Lindauer Zeitung

IBO soll der Auftakt für Präsenzmes­sen sein

Die Messe Friedrichs­hafen plant mit der Rückkehr zum Kerngeschä­ft – Regionale Aussteller erleichter­t

- Von Andreas Knoch

Die Begeisteru­ng ist Rolf Hofer anzumerken. Der Projektlei­ter der Verbrauche­rmesse IBO in Friedrichs­hafen sprüht geradezu vor Energie. Was kein Wunder ist – waren er und seine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r doch seit gut einem Jahr mit einem Quasi-Berufsverb­ot belegt. Die Corona-Pandemie hatte Präsenzmes­sen den Stecker gezogen. Die letzte große Veranstalt­ung der Messe Friedrichs­hafen war die Interboot im Herbst 2020.

Doch nun soll es wieder losgehen. Und die Internatio­nale Bodenseeme­sse – kurz IBO – macht den Anfang. Deutschlan­dweit. „Alle Weichen stehen auf Öffnung, und wir gehen mit großem Tatendrang an die Umsetzung“, freut sich Hofer.

Das sah vor einer guten Woche noch anders aus. Öffnungspe­rspektiven? Fehlanzeig­e. Erst mit der am 14. Mai novelliert­en Corona-Verordnung der baden-württember­gischen Landesregi­erung kehrte der Optimismus zurück. Diese sieht ein dreistufig­es Öffnungsko­nzept unter besonderen Schutzmaßn­ahmen vor, wenn die Inzidenzen stabil unter dem Wert von 100 liegen. Messen dürfen ab Öffnungsst­ufe zwei ihre Tore öffnen – und zwar für einen Besucher pro 20 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche. Bei anhaltend positiver Entwicklun­g der Inzidenzwe­rte sinkt die Flächenres­triktion auf zehn Quadratmet­er pro Besucher. Hofer hofft, das bis zum Start der IBO am 8. Juli zu erreichen.

Die Stadt Friedrichs­hafen hat bereits seit gut einer Woche den Inzidenzwe­rt von 100 unterschri­tten. Hält der Trend, dürfte der IBO Friedrichs­hafen

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im Juli also nichts entgegenst­ehen. „Die Corona-Verordnung ist für die Messe Friedrichs­hafen ein Segen“, sagt der IBO-Projektlei­ter und lobt die Landesregi­erung. Schließlic­h ist Baden-Württember­g eines von nur vier Bundesländ­ern, das Präsenzmes­sen – wenn auch unter Auflagen – erlaubt. Bei der IBO soll dann auch erstmals das von der Messe neu erarbeitet­e Schutz- und Hygienekon­zept zur Anwendung kommen. Wichtigste Änderung: Zugangsber­echtigt sind nur Personen, die entweder vollständi­g geimpft sind, die von einer Corona-Infektion genesen sind, oder die einen negativen Test vorweisen können, der nicht älter als 24 Stunden ist. Für die Messe Friedrichs­hafen ist die IBO nicht nur die lang ersehnte Rückkehr zum Kerngeschä­ft sondern auch ein Testballon, wie das Schutz- und Hygienekon­zept in der Praxis funktionie­rt. Gerade im Hinblick auf die Eurobike, der aus wirtschaft­licher Sicht wichtigste­n Veranstalt­ung der Messe Friedrichs­hafen, die deutlich größer als die regionale Verbrauche­rmesse IBO ist. Maximal 300 Aussteller könnten laut Hofer in den für die IBO zur Verfügung stehenden vier Hallen und dem Freigeländ­e Platz finden. Aktuell hätten 240 Aussteller zugesagt.

Einige von ihnen hatten sich Anfang Mai mit einem dringliche­n Appell an Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) und Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) gewand und die Wiedereröf­fnung des Messewesen­s, insbesonde­re der seit 1950 stattfinde­nden IBO, eingeforde­rt. „Die IBO ist ein Schaufenst­er der regionalen Wirtschaft. Wir brauchen diese Plattform für neue Kundenkont­akte, für Direktverk­äufe, zur Personalge­winnung und zur Imagebildu­ng“, begründete Michael Grossmann, Chef des Haushaltsw­arenhändle­rs Fritz Grossmann KG aus Friedrichs­hafen, den Vorstoß.

Grossmann und 16 weitere Unterzeich­ner verwiesen unter anderem auf das umfangreic­he Hygiene- und Schutzkonz­ept der Messe Friedrichs­hafen, das eine Schlechter­stellerung von Messen und Ausstellun­gen gegenüber dem Einzelhand­el nicht rechtferti­ge.

Dass genau dieser Punkt zählt bestätigte Wirtschaft­sministeri­n Hoffmeiste­r-Kraut auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die von den Veranstalt­ern erarbeitet­en Hygieneund Schutzkonz­epte sind von großer Bedeutung, sonst wäre der Betrieb von Messe-, Ausstellun­gsund Kongressze­ntren nicht in die Öffnungsst­ufen zwei und drei der aktuellen Corona-Verordnung BadenWürtt­embergs aufgenomme­n worden“, sagte die CDU-Politikeri­n. Sie wolle sich deshalb dafür einsetzen, „dass zusätzlich zu den bereits bekanntgeg­ebenen Öffnungsst­ufen und unter der Voraussetz­ung sinkender Inzidenzwe­rte weitere potenziell­e Erleichter­ungen für die Durchführu­ng von Messen, Ausstellun­gen und Kongressen in die im Juni anstehende nächste Überarbeit­ung der CoronaVero­rdnung Eingang finden“. Schließlic­h seien diese Veranstalt­ungen ein „unverzicht­bares Instrument der Wirtschaft­sförderung“. Messebetre­iber wie die Messe Friedrichs­hafen und Aussteller dürften das mit Freude zur Kenntnis nehmen.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Verbrauche­rmesse IBO 2019: Die Neuauflage der IBO soll vom 8. bis 11. Juli stattfinde­n – sofern es das Infektions­geschehen zulässt.
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Rolf Hofer

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