IBO soll der Auftakt für Präsenzmessen sein
Die Messe Friedrichshafen plant mit der Rückkehr zum Kerngeschäft – Regionale Aussteller erleichtert
Die Begeisterung ist Rolf Hofer anzumerken. Der Projektleiter der Verbrauchermesse IBO in Friedrichshafen sprüht geradezu vor Energie. Was kein Wunder ist – waren er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter doch seit gut einem Jahr mit einem Quasi-Berufsverbot belegt. Die Corona-Pandemie hatte Präsenzmessen den Stecker gezogen. Die letzte große Veranstaltung der Messe Friedrichshafen war die Interboot im Herbst 2020.
Doch nun soll es wieder losgehen. Und die Internationale Bodenseemesse – kurz IBO – macht den Anfang. Deutschlandweit. „Alle Weichen stehen auf Öffnung, und wir gehen mit großem Tatendrang an die Umsetzung“, freut sich Hofer.
Das sah vor einer guten Woche noch anders aus. Öffnungsperspektiven? Fehlanzeige. Erst mit der am 14. Mai novellierten Corona-Verordnung der baden-württembergischen Landesregierung kehrte der Optimismus zurück. Diese sieht ein dreistufiges Öffnungskonzept unter besonderen Schutzmaßnahmen vor, wenn die Inzidenzen stabil unter dem Wert von 100 liegen. Messen dürfen ab Öffnungsstufe zwei ihre Tore öffnen – und zwar für einen Besucher pro 20 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Bei anhaltend positiver Entwicklung der Inzidenzwerte sinkt die Flächenrestriktion auf zehn Quadratmeter pro Besucher. Hofer hofft, das bis zum Start der IBO am 8. Juli zu erreichen.
Die Stadt Friedrichshafen hat bereits seit gut einer Woche den Inzidenzwert von 100 unterschritten. Hält der Trend, dürfte der IBO Friedrichshafen
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im Juli also nichts entgegenstehen. „Die Corona-Verordnung ist für die Messe Friedrichshafen ein Segen“, sagt der IBO-Projektleiter und lobt die Landesregierung. Schließlich ist Baden-Württemberg eines von nur vier Bundesländern, das Präsenzmessen – wenn auch unter Auflagen – erlaubt. Bei der IBO soll dann auch erstmals das von der Messe neu erarbeitete Schutz- und Hygienekonzept zur Anwendung kommen. Wichtigste Änderung: Zugangsberechtigt sind nur Personen, die entweder vollständig geimpft sind, die von einer Corona-Infektion genesen sind, oder die einen negativen Test vorweisen können, der nicht älter als 24 Stunden ist. Für die Messe Friedrichshafen ist die IBO nicht nur die lang ersehnte Rückkehr zum Kerngeschäft sondern auch ein Testballon, wie das Schutz- und Hygienekonzept in der Praxis funktioniert. Gerade im Hinblick auf die Eurobike, der aus wirtschaftlicher Sicht wichtigsten Veranstaltung der Messe Friedrichshafen, die deutlich größer als die regionale Verbrauchermesse IBO ist. Maximal 300 Aussteller könnten laut Hofer in den für die IBO zur Verfügung stehenden vier Hallen und dem Freigelände Platz finden. Aktuell hätten 240 Aussteller zugesagt.
Einige von ihnen hatten sich Anfang Mai mit einem dringlichen Appell an Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) und Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) gewand und die Wiedereröffnung des Messewesens, insbesondere der seit 1950 stattfindenden IBO, eingefordert. „Die IBO ist ein Schaufenster der regionalen Wirtschaft. Wir brauchen diese Plattform für neue Kundenkontakte, für Direktverkäufe, zur Personalgewinnung und zur Imagebildung“, begründete Michael Grossmann, Chef des Haushaltswarenhändlers Fritz Grossmann KG aus Friedrichshafen, den Vorstoß.
Grossmann und 16 weitere Unterzeichner verwiesen unter anderem auf das umfangreiche Hygiene- und Schutzkonzept der Messe Friedrichshafen, das eine Schlechterstellerung von Messen und Ausstellungen gegenüber dem Einzelhandel nicht rechtfertige.
Dass genau dieser Punkt zählt bestätigte Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Die von den Veranstaltern erarbeiteten Hygieneund Schutzkonzepte sind von großer Bedeutung, sonst wäre der Betrieb von Messe-, Ausstellungsund Kongresszentren nicht in die Öffnungsstufen zwei und drei der aktuellen Corona-Verordnung BadenWürttembergs aufgenommen worden“, sagte die CDU-Politikerin. Sie wolle sich deshalb dafür einsetzen, „dass zusätzlich zu den bereits bekanntgegebenen Öffnungsstufen und unter der Voraussetzung sinkender Inzidenzwerte weitere potenzielle Erleichterungen für die Durchführung von Messen, Ausstellungen und Kongressen in die im Juni anstehende nächste Überarbeitung der CoronaVerordnung Eingang finden“. Schließlich seien diese Veranstaltungen ein „unverzichtbares Instrument der Wirtschaftsförderung“. Messebetreiber wie die Messe Friedrichshafen und Aussteller dürften das mit Freude zur Kenntnis nehmen.