Lindauer Zeitung

US-Vorschlag befeuert Hoffnung auf globale Mindestste­uer für Firmen

Für große Konzerne soll sich die Flucht in Niedrigste­uerländer nicht mehr lohnen – Scholz rechnet mit Einigung noch im Sommer

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(dpa) - Im Ringen um eine globale Steuerrefo­rm mit Mindestste­uern für große Konzerne wächst die Chance auf eine Einigung. Deutschlan­d und Frankreich äußerten sich am Freitag positiv zum Vorschlag der US-Regierung, einen weltweiten Mindestste­uersatz von wenigstens 15 Prozent einzuführe­n.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sprach vor einem Treffen der EuroFinanz­minister in Lissabon sogar von einem Durchbruch. „Es ist mehr als realistisc­h, dass in der Frage der Mindestbes­teuerung von großen Konzernen eine internatio­nale Verständig­ung

gelingt“, sagte er. Er rechne mit einer Einigung noch in diesem Sommer.

Die globale Mindestste­uer für internatio­nal tätige Unternehme­n soll dem globalen Wettrennen um den niedrigste­n Steuersatz ein Ende setzen. Nach Ansicht von Kritikern nutzen viele große Konzerne alle legalen Möglichkei­ten, um Gewinne nach Bedarf über den Globus zu verschiebe­n und damit möglichst wenig Steuern zu zahlen. Für Ärger sorgt auch, dass viele, vor allem übers Internet tätige Konzern dadurch zu wenig Abgaben in den von ihnen bedienten Märkten zahlen.

Die globale Steuerrefo­rm soll dafür sorgen, dass den Ländern weniger Einnahmen entgehen und dass sie sich wichtige Investitio­nen leisten können. Dabei gehe es etwa um Mittel für Bildung, Universitä­ten oder Forschung, aber auch für den Kampf gegen den Klimawande­l, sagte Scholz. „Ein Steuersenk­ungswettbe­werb, bei dem am Ende ein Ergebnis rauskommt, bei dem niemand mehr in der Lage ist, die öffentlich­en Ausgaben zu finanziere­n, kann nicht gut ausgehen“, betonte er.

Die US-Regierung hatte den Steuersatz von wenigstens 15 Prozent bei Verhandlun­gen im Rahmen der Organisati­on

für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) vorgeschla­gen. Sie seien „eine Untergrenz­e und die Diskussion­en sollten fortgesetz­t werden, um ehrgeizig zu sein und den Steuersatz zu erhöhen“, hieß es.

Scholz bezeichnet­e die 15 Prozent als „ambitionie­rten Ansatz“und großen Fortschrit­t. Frankreich­s Finanzmini­ster Bruno Le Maire sprach von einem guten Kompromiss. Es gehe weniger um den Steuersatz an sich als darum, dass die Zeit dränge. Wichtig sei, dass die Einigung für die Mindestste­uer und auch über eine Digitalste­uer so schnell wie möglich komme

– spätestens während des Treffens der G20-Finanzmini­ster im Juli.

US-Finanzmini­sterin Janet Yellen hatte sich bereits Anfang April für eine globale Mindestste­uer ausgesproc­hen und wollte dafür auch im Rahmen der Gruppe der G20-Staaten werben. Das Ziel sei es, sich im Umgang mit den Konzernen nicht gegenseiti­g zu unterbiete­n, sagte sie. Die frühere US-Regierung unter ExPräsiden­t Donald Trump hatte Bemühungen um einen globalen Mindestste­uersatz immer wieder abgelehnt. Sie fürchtete, dass internatio­nal tätige US-Konzerne dadurch schlechter­gestellt würden.

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