabe. Der Verteidiger wechselt zur neuen Saison zum DEL2-Club Dresdner Eislöwen. Dort eröffnet sich für ihn die Perspektive eines möglichen Aufstiegs. Denn die Eislöwen werden ab der kommenden Spielzeit zu denjenigen Zweitligisten gehören, die die Lizenz fürs Eishockey-Oberhaus beantragen. In Ravensburg sind sie dagegen noch längst nicht soweit, ihren Spielern solch eine Aussicht zu bieten. Deshalb sagt Kolb auch: „Dresden
hat sich sehr um mich bemüht und mich von ihrem Konzept überzeugt. Die Eislöwen bieten, neben der Aufstiegsoption, beste Spiel- und Trainingsmöglichkeiten. Mit der Mischung aus jungen und erfahrenen, etablierten Spielern, sowie einem erfolgreichen Trainer, sollte erst mal das Viertelfinale erreichbar sein“, sagt der gebürtige Füssener Kolb. Zudem sei Dresden „eine äußerst reizvolle Stadt“.
Restlos positiv gestimmt und glücklich scheint Maximilian Kolb in diesen Tagen aber doch nicht zu sein. Das hängt zum einen natürlich damit zusammen, wie seine fünf Jahre in Ravensburg sportlich zu Ende gegangen sind. Das Halbfinalaus gegen die Kassel Huskies wegen einer CoronaInfektion eines Mitspielers empfand Kolb als „mega schade“. Auch der Umstand, dass bis zuletzt keine Fans in der Halle dabei sein durften, drückte aufs Gemüt. „Da hätte ich mir einen schöneren Abschied vorgestellt“, sagt Kolb. Ein ausverkauftes Haus – das hätte ihm sehr gefallen. So wurde es zwangsweise ein allzu stiller, ja geradezu sprachloser Abschied.
Das habe aber auch am Verhalten der Towerstars-Verantwortlichen gelegen, klagt der scheidende Verteidiger. „Anfang des Jahres wurde mir von der Geschäftsführung ein langfristiger Vertrag in Aussicht gestellt. Zu der Zeit gab es parallel dazu attraktive Wechseloptionen, woraufhin ich die Towerstars-Organisation um Bedenkzeit bat, welche mir verständnisvoll eingeräumt wurde“, erklärt Kolb. Dann aber kündigte Geschäftsführer Rainer Schan an, zum Saisonende aufzuhören.
„Als der Mannschaft mitgeteilt wurde, dass neue Entscheidungsträger für die Geschäftsführung bestellt wurden, fand bedauerlicherweise über einen längeren Zeitraum kein weiterer Austausch mit mir statt. Dies bestätigte letztendlich meinen Wunsch nach einer neuen sportlichen Herausforderung“, sagt Kolb.
Maximilian Kolbs fünf Jahre in Ravensburg schlossen sich an seine Jugendzeit bei seinem Heimatverein EV Füssen und eine Saison beim damaligen
Towerstars-Verteidiger Maximilian Kolb über das coronabedingte Ende einer Saison
vor leeren Rängen Oberligisten ERC Sonthofen an. Wer ihm in der Spielzeit 2016/ 2017 erstmals das Vertrauen in der zweithöchsten Liga gab, hat Kolb nicht vergessen. Er nennt explizit Geschäftsführer Rainer Schan und Trainer Toni Krinner: „Die haben mir meinen sportlichen Aufstieg in die DEL2 ermöglicht.“Auch dem Hauptsponsor CHG Meridian ist Kolb sehr dankbar, weil er dort – als zweiter Spieler nach Simon Sezemsky – parallel zur Profikarriere eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvierte und sich so ein langfristiges berufliches Standbein schaffte.
234 DEL2-Hauptrundenspiele machte Kolb, der fast nie eine Partie verpasste, in fünf Jahren für die Towerstars. Als Höhepunkte nennt er natürlich den Meistertitel 2019 – und den Abschluss seiner Ausbildung bei der CHG. Sogar in der DEL durfte sich Kolb versuchen: 2018/2019 stand er einmal für den damaligen Kooperationspartner Schwenninger Wild Wings auf dem Eis und verewigte sich mit einem Assist.
In Dresden nimmt Kolb nun einen erneuten Anlauf, um vielleicht irgendwann wieder im EishockeyOberhaus spielen zu dürfen. Mit ihm wechselt auch Stürmer Yannick Drews nach Sachsen, der zwei Jahre lang das Trikot der Ravensburg Towerstars trug.
„Ich hätte mir einen schöneren Abschied
vorgestellt.“